Transformationsverträge

Viele, sehr viele Menschen führen den Begriff der Transformation derzeit im Munde. Gemeinhin wird darunter ein grundlegender und dauerhafter Wandel, ein regelrechter Systemwechsel verstanden, bei dem die Digitalisierung ihre Hand im Spiel hat. Das gilt auch für die Wissenschaft, wenn beispielsweise aktuelle Tendenzen in der Verfügbarmachung von Forschungsergebnissen in den Blick genommen werden. Traditionell werden wissenschaftliche Erkenntnisse über Beiträge in gedruckten und elektronischen Zeitschriften oder Büchern verbreitet, die von Bibliotheken für ihre Nutzer*innen (vor Ort) erworben werden. Die Digitalisierung macht es möglich, Forschungsergebnisse auch ortsunabhängig, open access im Internet für eine globale community zugänglich zu machen.

Die Transformation vom ortsabhängigen closed access zum ortsunabhängigen open access ist weltweit politisch gewollt und wird u.a. in Form von sog. Transformationsverträgen zwischen global operierenden großen Verlagen und nationalen Konsortien umgesetzt. Davon gibt es inzwischen 310 in 31 Ländern mit 44 Verlagen.

Im Rahmen eines mehrjährigen Transformationsvertrags wird die vom Vertragsnehmer Bibliothek (welche im Auftrag ihrer Hochschule handelt) zu entrichtende Gebühr doppelt beziffert – einmal real auf der Basis des herkömmlichen closed access-Portfolios und einmal fiktiv: hier werden die Kosten aufsummiert, welche für alle Publikationen von Mitgliedern der eigenen Hochschule in Zeitschriften anfallen würden, die Vertragsgegenstand sind. Während der Vertragslaufzeit dürfen die Wissenschaftler*innen nämlich kostenfrei publizieren, wobei sie aufgefordert sind, dies open access zu tun. Gleichzeitig können die Hochschulen die Publikations(kosten)entwicklung vor Ort beobachten und eruieren, ob ein Folgevertrag, der nur noch die open access-Publikationskosten fakturiert, finanzierbar wäre.

Erste Beobachtungen weisen auf ein erhöhtes Publikationsaufkommen und erhebliche Kostenverschiebungen, nicht nur in publikationsstarken Einrichtungen. Ob es mit entsprechenden Umverteilungen auf lokaler Ebene getan ist oder ob es einer regulierenden externen Hand bedarf, muss sich herausstellen.

Subscribe to open

… ist ein aktuelles Geschäftsmodell des Buchhandels und kann umgangssprachlich mit „Abonnement to go Open Access“ umschrieben werden. Im Unterschied zu herkömmlichen Abonnements dient die Gebühr, welche Privatpersonen oder Bibliotheken entrichten, nicht der Finanzierung der Lieferung der einzelnen Hefte einer Zeitschrift an die zahlende Person oder Institution bzw. der Einrichtung eines Zugriffs auf eine elektronische Version der Zeitschrift für die Genannten, sondern der Finanzierung der Veröffentlichung aller Beiträge der Zeitschrift, welche dann Open Access öffentlich verfügbar gemacht werden.

Für Bibliotheken ist Subscribe to open eine verblüffend einfache Begegnung mit der Transformation des wissenschaftlichen Publizierens von der eingeschränkten hin zur uneingeschränkten Verfügbarkeit, da die Bearbeitung eines Subscribe to open-Abonnements nahtlos bis unmerklich in bestehende Geschäftsgänge integriert werden kann. Bisher sind Subscribe to Open-Abonnements noch Ausnahmen im Bibliotheksalltag; mit sogenannten Transformationsverträgen dominieren kompliziertere Formen des Umgangs mit der Transformation. Aber dazu später einmal mehr.

 

Gut zu wissen

Die Universität Erfurt nimmt neben vielen anderen Universitäten, Fachhochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen am sogenannten DEAL-Vertrag mit Springer Nature teil. Die Mitglieder der Universität erhalten darüber Zugriff auf die elektronischen Zeitschriften des Verlags Springer Nature.

Außerdem sind die Publikationsgebühren für Open Access Veröffentlichungen in diesen Zeitschriften Teil der Lizenzgebühren, die von der Universität ohnehin übernommen werden. In Einzelfällen werden sie der Universität als Lizenznehmer separat in Rechnung gestellt. Das bedeutet, dass Autor*innen unserer Universität keine Verlagsrechnung über allfällige Publikationsgebühren erhalten und sich auch nicht mehr um entsprechende Fördermittel kümmern müssen.

