Raritäten 2: Autograph von Otfried Preußler

Die Kinderbuchklassiker des Autors Otfried Preußler (1923 – 2013) wie „Die kleine Hexe“, „Das kleine Gespenst“, „Der Räuber Hotzenplotz“ oder „Krabat““ kennen viele von Ihnen und sind wahrscheinlich damit aufgewachsen. Diese finden Sie selbstverständlich auch in der Bibliothek und können sie ausleihen. Ein ganz besonderes Exemplar zählt aber ebenfalls zu unserem Bestand: das Buch „Ich bin ein Geschichtenerzähler“ enthält einen Autographen von Otfried Preußler, also einen von ihm eigenhändig ins Buch eingetragenen Text. Dieser wurde bei der Einarbeitung des Titels zufällig entdeckt. Eine echte Rarität!

Der Autograph

 

 

 

 

 

Eintrag im OPAC; Signatur 60-00184

Valentina Tischer

Wortschatz Bibliothek: Verbrauchsliteratur

Google kennt das Wort nicht und bietet stattdessen den Begriff „Gebrauchsliteratur“ an. Auf den ersten Blick ist das nicht hilfreich. Jedoch eignet sich das Begriffspaar Gebrauch / Verbrauch gut zur Erläuterung dessen, was Bibliotheken anbieten und was sie nicht anbieten.

Mit Verbrauchsliteratur werden Medien bezeichnet, die infolge ihrer Nutzung eine Zustandsänderung dergestalt erfahren, dass sie gar nicht mehr, in anderer Form oder in anderem Umfang vorhanden sind. Klassische Verbrauchsmedien sind Spiele oder Tests. Bücher zählen darunter, wenn sie wie Schüler- oder Lehrerhandreichungen über interaktive Bestandteile verfügen, deren Nutzung dann zur beschriebenen Zustandsänderung führt.

Verbrauchsliteratur findet sich nicht in Wissenschaftlichen Bibliotheken, da deren Aufgabe darin besteht, Medien zum unverän-derlichen, nachhaltigen Gebrauch für ihre Nutzer*innen zu erwerben und vorzuhalten. Diese Medien werden im Katalog nachgewiesen und, sollten sie entsprechende Gebrauchsspuren aufweisen, repariert oder ersetzt.

Franziska Wein

 

Bienchen, summ herum – zum Weltbienentag am 20. Mai

Bienenkönigin, LA. 4° 322 (2)

In diesem Jahr mussten wir geduldig auf den Frühling und die ersten Flugversuche der Bienen warten. Mit dem Anstieg der Temperaturen über ca. 12 °C sind auch unsere Honigbienen (Apis mellifera) wieder unterwegs, um Pollen zur Ernährung zu sammeln und eine wichtige Aufgabe für unsere Landwirtschaft zu übernehmen, nämlich die Bestäubung von Blüten. Da Honigbienen – im Gegensatz zu Hummeln und den meisten anderen Wildbienen – blütentreu sind und immer nur eine Blütenpflanzenart anfliegen, solange diese genug Nektar hat, ist das für die Bestäubung dieser Pflanzenart enorm wichtig.

Bienenstöcke im „Hortus sanitatis“, I. 4° 354

Wer sich weiter über die Lebensweise von Honig- und Wildbienen informieren möchte, kann viele lesenswerte Beiträge im Internet finden, z. B. beim NABU, bei Stadtbienen.org  oder Wildbienen.de.

Geräte zur Pflege von Bienen, LA. 4° 322 (1)

Doch schon vor hunderten von Jahren wusste man um den Nutzen und die Wohltaten der Bienen und des Honigs und gab Informationen über ihr Leben und auch  Ratschläge zur Haltung weiter. In einer Inkunabel (I 4° 354) aus dem Jahr 1497 mit dem Titel „Hortus sanitatis …“ gibt es u.a. kolorierte Holzschnitte von Bienen und zwei aus Baumstämmen gefertigten „Bienenstöcken“ mit Einflugloch unten.

In einem Sammelband liegen uns gleich zwei umfangreiche Werke zur Imkerei vor: „Die rechte Bienen Kunst : Aus bewehrter erfahrung zusammen geschrieben …“ , LA. 4° 322 (1), von Caspar Höffler aus dem Jahr 1614 und „M. Johannis Coleri Nützlicher bericht von den Bienen oder Im[m]en …“ von Johann Coler, LA. 4° 322 (2) von 1611.  Auf der Abbildung sehen wir allerhand nützliche Gerätschaften für die Imkerei.

