Lesetipps für den Sommer

Egal, ob in der Cafeteria, unter Bäumen im Park, im Zug oder am Strand – lesen kann man überall, und Sommerzeit ist auch Lesezeit. Wir möchten Ihnen an dieser Stelle vier Titel aus unserem umfangreichen Bestand  vorstellen, die die Autorin dieses Beitrags jeder auf seine Weise berührt haben.

(Die Beschreibungstexte und die Buchcover wurden den Verlagsseiten entnommen. Ein Klick auf das Coverbild führt zum Titel im Suchportal der UB Discovery.)

 

Ich lauf dann mal los : zu Fuß um die Welt
Robby Clemens, Leipzig Salier Verlag 2014

Schwierige Umstände ließen Robby Clemens dem Alkohol verfallen. Gerade noch schaffte er es, sich aus diesem Abgrund herauszukämpfen. Wer Robby Clemens bei einer Lesung erlebt hat, spürt schnell: er hat viel mehr zu sagen als über seine sportlichen Leistungen zu berichten.
„Aus der Erkenntnis ein neues Leben geschenkt zu bekommen, brach Robby Clemens am 3. Januar 2007 in Leipzig ins Ungewisse zu einer Weltumrundung auf eigenen Füßen auf. [Er] schildert die bewegenden Erlebnisse und Begegnungen mit Menschen, die er unterwegs treffen durfte und die jeden Tag aufs Neue Motivation genug waren, wieder auf die Straße zu gehen, um eines Tages das Ziel vor Augen zu erreichen.“

 

 

Barbara stirbt nicht
Alina Bronsky, Köln Kiepenheuer & Witsch 2021

„Walter Schmidt ist ein Mann alter Schule: Er hat die Rente erreicht, ohne zu wissen, wie man sich eine Tütensuppe macht und ohne jemals einen Staubsauger bedient zu haben. Schließlich war da immer seine Ehefrau Barbara. Doch die steht eines Morgens nicht mehr auf. Und von da an wird alles anders. Mit […] Witz und großer Warmherzigkeit […] erzählt Alina Bronsky, wie sich der unnahbare Walter Schmidt am Ende seines Lebens plötzlich neu erfinden muss: als Pflegekraft, als Hausmann und fürsorglicher Partner, der er nie gewesen ist in all den gemeinsamen Jahren mit Barbara. Nach und nach beginnt Walters raue Fassade zu bröckeln – und mit ihr die alten Gewissheiten über sein Leben und seine Familie.“

 

 

Ein Mann namens Ove
Fredrik Bachmann, Fischer Taschenbuch Verlag 2015 in der UB als Verfilmung

„Haben Sie auch einen Nachbarn wie Ove? Jeden Morgen macht er seine Kontrollrunde und schreibt Falschparker auf. Aber hinter seinem Gegrummel verbergen sich ein großes Herz und eine berührende Geschichte. Seit Oves geliebte Frau Sonja gestorben ist und man ihn vorzeitig in Rente geschickt hat, sieht er keinen Sinn mehr im Leben und trifft praktische Vorbereitungen zum Sterben. Doch dann zieht im Reihenhaus nebenan eine junge Familie ein, die als Erstes mal Oves Briefkasten umnietet. Eine Geschichte über Freundschaft, Liebe, das richtige Werkzeug und was sonst noch wirklich zählt im Leben – witzig, rührend …“

 

 

Sehen mit allen Sinnen: mein Weg aus der Blindheit
Inez De Florio-Hansen, Stuttgart Ibidem Verlag 2020

„Inez De Florio-Hansen, von Geburt an blind, erzählt die faszinierende und bewegende Geschichte ihres visuellen Erwachens, als sie sich im Alter von 48 Jahren einer erfolgreichen Operation unterzieht – und plötzlich sehen kann, aber, so seltsam sich das auch anhört, genau dies – das Sehen – erst Schritt für Schritt erlernen muss, um sich die ungewohnt neue visuelle Welt zu erschließen.“

 

Wir wünschen Ihnen einen schönen (Lese)Sommer.

