Wortschatz Bibliothek. Heute: Schuber, der;

In unserer Rubrik wollen wir heute einen Begriff vorstellen, der vielen sicher geläufig ist, über den es aber auch bibliothekarisch Interessantes zu berichten gibt.

Bei der Suche in Bibliothekskatalogen oder bibliothekarischen Suchportalen hat mancher oder manche vielleicht schon einmal den Hinweis im Schuber gefunden. Na klar: ein Schuber ist ein Karton, in den ein oder mehrere Bücher, Zeitschriften oder Hefte eingeschoben sind. Gerade im Buchhandel wird eine solche Verpackung oft bunt gestaltet und vor allem zu verkaufsfördernden Zwecken nicht nur bibliophiler Bücher verwendet.

In der Bibliothek „schubern“ wir Medien manchmal auch, wenn sie ursprünglich nicht in einer solchen Verpackung verkauft wurden. Dabei sind die von uns verwendeten Schuber weder bibliophil noch künstlerisch gestaltet, sondern grau und unscheinbar. Aber ihre Funktion ist besonders wichtig: sie sind stabil, schützen vor Licht und sind aus säurefreiem Material. So kann die Bibliothek besonders schützenswerte Bücher, Hefte, einzelne lose Schriften und anderes empfindliches Schriftgut langfristig bewahren. Damit erklärt sich auch, warum Sie Medien „im Schuber“ aus dem Magazin bestellen müssen und nur im Lesesaal benutzen können.

Sabine Ziebarth

Forschungsdaten finden – ein Angebot der Fachinformationsdienste

In gedruckten und elektronischen (Text-)Publikationen wird zumeist das Ergebnis eines Projektes und dazugehörige Daten in nur eingeschränkt nachnutzbarer Form veröffentlicht. Oder in einem Artikel wird auf die erhobenen Forschungsdaten über einen persistenten Identifier verlinkt, der zum Datensatz führt.

Einen weiteren Einstieg für die Recherche nach Daten bietet forschungsdaten.info, das deutschsprachige Informationsportal zu Forschungsdatenmanagement (FDM). Über diese Plattform gelangen Sie zu verschiedenen Fachinformationsdiensten (FID), die disziplinspezifische Services bieten. Nach Fachbereichen gegliedert, gelangen Sie komfortabel zu fachbezogenen Repositorien, in denen Sie nach geeigneten Datensätzen suchen können. In der Regel werden diese Interessierten nach den FAIR-Prinzipien (Findable, Accessible, Interoperable and Reusable) zugänglich gemacht.

Beispielsweise gelangen Sie über die Sozial- und Rechtswissenschaften zu dem FID Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung, der auf die Datenbestände im Fachportal Pädagogik und den Verbund Forschungsdaten Bildung verlinkt. Je nach Plattform können Sie unter anderem über Schlagwörter, Analyseeinheiten, datenhaltende Institution, Erhebungseinheiten, Erhebungsverfahren oder Datentyp filtern. Achten Sie bei den recherchierten Forschungsdaten auf verschiedene Qualitätsmerkmale, die für Ihre eigene Arbeit hilfreich sind und zu den Grundsätzen guter wissenschaftlicher Praxis zählen: persistente Identifikatoren, Metadaten, Download- und Exportmöglichkeiten, Beschreibung des Datensatzes, Zugriffsmöglichkeiten und Lizenzen.

Ergänzend sei auf das global angelegte Open-Science-Verzeichnis Re3data (Registry of Research Data Repositories) hingewiesen, über das fachbezogene Datenbanken recherchiert werden können.

Ulrike Trenkmann

Medizinische Amploniana-Handschrift im Stadtmuseum

Im Stadtmuseum Erfurt werden in einer speziellen Buchvitrine regelmäßig Handschriften der Bibliotheca Amploniana ausgestellt.
Beim aktuell gezeigten Codex Dep. Erf., CA 4° 173 aus dem 13. Jahrhundert handelt es sich um eine „Articella-Handschrift“*, also einen zur sog. Articella („Kleine Kunst“) zusammengestellten Kanon medizinischer Schriften, welcher das zentrale Lehrbuch für Medizinstudenten bis ins 16. Jahrhundert bildete. In den nächsten sechs Wochen wird das Blatt 42 recto (rechte Seite) gezeigt, danach für sechs Wochen das Blatt 11 verso (linke Seite).

Machen Sie sich selbst ein Bild von der sehenswerten Originalhandschrift aus Pergament im
„Haus zum Stockfisch“, Johannesstraße 169
Dienstag bis Sonntag 10.00 bis 18.00 Uhr.

 

*Zum Thema „Articella-Handschriften“ sind bereits mehrere Blog-Beiträge erschienen:
https://www2.uni-erfurt.de/bibliothek/blog/die-articella-handschriften-der-amploniana-eine-mittelalterliche-lehrbuchsammlung/
https://www2.uni-erfurt.de/bibliothek/blog/die-articella-handschriften-der-amploniana-und-ihre-franzoesische-herkunft/
https://www2.uni-erfurt.de/bibliothek/blog/der-buchschmuck-in-den-articella-handschriften/
https://www2.uni-erfurt.de/bibliothek/blog/amplonius-ein-strategischer-buechersammler-ein-leben-lang/

 

Dr. Katrin Ott, Leiterin des Bereichs Sondersammlungen der Universitätsbibliothek Erfurt

Bibliotheken sind mehr als Bücherspeicher und ruhige Lernorte …

Längst sind wissenschaftliche und öffentliche Bibliotheken nicht mehr nur Bücherspeicher, sondern stehen mit ihren digitalen, beratenden und räumlichen Angeboten Lehre und Forschung, Leseförderung und Medienbildung sowie allgemeinen Informationsbedürfnissen offen. Meinungsvielfalt und Neutralität sind dabei oberstes Gebot.

