Wenn am Vorabend es 6. Dezember wieder viele Kinder in Deutschland ihre Stiefel (geputzt!) oder Teller vor die Tür stellen, freuen sie sich am Nikolaustag über Leckereien und andere Kleinigkeiten, die der Nikolaus wie jedes Jahr bringt.
Neben diesem beliebten deutschen Brauch gibt es auch in anderen Ländern Traditionen, die mit der Person des Heiligen Nikolaus verbunden sind.
Geboren wurde Nikolaus von Myra zwischen 270 und 286 in Patara (in der Antike eine lykische Hafenstadt); für das Sterbedatum gibt als gesichert der 6. Dezember, für das Jahr gibt es verschiedene überlieferte Angaben. Er wird in der katholischen und russisch-orthodoxen Kirche als Gabenbringer, Helfer in der Not und Wohltäter verehrt.
Mit dem Namen des Heiligen Nikolaus verbinden sich zahlreiche Legenden: das Kornwunder, die Spende einer Mitgift für drei arme Mädchen, um sie vor der Prostitution zu retten und die Auferweckung Verstorbener.
Auf unserer Abbildung (aus dem „Liber chronicarum“ des Hartmann Schedel – auch Schedelsche Weltchronik genannt) sehen wir einen Holzschnitt von St. Nikolaus. Bei diesem Druck aus dem Jahr 1497 (Signatur UB Erfurt, Dep. Erf. I. 4° 19) handelt es sich übrigens um einen Raubdruck.
Freuen wir uns auf den 6. Dezember, denn bald ist Nik’lausabend da!
Abbildung mit Text, dazu die Übersetzung (Dr. Berthold Kreß):
Bischof Nikolaus
Nikolaus war aus einer berühmten Familie geboren und Bürger von Patara, einer Stadt in Lykien. Als er als Knäblein mit Muttermilch genährt wurde, begann er, zweimal in der Woche, am Mittwoch und Freitag [die in Klöstern Fasttage sind], die Brust zu verschmähen. Als er als junger Mann mit guten Anlagen zum Waisen wurde, tat er neben anderen guten Werken folgende gedächtniswürdige Tat: ein adeliger Nachbar wollte aufgrund der Armut seine heiratsfähigen Töchter zu Huren machen [da er keine Mitgift aufbringen konnte]. Als der Heilige das erfuhr, hatte er Mitleid mit diesem überaus elenden Mann. In der Nacht nahm er eine größere Menge Goldes und warf es heimlich durch das Fenster hinein. Als der Mann das empfangen hatte, verheiratete er damit die älteste Tochter. Dann machte [Nikolaus] dasselbe für die anderen beiden. Später wurde er zum Bischof von Myra gewählt. Er diente in aller Demut, war feurig im Ermuntern, streng im Tadeln, und floh vor dem Klatsch der Frauen. Dann begann er, durch Wunder zu glänzen, nicht nur bei den Seinen, sondern auch anderswo, so dass alle, die seinen Namen anriefen, Erleichterung erfuhren, vor allem bei Sturm und Schiffbruch. Als er endlich, alt und hochbetagt, spürte, dass sein Tod nahe sei, begann er zu beten. Als er dann Engel sah, sprach er: In Dich, o Herr, habe ich gehofft (Ps. 30.1). Schließ sprach er: In Deine Hände etc. [gebe ich meinen Geist] (Ps. 30.6) und gab seine Seele dem Herrn zurück. Man sagt, dass an seinem Grab Öl hervorbrach, durch das die dorthin gebrachten Kranken Heilung erlangten. Sein Fest wird am 8. Tag vor den Iden des Dezembers gefeiert.
Übrigens: kennen Sie die Nikolaikirche In Erfurt? Ist Ihnen unbekannt? Leider ist von dieser im etwa 10. oder 11. Jahrhundert erbauten Kirche nur der Nikolaiturm aus dem Jahr 1360/61 mit der restaurierten Elisabethkapelle erhalten.