Valentina Tischer

100. Todestag von Alexander Graham Bell

 

Portrait A.G. Bell
Alexander Graham Bell (Quelle: https://brockhaus.de/ecs/enzy/article/bell-alexander-graham (gesehen am 27.07.22)

 

Am 2. August vor 100 Jahren starb Alexander Graham Bell. Er gilt landläufig als Erfinder des Telefons.

Jedoch nutzte er die Vorarbeit anderer Erfinder wie Philipp Reis und Antonio Meucci. Als erster meldete er am 14. Februar 1875 das Telefon zum Patent an. Damit war er nur wenig schneller als Elisha Gray, der ebenfalls dem Patentamt einen Telefonapparat einreichte.

Der Brockhaus (den man übrigens in der UB – und als Mitglied der Uni Erfurt auch von außerhalb – online nutzen kann) formuliert diplomatisch: Bell „verhalf dem Telefon zum Durchbruch“.

Wem auch immer nun die Ehre gebührt, Erfinder des Telefons zu sein, wir nutzen es heute selbstverständlich.

 

Wir in der Bibliothek erwarten montags bis freitags in der Zeit von 10.00 bis 16.00 Uhr Ihren Anruf und helfen gerne weiter.

Unter 0361 737-5800 ist die Information erreichbar, unter 0361 737-5830 die Ausleihe.

Und wovon A.G. Bell nichts ahnen konnte: wir sind selbstverständlich auch per E-Mail erreichbar:

information.ub@uni-erfurt.de bzw. ausleihe.ub@uni-erfurt.de

Marion Herzberg

Scandienst: Bestellung jetzt noch komfortabler! / Scanning service: Ordering now more convenient!

(English version below)

Für Mitglieder der Universität besteht die kostenfreie Möglichkeit Aufsätze aus den Beständen der Universitätsbibliothek scannen zu lassen. Diese Bestellung von Aufsätzen aus Zeitschriften und Büchern ist jetzt noch komfortabler!

Im Discovery-Suchportal kann direkt nach der Recherche über einen Bestellbutton der Scanauftrag ausgelöst werden. Das mühsame Abtippen bzw. Drag & Drop entfällt. Anschließend müssen nur noch wenige Daten, wie die gewünschten Seiten und der Jahrgang, ergänzt werden.

Zum Auslösen der Bestellung ist eine Anmeldung mit den Benutzerkontodaten erforderlich, d.h. mit der Nummer Ihres Benutzerausweises oder Ihrer thoska und Ihrem Bibliothekspasswort.

Anschließend suchen wir wie gewohnt die Literatur heraus, scannen die Aufsätze und stellen Ihnen diese als PDF per Downloadlink zur Verfügung.

Probieren Sie’s selbst!

———————————————————————

Members of the university have the possibility to order scanned articles from the holdings of the university library free of charge. Now ordering articles from journals and books is even more convenient!

In the Discovery search portal the scan order can be placed directly after the search via an order button. Drag & drop is no longer necessary. Afterwards only a few data have to be added, like the requested pages and the year.

To place an order you have to log in with your library account information, which means the library number of your thoska or your user card and your library password.

Then we will search for the literature, scan the articles and make the PDFs available for download as usual.

Try it yourself!

 

 

Wortschatz Bibliothek. Heute: Bleischlange, die; -n

Für die Benutzung Alter Drucke und Handschriften gilt das „Merkblatt für die Benutzung von historischem Buchbestand sowie sonstigen wertvollen Materialien der Universitätsbibliothek Erfurt“, in welchem die besonderen Benutzungsbedingungen aufgeführt werden.

Die Gemeine Bleischlange in ihrem natürlichen Habitat

Das bedeutet: kein Essen und Trinken im Sonderlesesaal, keine Benutzung von Kugelschreibern u. ä., sondern Bleistiften und der Einsatz von buchschonenden Hilfsmitteln.
Neben Handschuhen, die bei Bedarf zur Verfügung gestellt werden, ist die Nutzung von Buchstützen und -keilen oder auch Buchkissen als Unterlage für die alten Werke selbstverständlich. Damit wird der historische Einband geschont und das Aufschlagen der Buchbände unterstützt. Während moderne Bücher meist ohne Probleme ganz aufgeklappt werden können (Öffnungswinkel von bis zu 180°), ist das bei Altbestand häufig nicht möglich.