Wer es genauer wissen will, darf gerne an folgendem Webinar teilnehmen:

Open Access-Publikationen suchen und finden

Open Access ist der freie Zugang zu wissenschaftlicher Literatur und anderen Materialien im Internet. Freier Zugang bedeutet auch, dass diese Literatur unabhängig von Erwerbungsaktivitäten von Bibliotheken verfügbar ist und in der Regel nur in Auswahl in Bibliothekskatalogen nachgewiesen ist.
Im Online-Katalog der UB Erfurt sowie im Suchportal Discovery sind bereits viele Open-Access-Publikationen nachgewiesen, darunter Titel aus DOAB*, OAPEN* oder  OA-Veröffentlichungen einzelner Verlage wie De Gruyter, Nomos und JSTOR.
Open Access verfügbare Zeitschriften und Datenbanken sind in der EZB und DBIS zu finden („grüne Titel“).
Das Angebot an frei verfügbarer wissenschaftlicher Literatur ist jedoch viel größer. Für die spezifische Recherche nach diesen Publikationen stehen, abseits von Google oder Google Scholar, viele verschiedene Such- (und Find-)werkzeuge zur Verfügung. Eine Auswahl haben wir Ihnen auf einer Webseite der Bibliothek zusammengestellt:

https://www.uni-erfurt.de/bibliothek/suchen-und-finden/e-ressourcen/open-access

Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen beim Stöbern nach wissenschaftlicher und frei verfügbarer Literatur!

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DOAB: Directoy of Open Access Books: Verzeichnet wissenschaftliche qualitätsgeprüfte Open-Access-Bücher
OAPEN: Bietet freien Zugang zu wissenschaftlichen Open-Access-Büchern, vorrangig aus den Geistes- und Sozialwissenschaften

Klassiker der Soziologie : von Comte bis Weber

Mit der neuen Open-Access-Sammlung Klassiker der Soziologie bestätigt der Fachinformationsdienst (FID) Soziologie eine seiner wesentlichen Aufgaben, nämlich die Verbesserung der wissenschaftlichen Informationsversorgung innerhalb der Soziologie. Digitalisiert wurden zum Standardkanon der Soziologie gehörende Titel, die bisher noch nicht Open Access verfügbar waren – wenn möglich in Erstauflage und Originalsprache und zumeist aus Beständen der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln. Zu finden sind Schriften aus dem Zeitraum von 1826 bis in das späte 20. Jahrhundert, etwa von Auguste Comte, Émile Durkheim, Friedrich Engels, Karl Marx, Karl Mannheim, George Herbert Mead, Franz Oppenheimer, Vilfredo Pareto, Georg Simmel, Herbert Spencer, Ferdinand Tönnies sowie Max Weber.
Die Werke sind vollständig durchsuchbar. Außerdem soll die Sammlung beständig erweitert werden.
Ein Überblick über das Angebot sowie Hinweise zur Nutzung sind auf der Homepage des Sammlungsportals zu finden.

Quelle: https://www.ub.uni-koeln.de/sammlungen/soziologie/index_ger.html

Die Transcript Open Library Politikwissenschaften – Wissen neu erschlossen

Es stimmt schon: die Digitalisierung bringt viel Neues. Mit der jetzt in unserem Bestand nachgewiesenen Transcript Open Library Politikwissenschaften (Titelliste) hat die Universitätsbibliothek zum ersten Mal an einer eAuction teilgenommen und eine Kollektion von E-Books freigekauft. Wie das?

Der Transcript-Verlag und die auf den Vertrieb von Open Access-E-Books spezialisierte Plattform Knowledge Unlatched (KU) haben eine Kollektion von allgemein interessierenden politikwissenschaftlichen Titeln zusammengestellt, die sie Bibliotheken im Rahmen einer eAuction gegen eine Gebühr zum Erwerb als Open Access-E-Books angeboten haben. Die Universitätsbibliothek Erfurt war hier einer unter vielen Bietern und hat dazu beigetragen, dass die ursprünglich angesetzte Gebühr markant gefallen ist. Die auf diesem Weg erworbenen E-Books sind weltweit und nicht wie sonst üblich nur für die Nutzer der zahlenden Einrichtung freigeschaltet. Man kann durchaus von einem Freikauf sprechen, da die investierte Gebühr die E-Books für den Open Access entriegelt / unlatched hat.