Für die Alten Drucke, Handschriften und Karten, die in der Universitätsbibliothek Erfurt aufbewahrt werden und z.T. Jahrhunderte an Jahren alt sind, gilt es, eine Bestands wahrende Umgebung zu schaffen und erhaltende Maßnahmen zu ergreifen.
Wichtig ist zunächst eine Lagerung, bei der schädliche Umwelteinflüsse vermieden oder reduziert werden: Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Lichteinfall müssen an die Bedürfnisse des alten Bestands angepasst werden.
Pergament- aber auch alte Papierseiten, Ledereinbände und Holzdeckel reagieren sehr sensibel auf zu hohe oder zu niedrige Luftfeuchtigkeit, die Temperatur sollte moderat sein. Große Schwankungen können zu zeitweiligen oder irreversiblen Schäden führen, eine konstante Überwachung mit Hygro- und Thermometern ist wichtig. Schimmelbefall muss vermieden, alte Schimmelschäden beobachtet, evtl. bestrahlt und anschließend sorgfältig und behutsam gesäubert werden.
Direktes Sonnenlicht ist schädlich, bei der Nutzung von Lichtquellen sollten LED-Leuchten eingesetzt werden, die keine zusätzliche Wärme abgeben und die Lichtstärke sollte 50 Lux z.B. bei Ausstellungen (für höchstens 6 Wochen!) nicht überschreiten.
Bei der Lagerung in Regalen sollten diese im Raum und nicht unmittelbar an einer Wand stehen, damit die Luft zirkulieren kann. Alle Bücher sollten im Regal geradestehen, gehalten durch Buchstützen; sehr große Bände evtl. gelegt werden, um Verformungen des Korpus zu vermeiden.
Beim Herausziehen der Bücher sollte man das Anfassen am oberen Buchende vermeiden, dies führt zu vermeidbaren Schäden am oberen Buchrücken und dem Kapital.
Oft gibt es Bilder historischer Büchersammlungen mit prächtigen Bänden zu bestaunen; der Altbestand in den Magazinen der UB Erfurt ist dagegen zum großen Teil in Kassetten (passgenau für das betreffende Buch), Schubern oder Mappen abgelegt. Diese Verpackungen aus säurefreiem Material sind nicht ansehnlich, schützen aber vor Staub und zu viel Licht und sind auch für eine ordentliche Aufstellung gut geeignet. Buchbänder aus Baumwolle mit Kordelstoppern halten die Bücher zusammen, damit kein Staub eindringt und der Buchblock nicht weit aufsperrt.
Müssen Bände – wie kürzlich vor der Digitalisierung der Amploniana-Handschriften nötig – gereinigt werden, geschieht dies Buch schonend mit weichem Pinsel und Schmutzradierer, bei Drucken auch mit besonderem Staubsauger, unter einer Absaughaube.
Bei der Benutzung im Sonderlesesaal der UB Erfurt wird darauf geachtet, dass Buchkeile aus Schaumstoff oder bewegliche Kissen zum Unterlegen und Buchschlangen zum Offenhalten benutzt werden; Tinte, Kugelschreiber, Getränke und schmutzige Hände haben hier nichts verloren.
Mit der Digitalisierung alter Bestände tragen wir auch zum Bestandschutz bei, da die Originale nicht unbedingt genutzt werden müssen, wenn die Digitalisate vorliegen.
Kurz gesagt: Mit der richtigen Lagerung, Pflege und sorgsamen Benutzung können unsere wertvollen alten Bestände lange erhalten bleiben und auch zukünftigen Generationen zugänglich gemacht werden.
So bitte nicht! Über die grauenhafte Unterbringung der Handschriften der Bibliotheca Amploniana schreibt der Universitäts-Secretarius L. Cromhart Anfang des 18. Jahrhunderts:
„die andere ist die Amplonianische Bibliothec …so viel weiß ich, daß sie in dem dazu gewidmeten Gemache trefflich confus untereinander liege: … so wird ihrer doch ja wohl übel gehütet, … daß auf manchem Buch der Staub zwey Finger dick ruhe und niemand wisse, welches das oberste oder unterste Theil der Bibliothec bedeute.“
Aus: Weinrich, J. M.: Kurtz gefaßte und gründliche Nachricht Von den Vornehmsten Begebenheiten Der uhralten und berühmten Haupt Stadt Erffurt in Thüringen …, Frankfurt ; Leipzig : Martini, 1713, S. 297 (13-Ef. 8° 105gab)
Andrea Langner