Um die Buchseiten besser aufhalten zu können, kommt jetzt die Bleischlange zum Zuge: es handelt sich um eine schwere Bleischnur, die meist mit dunklem Samt bezogen ist. Sie wird vorsichtig über die Ecken oder Seitenränder gelegt und ermöglicht störungsfreies Lesen.So steht der bequemen und pfleglichen Nutzung von historischem Buchbestand nichts mehr im Wege!

Andrea Langner

 

Rückgabe jetzt auch am Selbstverbucher

Ab sofort können ausgeliehene Medien der UB Erfurt selbstständig an einem Selbstverbuchungsgerät zurückgegeben werden. Nutzen Sie dazu das Gerät im Erdgeschoss rechts.

Zur Rückgabe benötigen Sie keinen Bibliotheksausweis. Wählen Sie die Funktion „Rückgabe“ und folgen der Anleitung am Display. Anschließend stellen Sie die ausgebuchten Medien in das benachbarte Regal. Es ist auch möglich, zurückgegebene Medien gleich erneut auszuleihen. Das ist zum Beispiel nützlich, wenn Bücher nach 2-maliger Verlängerung weiterhin benötigt werden.

Medien aus der Fernleihe und der Forschungsbibliothek Gotha sowie vorgemerkte Medien lassen sich am Selbstverbucher nicht zurückgeben. Bitte geben Sie sie an der Ausleihe bzw. außerhalb der Servicezeiten an der Kontrolltheke ab.

Die Selbstverbuchungsgeräte stehen während der gesamten Öffnungszeit der Bibliothek, also auch am Wochenende und in den Abendstunden zur Verfügung.

Für weitere Fragen wenden Sie sich gern an unser Personal:

Amplonius – Ein strategischer Büchersammler: ein Leben lang?

Bereits in den letzten Blogbeiträgen habe ich über das Articella-Konvolut und seine Bedeutung für die medizinische Lehre berichtet. Heute möchte ich den Blick auf eine andere zentrale Schrift der medizinischen Lehre an mittelalterlichen Universitäten lenken, die uns gleichzeitig einen wichtigen Einblick in die Sammlungsgeschichte der Amploniana bietet: Abū Bakr Muḥammad bin Zakaryā ar-Rāzī (kurz: Rasis) war ein Arzt und Krankenhausleiter aus Rey, einer bedeutenden Stadt der Antike und des frühen Mittelalters nahe Teheran. Er tat sich mit knapp 150 Schriften auch als produktiver Wissenschaftler und Philosoph hervor. Für das europäische Mittelalter war besonders der Liber medicinalis ad Almansorem von großer Bedeutung, da er in diesem Werk das umfangreiche Corpus des antiken Arztes Galen strukturierte und daraus einen Lehrplan für das Studium der Medizin erschuf. Dieses Werk fand schließlich durch die lateinische Übersetzung des Gerhard von Cremona Einzug in den medizinischen Lehrplan der europäischen Universitäten.

Abb. 1: CA 2° 260, fol. 4r

In der Amploniana befinden sich insgesamt sieben Handschriften mit diesem Text. Mit Hilfe des von Amplonius eigenhändig angefertigten Katalogs zur ersten Tranche seiner Stiftung wissen wir, dass er zunächst vier Bände mit dem Liber medicinalis des Rasis gestiftet hat. Hierbei handelt es sich um die Handschriften CA 2° 265, CA 2° 291, CA 4° 214, CA 4° 230, die im Amplonius-Katalog mit den Nummern 36, 58, 52 und 66 in der Rubrik De medicine verzeichnet waren. Als sammlungsgeschichtlich besonders interessant haben sich jedoch zwei der Rasis-Handschriften herausgestellt, die erst nach der Stiftung des Amplonius Eingang in das Collegium Porta Coeli fanden. Hierbei handelt es sich um CA 2° 244 und CA 2° 260, die mit den Nummern 132 und 124 De medicine in den Bestand der Amploniana kamen. Sie gehören also zu den Nachstiftungen, bei denen bis dato noch nicht geklärt ist, auf welchem Weg und vor allem durch wen sie in die Sammlung gelangten.

