Weihnachtszeit ist eine Zeit des Kaufens, Konsumierens und natürlich auch der Werbung. Über das Datenbank-Infosystem (DBIS) der Bibliothek haben Sie Zugang zum hochinteressanten Archiv einer der ältesten und führenden Werbeagenturen der Welt: Die Datenbank J. Walter Thompson: Advertising America präsentiert digitalisiertes Quellenmaterial aus den Archiven derJ. Walter Thompson Company. Studierende und Forschende können die Geschichte, die Arbeitsweise sowie die Unternehmenspolitik einer der größten und ältesten Werbefirmen der Welt erforschen. Die Materialen bieten Einblick in viele Aspekte der Kultur-, Sozial-, Geschäfts-, Marketing-, Verbraucher- und Wirtschaftsgeschichte des 20. Jahrhunderts.
Die Sammlung umfasst nicht nur eine Galerie mit über 1.500 Printanzeigen, sondern bietet auch Zugriff auf Memoranden, Reports, Sitzungsprotokolle, Briefe und anderes mehr.
Der deutschlandweite Zugriff wird vom Fachinformationsdienst (FID) Anglo-American Culture mit finanzieller Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) bereitgestellt. Der externe Zugang ist für Hochschulangehörige über das Universitätsnetz (Shibboleth oder eduVPN) möglich.
An den Universitäten des Mittelalters gab es für das Medizinstudium eine Sammlung medizinischer Texte, die im späten 11. Jahrhundert im italienischen Salerno entstand und sich von dort aus als zentrales Lehrbuch an den medizinischen Fakultäten in Westeuropa ausbreitete. In diesem Lehrbuch wurden kleine zentrale medizinische Texte gesammelt, die überwiegend aus der Antike stammten und auch bereits in jener Zeit von anderen Medizinern kommentiert wurden. So gehörten zu diesem Kanon zunächst drei Werke aus dem Corpus Hippocraticum, die der römische Arzt Galen kommentiert hatte. Am bekanntesten dürften hier wohl die Aphorismen des Hippokrates sein, bei denen es sich um 422 medizinische Sentenzen handelt und die in den Articella-Handschriften stets mit dem auch aus Goethes Faust bekannten Satz Vita brevis, ars vero longa beginnen („Das Leben ist kurz, die Kunst der Wissenschaft aber ist von Dauer“; im Original übrigens: Ὁ μὲν βίος βραχύς, ἡ δὲ τέχνη μακρά).
Doch wie bei modernen Lehrbuchsammlungen entwickelte sich auch dieser kleine medizinische Kanon weiter. Einerseits wurden die Articella-Handschriften mit weiteren nützlichen Texten wie dem Werk De urinis des Theophilos erweitert, das sich der Auswertung des Urins von Kranken widmete – einst eine wichtige medizinische Praxis, die sich in zahlreichen Darstellungen mit Harnschauglas in mittelalterlichen Handschriften niederschlägt [Abb. 1]. Andererseits wurden auch die Texte selbst weiter kommentiert, sodass sich bald ‚kommentierte Kommentare‘ in den Handschriften fanden. Diese Entwicklung geschah vor allem in der Mitte des 13. Jahrhunderts, woraus sich zwei Arten der Articella-Handschriften herausbildeten: Die älteren wurden bereits im Mittelalter ars medica benannt, während die späteren durch ihren größeren Kommentaranteil als ars commentata abgegrenzt wurden.
Abb. 1: Hippocrates mit Harnschauglas (CA 2° 246, fol. 53r)
Diese historische Entwicklung der ‚Articella-Lehrbuchsammlung‘ lässt sich auch in der Amploniana nachvollziehen und verrät gleichzeitig etwas über die Sammlungsgeschichte: Von den neun Articella-Handschriften der Amploniana lassen sich zwei der ‚alten Auflage‘, der ars medica zuordnen, während die anderen sieben Handschriften bereits der ars commentata zugerechnet werden können. Auffallend sind hier vor allem die beiden älteren Kodizes, von denen die CA 2° 246 durch besonders ausgestaltete Initialen auffällt und die CA 2° 266a bereits kurz nach der Abfassung eine intensive Überarbeitung erfahren hat.
