Besonders sehenswert ist die kunstvolle Initiale „C“: In feinster Miniatur-Malerei wird passend zum Text „De caelo et mundo“ („Über den Himmel und die Erde“) illustriert, wie ein Lehrer seinen Schülern Himmel und Erde erklärt.
Schauen Sie sich die kostbare Pergamenthandschrift gerne im Original an:
„Haus zum Stockfisch“, Johannesstraße 169
Dienstag bis Sonntag 10.00 bis 18.00 Uhr.
Dr. Katrin Ott, Leiterin des Bereichs Sondersammlungen der Universitätsbibliothek Erfurt
In enger Zusammenarbeit mit dem Stadtmuseum Erfurt werden seit Anfang dieses Jahres Handschriften der bedeutenden Bibliotheca Amploniana in der Dauerausstellung zur mittelalterlichen Großstadt gezeigt. In einer eigens dafür angefertigten Vitrine wird vierteljährlich ein sehenswerter Kodex ausgestellt, nach 6 Wochen Ausstellungsdauer wird ein neues Blatt aufgeschlagen bzw. in diesem Fall der Einband gezeigt.
Derzeit wird den Besuchenden eine Handschrift (UB Erfurt, Dep. Erf., CA 2° 210) mit juristischen Texten von Nicolaus de Tudeschis vorgestellt, welche vermutlich italienischer Herkunft und um 1432 auf handgeschöpftem Papier geschrieben worden ist. Der Text wurde mit schwarzer Tinte und die Initialen in rot und blau ausgeführt. Außerdem gibt es 17 Prachtinitialen, welche mehrfarbig und polimentvergoldet sind.
Zu sehen ist aktuell zunächst eine der 2016 aufwendig restaurierten Initialen, eine I-Initiale auf Blatt 220 verso, welche einen Feuer spuckenden Drachen auf goldenem Grund zeigt.
Ab November wird der interessante Einband dieses mit fast 43 cm recht großen Manuskripts präsentiert: helles Rauleder auf schweren Holzdeckeln mit Spuren der vielen Jahrhunderte, 4 Eckbeschläge und 1 Mittelbeschlag sowie 4 Halteplatten für die Schließenriemen sind vollständig mit allen Befestigungsnägeln erhalten.
Besuchen können Sie die Ausstellung im Stadtmuseum Erfurt „Haus zum Stockfisch“ in der Johannesstraße 169 in der Zeit von Dienstag bis Sonntag 10.00 bis 18.00 Uhr.
Im Februar 2024 wurde im Stadtmuseum Erfurt eine neue Ausstellungsvitrine eingeweiht, in der regelmäßig Handschriften der berühmten Bibliotheca Amploniana der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Alle sechs Wochen wird geblättert.
In der aus dem Ende des 13./Anfang des 14. Jahrhunderts stammenden Handschrift Dep. Erf., CA 2° 286 (Digitalisat in der Digitalen Historischen Bibliothek Erfurt/Gotha) sind aktuell die Blätter 250 verso (linke Seite) und 251 recto (rechte Seite) aufgeschlagen, jeweils zweispaltig geschrieben in einer sauberen gotischen Minuskel, mit blauen und roten Hervorhebungen und Verzierungen.
Besonders sehenswert ist die kunstvolle Initiale „R“, die — reichlich ornamentiert — kleine Teufel darstellt. Schauen Sie sich die kostbare Pergamenthandschrift gerne im Original an:
„Haus zum Stockfisch“, Johannesstraße 169
Dienstag bis Sonntag 10.00 bis 18.00 Uhr.
Wenn man von Kettenbüchern spricht, sind damit im bibliothekarischen Sprachgebrauch weder skurrile Modeaccessoires noch Fußfesseln gemeint. Vielmehr handelt es sich bei diesen Büchern (alte Handschriften oder Drucke) um Bände, die mittels am Buchdeckel angebrachter Ketten an Lesepulten in mittelalterlichen Bibliotheken gesichert zum Lesen zur Verfügung gestellt werden konnten. Diese libri catenati (lat. angekettete Bücher) wurden so vor Diebstahl bewahrt und waren vor Absturz und Beschädigungen gesichert. Auch wurde ein Verstellen der Bücher verhindert.
Noch heute gibt es Bibliotheken, wo man diese Art der Bereitstellung besichtigen kann: Biblioteca Medicea Laurenziana in Florenz oder die Chained Library an der Hereford Cathedral.
Auch in den historischen Beständen der UB Erfurt können wir noch heute zahlreiche Bände mit intakten Ketten finden; vielfach wurden Sie jedoch entfernt, weil sie einer Aufstellung in den Regalen hinderlich oder defekt waren.
Durch eine enge Kooperation mit dem Stadtmuseum Erfurt sind ab übermorgen im „Haus zum Stockfisch“ in der Johannesstraße 169 regelmäßig Handschriften der berühmten Bibliotheca Amploniana öffentlich zu sehen. Die neue Ausstellungsvitrine, welche in der Dauerausstellung zur mittelalterlichen Großstadt ihren Platz findet, wird viermal im Jahr mit einem neuen Codex bestückt, sodass es immer wieder etwas Neues zu entdecken gibt. Als erstes Buch wird eine reich verzierte Sammelhandschrift aus dem 13. Jahrhundert mit verschiedenen naturphilosophischen Texten gezeigt. Das Stadtmuseum lädt herzlich zur feierlichen Einweihung der Vitrine im Rahmen einer Eröffnungsveranstaltung am 7. Februar 2024 um 11 Uhr ein.
Für die Stiftung seiner Bibliothek an das von ihm gegründete Kolleg zur Himmelspforte (Collegium Porta Coeli) erfasste Amplonius Rating de Berka zwischen 1410 und 1412 alle Werke, die er zu diesem Zeitpunkt besaß, in einem Katalog. Das waren 633 Codices mit etwa 4.500 Werken, und damit die größte geschlossen erhaltene Handschriftensammlung eines einzelnen Gelehrten des Spätmittelalters! Ob Amplonius diesen Katalog tatsächlich eigenhändig geschrieben, diktiert oder in Auftrag gegeben hat, darüber diskutieren Handschriftenforscher:innen bis heute. Auf jeden Fall ist er eine zeitgenössische Quelle, wie sie sich bei privaten Büchersammlungen selten erhalten hat.
Der Katalog mit seinen 46 Blatt hat ein schmales Hochformat („Schmal-Folio“. Höhe: 31,5 cm; Breite: 12,4 cm) und ist in Papier eingebunden, welches eine aus dem späteren 18. Jahrhundert stammende Aufschrift trägt: „Amplonii Ratynck de Berka (al. de Fago) artium et medicinae Doctoris Catalogus librorum manuscriptorum in propria bibliotheca asservatorum“: „Katalog der in der eigenen Bibliothek des Amplonius Ratynck de Berka (alias de Fago), Doktors der Artes und der Medizin, verwahrten handgeschriebenen Bücher“.
Der Katalog ist in 12 Abteilungen gegliedert. Jede Abteilung beginnt mit den Worten „Isti sunt libri quos ego Amplonius habeo …“: „Das sind die Bücher, die ich, Amplonius, besitze …“.
Wie hier bei der Theologie werden in dem Katalog nach der Benennung des Fachs jeweils die einzelnen Bände und die in ihnen enthaltenen Schriften aufgeführt.