Internationaler Kinderbuchtag

An diesem Wochenende, am 2. April, wird der internationale Kinderbuchtag begangen. Er soll daran erinnern, wie wichtig es ist, dass Kinder in aller Welt Zugang zu Büchern haben und dass entsprechende Voraussetzungen für die Veröffentlichung und Verbreitung qualitativ hochwertiger Kinderbücher vorhanden sein müssen. Das Datum 2. April begründet sich im Geburtstag des dänischen Schriftstellers Hans Christian Andersen, dessen Geschichten von vielen Kindern (und Erwachsenen) gemocht werden.

 

An unserer Universität spielt Kinderliteratur in Lehre und Forschung eine sehr wichtige Rolle. Entsprechend verfügt die Bibliothek über einen umfangreichen Bestand an Bilder-, Kinder- und Jugendbüchern (vgl. z.B. die Gruppe DX) und Verfilmungen davon. Wir freuen uns, dass ein großer Teil dieses Bestands jetzt aus den Magazinen in den Lesesaal ins EG „umziehen“ kann (Fachgruppe DX) und somit sichtbarer präsentiert und leichter zugänglich ist. Schauen Sie sich ruhig einmal um! Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei wunderbaren Entdeckungen.

 

Valentina Tischer

And the Oscar goes to…

Wir gratulieren allen diesjährigen Oscar-Gewinner*innen und freuen uns ganz besonders über den Beitrag aus Deutschland. Das Antikriegsdrama „Im Westen nichts Neues“ von Regisseur Edward Berger konnte die Jury in folgenden Kategorien überzeugen:

  • Bester fremdsprachiger Film
  • Beste Kamera
  • Bestes Szenenbild
  • Beste Filmmusik

Wer sich mit der literarischen Vorlage von Erich Maria Remarque aus dem Jahr 1929, den beiden bisherigen Verfilmungen von 1930 und 1979 oder auch mit der Rezeption zum Werk näher beschäftigen möchte, wird im Bestand der Universitätsbibliothek fündig:

Zur Titelliste in Discovery

Katja Freudenberg

Raritäten

Bei der Bearbeitung von Geschenken oder Leihgaben an Bibliotheken kommen immer wieder richtige Raritäten zum Vorschein.

So befindet sich im Bestand der UB eine Komposition zu Gedichten des deutschen Komikers Heinz Erhardt, die anlässlich eines Wettbewerbs eingereicht und mit einem Förderpreis bedacht worden ist. Diese Musikschrift stammt aus der Sammlung Teufel; im Gemeinsamen Bibliotheksverbund ist unsere Bibliothek „alleiniger Besitzer“ der Noten. Ob die so vertonten Gedichte aber schon einmal zur Aufführung kamen, ist uns leider nicht bekannt.

 

 

Tierisch-Satirisches : drei Chorlieder nach Gedichten von Heinz Erhardt / Rottmann, Tobias. – [Partitur]     (Signatur 159056)

 

 

 

 

 

Valentina Tischer

Amploniana-Handschrift in Göttingen wiedergefunden

„Die ,Bibliotheca Amploniana‘ ist die größte heute beinahe geschlossen erhaltene Handschriftensammlung eines spätmittelalterlichen Gelehrten weltweit und zählt zu den bedeutendsten Handschriftensammlungen Deutschlands.“[1]

Aus diesem vielzitierten Satz soll heute das Wort „beinahe“ näher beleuchtet und ein großartiger Fund in einen größeren Kontext eingeordnet werden.

Der Arzt und Gelehrte Amplonius Rating de Berka erstellte um 1410-1412 einen Katalog seiner bis dahin zusammengetragenen Schriften und übergab diese Sammlung 1412 an das von ihm in Erfurt gestiftete Collegium Porta Coeli. Da er verfügte, dass jeder Stipendiat nach Abschluss seines Studiums dem Collegium mindestens ein Buch zu überlassen habe, wuchs die Büchersammlung – später auch mit Drucken – immer weiter an.

Auf der anderen Seite gingen im Laufe der Jahrhunderte vielleicht sogar mehrere hundert Handschriften verloren[2] oder gelangten auf unterschiedlichsten Wegen in anderes Eigentum.

Diebstähle sind bereits aus dem 15. Jahrhundert bekannt, und auch in späteren Zeiten waren die Bände nicht immer genügend gesichert und beaufsichtigt.

Der Mainzer Kurfürst und Erzbischof Lothar Franz Graf Schönborn (1695-1725) bediente sich aus den Beständen für seine Privatsammlung.

Im 18. Jahrhundert muss leider Vernachlässigung im Spiel gewesen sein. 1713 beschrieb der Erfurter Chronist Johann Michael Weinrich (1683-1727) seine Beobachtungen: „und ob sie gleich feine, auch rare Codices MStos haben mag, so wird ihrer doch ja wohl übel gehütet […], daß auf manchem Buch der Staub zwey Finger dick ruhe und niemand wisse, welches das oberste oder unterste Theil der Bibliothec bedeute.“[3]

Und: „Nach Eingehen des Kollegiums fand man 45 Codices so verfault und vermodert vor, daß man sich dazu entschloß, sie zu vernichten.“[4]

Zwei nach Münster gelangte Bände verbrannten während des Zweiten Weltkriegs.
Eine größtenteils durch Brand zerstörte Handschrift befindet sich aktuell noch im Depositum, als welches die Bibliotheca Amploniana heute – unter optimalen klimatischen und sicherheitstechnischen Bedingungen – in der Universitätsbibliothek Erfurt aufbewahrt wird.

Dep. Erf., CA 4° 208, https://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/HSP000604D600000000

Ehemals amplonianische Handschriften finden sich heute in der Schlossbibliothek Pommersfelden (bei Bamberg), in den Sammlungen der Bayerischen Staatsbibliothek in München, der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar, der Staatsbibliothek zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz, der Forschungsbibliothek Gotha sowie der Universitätsbibliotheken Dresden und Göttingen.

Eine genaue Bezifferung der Verluste oder gar eine genaue Rekonstruktion der amplonianischen Bestände in ihrer ursprünglichen Anzahl wird wohl kaum möglich sein.

Umso erfreulicher ist es also, wenn durch die Forschung Handschriften aus der Bibliotheca Amploniana wiederentdeckt werden. Dies geschah kürzlich in der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen: https://sub.hypotheses.org/1172

Ein wissenschaftlicher Bearbeiter wurde zunächst durch den für viele Amploniana-Bände typischen Einband[5] auf die mögliche Herkunft aufmerksam und fand sogar einen eindeutigen Besitzeintrag:

Eintrag im vorderen Spiegel der Göttinger Handschrift Kodex 8° Cod. Ms. hist. nat. 75 Cim.: „porte celi Jn Erffordia“, s. https://sub.hypotheses.org/1172

So schließt sich eine weitere Lücke in der Erforschung der „entfremdeten“ Handschriften der Amploniana.

Ob es vielleicht sogar eines Tages möglich sein wird, die bisher bekannten erhaltenen Handschriften aus den verschiedenen Sammlungen virtuell zusammenzuführen?
Ein lohnendes Ziel wäre es jedenfalls.

Dr. Katrin Ott


Anmerkungen:

[1] Etwa: https://www.uni-erfurt.de/bibliothek/suchen-und-finden/handschriften-inkunabeln-alte-drucke/bibliotheca-amploniana/sammlung; https://de.wikipedia.org/wiki/Bibliotheca_Amploniana

[2] Johannes Kadenbach: 476. Thomas Bouillon: mindestens 257, vgl. https://kobra.uni-kassel.de/bitstream/handle/123456789/2017062852944/PfeilRatingDeBerka.pdf?sequence=1&isAllowed=y, S. 49 und ebd., Anm. 78).

[3] https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb11253292?page=319, S. 297f.

[4] S. https://opac.uni-erfurt.de/DB=1/XMLPRS=N/PPN?PPN=186838085, S. 3.

[5] Vgl. etwa: https://dhb.thulb.uni-jena.de/rsc/viewer/ufb_derivate_00015520/CA-2-00152_0001.tif (ähnliche Kette und Halbledereinband); https://https://dhb.thulb.uni-jena.de/rsc/viewer/ufb_derivate_00014705/CA-2-00292_0001.tif (ähnlicher Halbledereinband; die Messingbänder fehlen); https://dhb.thulb.uni-jena.de/receive/ufb_u_00023504 (ähnliche Kette)

Winterzeit – Lesezeit

Der Winter ist die Zeit, in der man sich gern mit einem Buch an einen kuscheligen Platz zurückzieht und alles um sich herum vergessen kann. Ein literarisches Reiseziel, in das wir uns träumen können, ist Europas Norden. Hier gibt es eine reiche literarische Tradition, die über Snorri Sturluson, Hans Christian Andersen oder Henrik Ibsen bis heute reicht: zu Astrid Lindgren, Karl Ove Knausgård, Halldor Laxness oder Henning Mankell. Diese Aufzählung kann aber nur sehr unvollständig sein.

Hätten Sie’s gewusst?: Als Pionier des schwedischen Krimis gilt Ivan T. Aminoff (1868 – 1928), dessen Buch „Det eröfrade landet : (Invasionen) ; framtidsroman“ unsere Bibliothek als einzige im Gemeinsamen Bibliotheksverbund GVK besitzt (Signatur: MAG 1161).

Wir haben im OPAC bzw. in Discovery eine Auswahl an lesenswerten Titeln zusammengestellt, die sehr bekannte, aber auch weniger bekannte Namen von Autoren aus den nordeuropäischen Ländern enthält. Machen Sie es sich gemütlich und teilen Sie dieses Lesevergnügen mit uns!

Valentina Tischer

Die „Bibo“ hat Geburtstag

Sie wird in diesem Jahr 30 Jahre alt. Ins Leben gerufen wurde sie 1993, bereits ein Jahr vor der (Wieder-)Gründung der Universität Erfurt. Und sechs Jahre vor Aufnahme des Lehr- und Forschungsbetriebs begann sie in provisorischen Räumen und angemieteten Magazinen unweit der Krämerbrücke damit, einen Buchbestand aufzubauen.

Diese Ausgangslage war insofern ungewöhnlich, als während der sechziger und siebziger Jahre in den damals neu gegründeten Universitäten Lehr- und Forschungsbetrieb einerseits und Aufbau der Universitätsbibliothek andererseits nicht unabhängig voneinander, sondern parallel zueinander erfolgten. In diesem Kontext ist auch die Vorgabe der Thüringer Landesregierung zu sehen, die Bibliotheken der Pädagogischen Hochschule , der ehemaligen Kirchlichen Hochschule Naumburg und  des Katholisch-Theologischen Studiums sowie die Bibliotheca Amploniana, die Bibliothek der alten Universität Erfurt, zu integrieren. Das haben wir gemacht. Dazu kam später noch die Forschungsbibliothek Gotha. Soviel erst einmal zu Teilabschnitten der DNA der Universitätsbibliothek.

Heute verstehen wir uns als modernes Dienstleistungszentrum der Universität Erfurt mit dem Anspruch, Wesentliches zu Studium, Lehre und Forschung in einem zunehmend digitalen Umfeld beizutragen. So gehören bedarfsgerechte Selbstlernangebote, Publikationsberatung und -förderung oder die in die universitäre Lehre eingebundene Vermittlung von Informationskompetenz zu unseren aktuellen Angeboten. Das drittmittelgeförderte Digitalisierungs- und Erschließungsprojekt der Bibliotheca Amploniana macht die bedeutende historische Bibliothek weltweit zugänglich und erfüllt einen lang gehegten Wunsch der internationalen Handschriftenforschung.

Der Alltag beschert uns immer neue allgemeine bibliothekarische und standortspezifische Aufgaben und Anforderungen. Dazu gerne mehr zum nächsten runden Geburtstag der „Bibo“.

Franziska Wein