Allerdings sind diese beiden Handschriften nicht die ältesten Articella-Handschriften in der Amploniana. Denn während sich beide mit Hilfe von Schrift- und Buchschmuckvergleichen eindeutig in das erste Viertel des 14. Jahrhunderts datieren lassen, existiert mit der CA 2° 285 noch eine deutlich ältere Articella-Handschrift in der Sammlung. Durch ein Kolophon, einen Vermerk des Schreibers mit Datumsangabe, gilt diese Handschrift als weltweit älteste, datierte ars commentata aus dem Jahr 1270. Demnach existierte die ‚neuere‘ Version der Amploniana bereits 50 Jahre, bevor die ‚älteren‘ Abschriften überhaupt abgeschrieben wurden.
Doch wieso schrieb man eine ‚alte Auflage‘ ab? Hierfür gibt es verschiedene Erklärungen: Die CA 2° 246 mit ihrem außergewöhnlich schönen Buchschmuck und ihrer Fokussierung auf die drei grundlegenden Hippokratestexte dürfte eher einen repräsentativen Charakter für den Auftraggeber gehabt haben. Erst später wurde sie offensichtlich auch fürs Studium verwendet, was vor allem die vielen Anmerkungen aus dem 15. Jahrhundert zeigen. Bei der CA 2° 266a fand bereits kurz nach der Abschrift eine gründliche Überarbeitung statt [Abb. 2].
Abb. 2: Neben dem Haupttext finden sich zahlreiche Kommentare mit einer sehr ordentlichen, aber sehr kleinen Schrift von lediglich 1 mm Höhe, CA 2° 266a 1r.
Offensichtlich hat hier ein Student eine alte Auflage erwischt, wie manche Studierende es ja auch heute noch kennen, wenn sie sich ein Lehrbuch im Antiquariat beschaffen. Der mittelalterliche Student wusste sich aber dahingehend zu helfen, dass er das Buch gegen eine Zahlung von sex vallodia entsprechend überarbeiten und so zu einer ars commentata werden ließ.
Der seit November verfügbare VPN-Zugang für Beschäftigte und Studierende der Universität Erfurt hat positive Auswirkungen auf die Nutzung verschiedener elektronischer Ressourcen, für die ein Zugang von außerhalb des Campus zwar theoretisch möglich ist, technisch aber bisher nicht realisiert werden konnte.
Folgende Produkte sind neu per VPN-Zugang von unterwegs oder zu Hause nutzbar (Links zum Datenbank-Infosystem DBIS):
Für WissenschaftlerInnen und Studierende aus der Universität Erfurt und dem In- und Ausland ist der Altbestand der Universitätsbibliothek mit seinen wertvollen Alten Drucken, Inkunabeln und Handschriften eine Fundgrube an bedeutenden Texten. Diese können vor Ort gelesen und untersucht werden oder als Reproduktionen für den wissenschaftlichen Gebrauch bestellt werden. Im Zuge unseres Digitalisierungsprojekts ist auch der Zugriff auf die zunehmende Anzahl von Digitalisaten ein wichtiger Service für alle Interessierten, die von fern auf die Scans zugreifen wollen.
Unsere Altbestände können ausschließlich in den klimatisierten Räumlichkeiten der UB genutzt werden. Außer Haus gehen sie nur für Restaurierungsmaßnahmen und Ausstellungszwecke. In ersterem Fall werden Schäden an Einband, Papier bzw. Pergament behoben oder sogar umfangreiche Sicherungen von Farbaufträgen vorgenommen. In letzterem Fall unterstützen wir Bibliotheken, Museen oder ähnliche Einrichtungen mit Leihgaben aus unserem Bestand.