 

Noch einmal haben wir „M. Caspar Höfflers Rechte Bienen-Kunst …“   (40-03119) in unserem Bestand, „vermehret und verbessert“ (1741) durch Pfarrer Christoph Schrot. Im vorliegenden Band hat einer der Vorbesitzer zu den zahlreichen Illustrationen noch seine eigenen Anmerkungen notiert und bemerkenswerte Aussagen unterstrichen.

Wie fange ich ein schwärmendes Bienenvolk ein? 40-03119

 

Sie können gern in den Digitalisaten stöbern oder (noch besser) die Originale mit ihren exemplarbezogenen Besonderheiten im Sonderlesesaal der UB Erfurt anschauen. Dafür gibt es dann ein Fleißbienchen!

Andrea Langner

 

Am 10. Mai vor 90 Jahren: Bücherverbrennung

Am 10. Mai 1933 verbrannten die Nationalsozialisten in zahlreichen deutschen Universitätsstädten auf öffentlichen Plätzen tausende Bücher aus öffentlichen und privaten Bibliotheken. Es handelte sich um die Werke von über 300 unerwünschten Autoren, darunter viele jüdische Schriftsteller.

Für den Berliner Bebelplatz (bekannt als Opernplatz, damals Kaiser-Franz-Joseph-Platz) wurde 1995 vom israelischen Künstler Micha Ullman ein Denkmal als Erinnerung geschaf-fen: ein unterirdischer etwa 5 m tiefer Raum mit leeren Bücherregalen, in die genau 20.000 Bände passen – die Anzahl der vor 90 Jahren an diesem Ort verbrannten Bücher. Man kann ihn nicht betreten, aber durch eine in den Platz eingelassene Glasplatte betrachten. Die Internetseite der Stadt Berlin zeigt Fotos von damals und heute (Bilder 6 -12).
Damit Sie sich die Menge vorstellen können, ein Vergleich: 20.000 Bücher füllen etwa 55 Doppelregale / 666 Regalmeter in unserer UB.

Neben der Glasplatte kann man lesen, wofür dieses Denkmal steht:
Das war ein Vorspiel nur,
dort
wo man Bücher verbrennt,
verbrennt man am Ende auch Menschen.
(Heinrich Heine 1820)
In der Mitte dieses Platzes verbrannten am 10. Mai 1933 nationalsozialistische Studenten die Werke hunderter freier Schriftsteller, Publizisten, Philosophen und Wissenschaftler.

In der folgenden Zeit fanden Bücherverbrennungen in vielen weiteren Städten statt, in Erfurt am 29.06.1933. Die Ereignisse in Thüringen kann man hier nachlesen.

Marion Herzberg

Kunst im Treppenhaus: Telefonbuch (in Farben)

Die farbenfrohe Gestaltung im internen Treppenhaus der Universitätsbibliothek ist ein Blickfang, aber möglicherweise noch nicht vielen bekannt. Dieser Blogbeitrag soll ihr die volle Aufmerksamkeit widmen.

Ausgangspunkt war die Ausstellung „The Ironic Turn. Kanadische Kunst der Gegenwart“ in der Kunsthalle Erfurt im Sommer 2003, die unter anderem Werke des Künstlers Garry Neill Kennedy (1935-2021) zeigte. Kennedy wollte auf künstlerische Weise die beiden Partnerstädte Erfurt und Shawnee in eine Beziehung setzen. Dies gelang ihm mit der Verwendung und bildhaften Darstellung von Namen aus den Telefonbüchern beider Städte, die einen farbbasierten Namen tragen, z.B. Braun (Brown), Weiss (White) oder Schwarz (Black).
Als Hintergrund für die einfarbigen Gemälde verwandte er zwei Farben, die für beide Städte historisch und bis heute große Bedeutung haben: für Erfurt das Waidblau und für Shawnee ein bestimmtes Rot.

Für Erfurt gibt es 39 Gemälde, d.h. 39 Farbnamen von insgesamt etwa 800 Einwohnern in Erfurt. Das größte ist 164 cm lang und repräsentiert den Farbnamen Braun (115 Namenseinträge). Es gibt auch Farbnamen, die nur ein einziges Mal im Telefonbuch auftauchten, z.B. Braunroth und Golde. Sie werden durch Leinwände mit 15 cm Seitenlänge dargestellt.
Die Hauptquelle für das Aufspüren der Namen war für den Künstler die Suchfunktion von www.infospace.com.

Der Universität wurde die Präsentation für Erfurt freundlicherweise nach Beendigung der Ausstellung überlassen, und Kennedy selbst hat sie im Treppenhaus der Universitätsbibliothek neu arrangiert.

Katja Freudenberg

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