Vom 24.-27.06.2025 findet im Messe- und Congress Centrum Bremen der diesjährige Bibliothekskongress statt. Unter dem Motto #BibliothekenEntschlossenDemokratisch lädt der Kongress zur Auseinandersetzung mit aktuellen Herausforderungen einer Gesellschaft im Umbruch und den damit verbundenen Zukunftsfragen des Bibliotheks- und Informationssektors ein.

Wenn Sie einmal wissen wollen, welche Fragestellungen im Bibliothekswesen diskutiert werden, lohnt sich ein Blick ins Programm.

Wir machen blau!

Mit der Redewendung „blaumachen“ dürfte jedermann vertraut sein. Sie wird benutzt, wenn die Schule geschwänzt wird oder man unentschuldigt dem Arbeitsplatz fernbleibt.
Ihren Ursprung hat die Redewendung im Mittelalter und hat mit einer gerade in Thüringen und besonders auch in Erfurt bekannten Pflanze, dem Waid (auch Färber-Waid Isatis Tinctoria) zu tun.

Foto: Dr. Katrin Ott

Angebaut wurde Waid im Erfurter Umland. Die Blätter wurden nach der Ernte in speziellen Waidmühlen zu einem Brei zerquetscht. Auf Haufen gekippt gärte das Gemisch etwa zwei Wochen lang, anschließend wurden daraus Kugeln geformt und getrocknet. Die Waidkugeln wurden von den Färbern gekauft, welche sie im Färbebad, der Küpe, mit abgestandenem Urin begossen und bei schönem und heißem Wetter vor sich hin gären ließen.
Wenn dieses Färbebad nach einigen Tagen eine gelblich-grüne Farbe mit strengem Geruch annahm, wurden die Stoffe hineingelegt und färbten sich ebenfalls gelb. Erst beim Herausnehmen und Trocknen an der Luft wurden sie blau.
Außer dem Aufhängen der Stoffe hatten die Färber an diesem Tag, meist einem Montag, nicht viel zu tun – sie machten blau. Einer anderen Erklärung nach beschleunigten die Färber den Färbeprozess durch Zugabe von durch Biergenuss „optimierten“ Urin, waren also selber „blau“.
Der Abbau von Waid und dessen weitere Verarbeitung bis hin zum Färben von Leinen brachte den Städten mit Waidanbau und -handel im Mittelalter Arbeitsplätze und Wohlstand, den erst die billigere Nutzung der Indigopflanze stoppte. Die Indigopflanze (Indigofera tinctoria) wurde ab dem frühen 17. Jahrhundert importiert und war wesentlich ergiebiger, bis auch sie durch die noch preiswertere industrielle synthetische Farbstoffgewinnung abgelöst wurde.

Die Blüte des Waids sehen wir hier auf in einem Druck aus unserem Altbestand: in „Johannis Hieronymi Kniphofs, … Botanica In Originali Pharmacevtica Das ist: Lebendig-Officinal-Kräuter-Buch …“ aus dem Jahr 1733 (UB Erfurt, Dep. Erf., 13-Ma. 4° 24b (1), Tafel 72).

Johann Hieronymus Kniphof druckte diesen Band in der Druckerei  von Johann Michael Funcke. Das Besondere war die die Verwendung des Naturselbstdrucks, bei dem die Pflanze selbst präpariert und dann als Druckform genutzt wurde. Diese Formen erlaubten nur wenige Druckgänge; über die genaue Vorbereitung der Formen und den Druckvorgang damit gibt es keine Notizen von Kniphof und Funcke, dies blieb ihr Geheimnis.

 

Andrea  Langner

 

Foto der Waidpflanze: Dr. Katrin Ott

 

 

Thüringer FDM-Tage

Die Thüringer FDM-Tage sind eine jährlich stattfindende Veranstaltungsreihe, in deren Rahmen die Universitäten in Thüringen unter einem bestimmten Motto verschiedene Vorträge und Workshops zum Thema Forschungsdatenmanagement anbieten. Diese haben in erster Linie lokalen Bezug zu den jeweiligen Standorten, sind aber immer auch für Forschende und andere Interessierte offen.

Auch im Jahr 2025 findet am 18. und 19. Juni eine weitere Auflage der Thüringer FDM-Tage statt – erneut als zweitägige Online-Konferenz. Erstmals wird die Veranstaltung vollständig in englischer Sprache durchgeführt.

Der erste Tag startet mit einer Einführung in das Forschungsdatenmanagement, gefolgt von der Verleihung des FAIRest Dataset Award und schließt mit einem Überblick über die aktuellen Thüringer Aktivitäten im Bereich Forschungsdatenmanagement ab.
Unter dem Motto „Empowering Research – Tools und Thüringer Praxisbeispiele“ stehen am zweiten Konferenztag Softwarelösungen zur kollaborativen Zusammenarbeit im Umgang mit Forschungsdaten im Mittelpunkt, ergänzt durch Erfahrungsberichte aus der praktischen Anwendung.

Weitere Informationen: