Sankt Martin 2020 in Erfurt

Leider fällt dieses Jahr coronabedingt die traditionelle Martinsfeier am 10. November auf dem Domplatz aus. Während es in den vergangenen Jahren vor der Kulisse von Dom und St. Severikirche ein Lichtermeer zu bestaunen gab und Erfurter und viele Gäste in einer ökumenischen Martinsfeier sowohl des Heiligen Martins von Tours als auch des Reformators Martin Luther gedachten, gibt es in diesem Jahr einzelne kleinere Veranstaltungen und Andachten.
Trotz alledem möchten wir auch in diesem Jahr auf eine sehenswerte Darstellung des Martin von Tours in einem Druck des Altbestandes der Universitätsbibliothek aufmerksam machen.

Der Druck mit dem Titel „Missale iuxta rubricam Moguntinensis diocesis …“ (Signatur: UB Erfurt, Dep. Erf., LA. 2° 70) wurde im Jahr 1520 in Basel in der Werkstatt von Thomas Wolff gedruckt. Gezeigt wird der Heilige Martin, der seinen Mantel mit einem Bettler teilt. Dieser Holzschnitt stammt von Hans Holbein dem Jüngeren, einem bekannten deutsch-schweizerischen Maler, welcher in späteren Jahren als Maler am Hofe von König Heinrich dem VIII. geschätzt und zum Hofmaler wurde.

Dieser Band liegt vollständig digitalisiert vor (Link zum Digitalisat) und kann in der Digitalen Historischen Bibliothek Erfurt/Thüringen angesehen werden.

„Das Wahre ist das Ganze“ – Hegel zum 250. Geburtstag

Am 27. August 2020 jährt sich der Geburtstag des großen Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel zum 250. Mal. Rechtzeitig zum Jubiläum konnte die im Felix Meiner Verlag erschienene historisch-kritische Akademie-Ausgabe der Gesammelten Werke zum Abschluß gebracht werden. In der Universitätsbibliothek finden Sie alle Bände dieses umfangreichen Werkes neben Studienausgaben und Sekundärliteratur im ersten Stock unter der Signatur CG 4060 – CG 4077. Aber auch unser Angebot an E-books zu Hegel und anderen Philosophinnen und Philosophen wächst zunehmend. Für Angehörige der Universität sind diese auch von außerhalb des Campus über Shibboleth zugänglich.

 

Blick hinter die Kulissen – Was macht eigentlich ein Fachreferent?

In loser Folge stellen wir im „Lesezeichen“ Bibliotheks-Mitarbeiter*innen und deren Arbeitsbereiche vor, die normalerweise hinter den Kulissen verborgen bleiben – heute ein Gespräch mit der Fachreferentin Sabine Ziebarth.

Welche Aufgaben haben Sie als Fachreferentin?

Ich betreue die Fächer Anglistik, Philosophie, Politik und Sozialwissenschaften. In Zusammenarbeit mit den Lehrstühlen bin ich für die Auswahl der anzuschaffenden Medien verantwortlich. Wir versuchen für die aktuellen Lehr- und Forschungsgebiete – soweit finanziell möglich – die jeweils neue Literatur zu erwerben. Dies betrifft nicht nur gedruckte Bücher, sondern auch E-books, Zeitschriften (print und online) sowie Datenbanken. Diese Literatur wird dann inhaltlich für die Nutzung in der Bibliothek erschlossen. Neben den Neuanschaffungen kümmere ich mich auch um die sogenannte Bestandspflege (Aussonderungen veralteter Literatur, Lückenergänzungen, Erwerbung von Neuauflagen).

Grundsätzlich bin ich erste Ansprechpartnerin für Lehrende und Studierende in fachspezifischen Fragen. Dazu gehören spezielle Rechercheschulungen genauso wie direkte Hilfestellung bei Fragen rund um Literatur für Studium und Lehre.

Wer ist noch Fachreferent in der UB und wie finden Benutzer den richtigen Ansprechpartner für ihr Fachgebiet?

Insgesamt sind wir acht Kolleg*innen, die die Bereiche des an der Universität vertretenen Fächerspektrums betreuen. Auf unserer Webseite findet man eine Liste aller Fächer mit den dazugehörigen Referenten.

Haben Sie weitere Aufgaben in der Bibliothek?

Alle Fachreferenten der UB sind neben ihrer Fachreferatstätigkeit für weitere Aufgabengebiete verantwortlich. Das reicht von der Leitung von Abteilungen über allgemeine Verwaltungstätigkeiten und Diensten an den Informationstheken bis hin zu Querschnittsaufgaben in Zusammenarbeit mit anderen Bereichen der Universität.

Als stellvertretende Leiterin der Abteilung Benutzung kümmere ich mich u.a. um die allgemeine Benutzerschulung, Fragen des Datenschutzes und Probleme zwischen Bibliothek und Benutzern.

Wie wird man Fachreferent?

Fachreferent*innen verfügen über ein abgeschlossenes Hochschulstudium beliebiger Fachrichtung. Danach haben sie in der Regel entweder ein 2-jähriges Referendariat oder einen Aufbaustudiengang (Master of Information and Library Science) jeweils mit einem umfangreichen Praxisanteil absolviert.

Wie lange sind Sie schon als Fachreferentin tätig?

Bereits seit 1996 arbeite ich in dieser Funktion an der UB Erfurt. In dieser Zeit habe ich verschiedene Fächer und Aufgabengebiete betreut.

Welchen Tipp haben Sie für die Benutzer?

Nutzen Sie die Möglichkeit der fachspezifischen Beratung und trauen Sie sich, die Fachreferenten anzusprechen (direkt oder durch Vermittlung der Kolleg*innen an den Informationstheken).

Vielen Dank für das Gespräch

Blick hinter die Kulissen – Bücherspenden

In loser Folge stellen wir im „Lesezeichen“ Bibliotheks-Mitarbeiter und deren Arbeitsbereiche vor, die normalerweise hinter den Kulissen verborgen bleiben – heute ein Gespräch mit Dietlinde Schmalfuß-Plicht, die unter anderem für die Bücher zuständig ist, die kostenlos ins Haus kommen.

Aus welchen Quellen bekommt die Bibliothek kostenlose Bücher?
Da sind zunächst einmal die Pflichtexemplare von Dissertationen zu nennen: Wer an der Universität Erfurt promoviert, muss entsprechend der Prüfungsordnung mehrere Exemplare seiner Dissertation an die Bibliothek übergeben.
Weitere Publikationen treffen bei uns im Rahmen des Schriftentauschs mit anderen Bibliotheken und Institutionen ein.
Und dann sind da noch die privaten Schenkungen, die von großen Nachlässen bis zu einzelnen Büchern reichen.

Wie ist der Weg eines Buches, das in der Bibliothek, z.B. an der Information als Geschenk abgegeben wird?
Ist der äußere Zustand eines Buches bibliotheksgeeignet, wird geprüft, ob der Titel schon im Bibliotheksbestand vorhanden ist. Falls dies zutrifft, wird das Geschenk nicht eingearbeitet. Ansonsten geht der Band in den zuständigen Fachbereich zur Entscheidung. Wenn diese positiv ausfällt, durchläuft das Geschenk den auch für gekaufte Bücher üblichen Geschäftsgang.
Wenn wir das Geschenk nicht einarbeiten, wünschen wir uns, dass die Schenker die Bücher zurücknehmen. Bei anonymen Schenkungen sind wir leider manchmal dazu gezwungen, die Bücher zu entsorgen.

Welche Kriterien werden angewandt um zu entscheiden, welche Geschenke die Bibliothek annimmt?
Die Bücher müssen inhaltlich zum Profil der Bibliothek passen, das dem Profil der Universität entspricht. So können wir zum Beispiel keine medizinische Literatur annehmen.
Aktualität ist ein weiteres Merkmal: veraltete Auflagen von Nachschlagewerken oder Gesetzeskommentaren kommen beispielsweise nicht in Frage.
Außerdem müssen wir Rücksicht auf die Platzkapazitäten im Lesesaal bzw. Magazin nehmen.

Wie verhält man sich idealerweise, wenn man der UB Bücher schenken möchte?
Am besten vorher schriftlich anfragen und eine Liste der Titel mitschicken, die Verfasser, Titel, Verlag und Erscheinungsjahr enthält. Dann kann eventuell direkt entschieden werden, ohne dass das Buch zuerst zu uns gebracht werden muss.

Haben Sie Tipps, was man sonst noch mit zu Hause nicht mehr benötigten Büchern tun kann?
Im Internet gibt es viele Ankaufsportale, die auch gebrauchte Bücher annehmen. Die Plattform Bonavendi beispielsweise vergleicht verschiedene Anbieter. Wer seine Bücher direkt an Interessenten verkaufen will, kann dies z.B. bei Booklooker tun.

Gibt es noch andere Mitarbeiter, die Sie bei dieser Aufgabe unterstützen?
Wenn es sich bei den Geschenken um Zeitschriften handelt, ist meine Kollegin Marion Herzberg zuständig. Wir sind beide unter der E-Mail-Adresse tausch.ub@uni-erfurt.de erreichbar.

Vielen Dank für das Gespräch

 

Ein Wörterbuch und Märchen

Beides passt zusammen, denn wir möchten mit diesem Beitrag an den deutschen Sprach- und Literaturwissenschaftler Jacob Grimm, der am 4. Januar 1785 geboren wurde, erinnern. Sein Werk ist eng mit Leben und Schaffen seines jüngeren Bruders Wilhelm verbunden. Den meisten sind die Brüder Grimm durch die Sammlung der Kinder- und Hausmärchen bekannt, von denen auch in der UB zahlreiche Ausgaben in Printform, als Verfilmungen oder Hörbuch zu finden sind (GB 2706).

Für Sprachwissenschaftler ist hingegen das „Deutsche Wörterbuch“ („Der Grimm“) ein Begriff – das umfassendste Wörterbuch der deutschen Sprache, das sich vor allem durch die akribische Beschreibung der Wortbedeutungen und eine Vielzahl dafür aufgeführter Belegstellen auszeichnet. Der erste Band erschien 1854, der letzte, das Quellenverzeichnis, 1971. Inzwischen gibt es Neuausgaben und Überarbeitungen. So ist nicht nur das Wörterbuch selbst mit seinem Umfang und den für Sprachwissenschaftler und Sprachhistoriker wertvollen Einträgen interessant, sondern auch dessen Entstehungsgeschichte.

Wenn Sie die deutsche Sprache einmal aus einem neuen Blickwinkel kennenlernen möchten, finden Sie Printausgaben des Wörterbuchs im 1. OG der Bibliothek unter GB 1498 G864 und online unter http://dwb.uni-trier.de/de/die-digitale-version/online-version/

 

Nik’laus ist ein guter Mann, dem man nicht genug danken kann!

Bischof NikolausWenn am Vorabend es 6. Dezember wieder viele Kinder in Deutschland ihre Stiefel (geputzt!) oder Teller vor die Tür stellen, freuen sie sich am Nikolaustag über Leckereien und andere Kleinigkeiten, die der Nikolaus wie jedes Jahr bringt.

Neben diesem beliebten deutschen Brauch gibt es auch in anderen Ländern Traditionen, die mit der Person des Heiligen Nikolaus verbunden sind.

Geboren wurde Nikolaus von Myra zwischen 270 und 286 in Patara (in der Antike eine lykische Hafenstadt); für das Sterbedatum gibt als gesichert der 6. Dezember, für das Jahr gibt es verschiedene überlieferte Angaben. Er wird in der katholischen und russisch-orthodoxen Kirche als Gabenbringer, Helfer in der Not und Wohltäter verehrt.

Mit dem Namen des Heiligen Nikolaus verbinden sich zahlreiche Legenden: das Kornwunder, die Spende einer Mitgift für drei arme Mädchen, um sie vor der Prostitution zu retten und die Auferweckung Verstorbener.

Auf unserer Abbildung (aus dem „Liber chronicarum“ des Hartmann Schedel – auch Schedelsche Weltchronik genannt) sehen wir einen Holzschnitt von St. Nikolaus. Bei diesem Druck aus dem Jahr 1497 (Signatur UB Erfurt, Dep. Erf. I. 4° 19) handelt es sich übrigens um einen Raubdruck.

Freuen wir uns auf den 6. Dezember, denn bald ist Nik’lausabend da!

Abbildung mit Text, dazu die Übersetzung (Dr. Berthold Kreß):

Bischof Nikolaus mit TextBischof Nikolaus

Nikolaus war aus einer berühmten Familie geboren und Bürger von Patara, einer Stadt in Lykien. Als er als Knäblein mit Muttermilch genährt wurde, begann er, zweimal in der Woche, am Mittwoch und Freitag [die in Klöstern Fasttage sind], die Brust zu verschmähen. Als er als junger Mann mit guten Anlagen zum Waisen wurde, tat er neben anderen guten Werken folgende gedächtniswürdige Tat: ein adeliger Nachbar wollte aufgrund der Armut seine heiratsfähigen Töchter zu Huren machen [da er keine Mitgift aufbringen konnte]. Als der Heilige das erfuhr, hatte er Mitleid mit diesem überaus elenden Mann. In der Nacht nahm er eine größere Menge Goldes und warf es heimlich durch das Fenster hinein. Als der Mann das empfangen hatte, verheiratete er damit die älteste Tochter. Dann machte [Nikolaus] dasselbe für die anderen beiden. Später wurde er zum Bischof von Myra gewählt. Er diente in aller Demut, war feurig im Ermuntern, streng im Tadeln, und floh vor dem Klatsch der Frauen. Dann begann er, durch Wunder zu glänzen, nicht nur bei den Seinen, sondern auch anderswo, so dass alle, die seinen Namen anriefen, Erleichterung erfuhren, vor allem bei Sturm und Schiffbruch. Als er endlich, alt und hochbetagt, spürte, dass sein Tod nahe sei, begann er zu beten. Als er dann Engel sah, sprach er: In Dich, o Herr, habe ich gehofft (Ps. 30.1). Schließ sprach er: In Deine Hände etc. [gebe ich meinen Geist] (Ps. 30.6) und gab seine Seele dem Herrn zurück. Man sagt, dass an seinem Grab Öl hervorbrach, durch das die dorthin gebrachten Kranken Heilung erlangten. Sein Fest wird am 8. Tag vor den Iden des Dezembers gefeiert.

 

 

Übrigens: kennen Sie die Nikolaikirche In Erfurt? Ist Ihnen unbekannt? Leider ist von dieser im etwa 10. oder 11. Jahrhundert erbauten Kirche nur der Nikolaiturm aus dem Jahr 1360/61 mit der restaurierten Elisabethkapelle erhalten.