Abb. 2: CA 2° 244, fol. 3r
Abb. 4: CA 2° 260, fol. 201r
Abb. 3: CA 2° 244, fol. 27r

Hier konnten jedoch im Zuge des laufenden Projekts wichtige Erkenntnisse gesammelt werden, die sich aus der Objektgeschichte der beiden Handschriften ergeben. So wurden beide Handschriften durch Schriftbefund nach Montpellier in die 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts verortet. Zwar lassen sich bei den Schreibhänden keine Gemeinsamkeiten erkennen, doch weisen beide als Textzeugen eine Besonderheit auf: Wie Danielle Jacquart nachgewiesen hat¹, handelt es sich hier bei beiden Texten nicht um die Übersetzung durch Gerhard von Cremona, sondern um die eines unbekannten Übersetzers, welche offensichtlich in Montpellier in jener Zeit im Umlauf war. Neben diesen überlieferungsgeschichtlichen Gemeinsamkeiten gibt es jedoch auch objektgeschichtliche Gemeinsamkeiten, die auf das Ende des 14. Jahrhunderts weisen. In dieser Zeit müssen sich beide Bände bereits im deutschen Raum befunden haben. Denn in jener Zeit wurden beide Handschriften von der gleichen, nordalpinen Hand mit Blick auf die Nutzerfreundlichkeit überarbeitet. Hierfür wurde nicht nur der Text mit Überschriften und Rubriken versehen, sondern auch Verzeichnisse angelegt, um die Handschriften besser nutzen zu können (Vgl. Abb. 1-4). Da beides von gleicher Hand in gleicher Art durchgeführt wurde, dürfte es sich hier um eine bewusste Überarbeitung für eine weitere Nutzung außerhalb des Privatbesitzes handeln.

Es wäre natürlich naheliegend, diese Überarbeitungen Amplonius selbst für eine Nachstiftung zuzuschreiben, da sie noch in einem Segment vorkommen, in dem sich überwiegend Nachstiftungen des Amplonius befinden. Doch wurden die Überarbeitungen von einer geübten Hand im vierten Viertel des 14. Jahrhunderts angefertigt, sodass Amplonius hier wohl nicht in Frage kommt. Es muss also ein anderer Vorbesitzer gewesen sein, der diese Überarbeitungen für eine Nutzung in einer anderen Institution überarbeitet hat. Eine solche Institution könnte die Stiftskirche St. Aposteln in Köln gewesen sein. Denn auf diese weist das Einbandfragment aus der Handschrift CA 2° 244 hin, dass einem gewissen Heinrich von Neumagen Pfründe für eine Lehrtätigkeit an der dortigen Klosterschule in Aussicht stellte. Da Amplonius aber selbst ab 1400 dort als Kanoniker wirkte, ist es zumindest möglich, dass er diese besonders benutzerfreundlichen Rasisbände erwarb, um sie später als Nachstiftung dem Collegium Porta Coeli zur Verfügung zu stellen. In der Sammlung selbst hatten dann auch beide Bände eine zentrale Bedeutung, da sie im Verlauf des 15. Jahrhunderts mit einer Kette und Buckeln versehen (vgl. Abb. 5 und 6) und den Studenten als zentrale Lernwerke an Pulten dargeboten wurden.

Abb. 5: CA 2° 260, hinterer Buchdeckel mit Kette, Schließe und Buckeln
Abb. 6: CA 2° 244, hinterer Buchdeckel mit gleicher Kette, gleicher Schließe und gleichen Buckeln

Doch was würde das für die Sammlungsgeschichte bedeuten? Die vergleichsweise hohen Nummern haben bisher dazu geführt, diese Bände nicht als Nachstiftung des Amplonius einzuordnen. Durch die Hinweise jedoch muss zumindest die Möglichkeit in Betracht gezogen werden, dass auch im Segment 100-150 De medicine noch zahlreiche Bände zu finden sind, die Amplonius nicht nur wegen ihres Inhalts, sondern auch wegen ihrer Benutzerfreundlichkeit für seine Stiftung erwarb und diese Bände nachstiftete.

¹ Vgl. Danielle Jacquart, Note sur la traduction latine du Kitab al-Mansaura de Rhazès, Revue d’histoire des textes, 24, 1994, p. 359-374.

Sven-Philipp Brandt