Allein in diesem Jahr haben wir zwei Ausstellungen mit Leihgaben bereichert: für die Ausstellung „Blühstreifen – Zwischen Traum und Zaun. Gärten im Fokus der Kunst“, die in der Kunsthalle Erfurt anlässlich der BUGA 2021 stattfand, stellten wir zwei Inkunabeln – „Gart der Gesundheit“ (I. 4° 354) von vor 1498 und eine deutschsprachige Bibel mit einer Paradiesdarstellung (I. 4° 336) von 1485 – zur Verfügung. Zu sehen war auch ein Werk Christian Reicharts, dem aus Erfurt stammenden Begründer des deutschen Gartenbaus.
Eine andere Handschrift trat eine weitere Reise an. Im Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim wird die Amplonianische Handschrift CA 4° 193 mit dem Pariser Pestgutachten „Compendium de epidemia“ ausgestellt und ist ein wichtiger Beitrag zur Sonderausstellung „Seuchen – Fluch der Vergangenheit, Bedrohung der Zukunft“.
Aufgrund der langen Ausstellungsdauer wird diese Handschrift durch zwei weitere abgelöst, da selbst unter hervorragenden konservatorischen Bedingungen die sensiblen Handschriften nur begrenzte Zeit gezeigt werden können.
Vielleicht ergibt sich die Gelegenheit für einen Besuch in dieser spannenden Ausstellung!
Am 11. November jährt sich zum 200. Mal der Geburtstag des großen russischen Schriftstellers Fjodor Michailowitsch Dostojewski. Zentrales Thema seiner Werke ist die menschliche Seele, ihre Widersprüche und ihre Abgründe sowie die politischen und sozialen Verhältnisse im Russland seiner Zeit. Die Erzählungen, Romane und Essays Dostojewskis wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und sind bis heute längst nicht nur für Literaturwissenschaftler Forschungs- und Diskussions-gegenstand. In unserer Bibliothek ist das umfangreiche Werk Dostojewskis vor allem in der Fachgruppe Slawistik zu finden (KI 3520 – KI 3535).
Hier einige Anregungen, die Ihnen diesen besonderen Schriftsteller und Menschen näherbringen möchten:
Abbildung: Kenneth Lantz: The Dostoevsky Encyklopedia, Greenwood Press 2004 (Signatur KI 3530 A1 L296)
Wissenswert:
Seit 2013 wird von der Russischen Akademie der Wissenschaften eine neue 30-bändige Gesamtausgabe der Schriften Dostojewskis herausgegeben. Die bereits erschienenen Bände finden Sie im 1. OG unter KI 3520.2013.
Rolf-Dieter Kluge: F. M. Dostojevskij : eine Einführung in Leben, Werk und Wirkung. Darmstadt : wbg Academic, 2021, Signatur in der UB: KI 3530 K66
Kürzlich ist die deutsche Erstübersetzung der Urfassung von Dostojewskis zweitem Roman „Der Doppelgänger“ erschienen:
Der Doppelgänger : die Abenteuer des Herrn Goljadkin / nach der ersten Fassung von 1846 übersetzt von Alexander Nitzberg. Köln : Verlag Galiani Berlin, 2021, Signatur KI 3524 D69.2021
Sehenswert:
Echte Filmklassiker sind die Romanverfilmungen in russischer und teils in deutscher Sprache.
Die Dokumentationen „Dostojewskis mystisches Russland“ und „Spieler seines Lebens“, abrufbar in der ARTE-Mediathek
Lesenswert:
Karla Hielscher: Dostojewski in Deutschland. Berlin : Insel Verlag, 1999, Signatur KI 3524 D48.999
Leonid Zypkin: Ein Sommer in Baden-Baden : Roman. Berlin : Berlin-Verlag, 2006, Signatur 336575
Fjodor Dostojewski: Die Briefe an Anna, 1866 – 1880. Königstein/Ts. : Athenäum, 1986, Signatur KI 3522.986
Anna Dostojewskaja: Mein Leben mit Fjodor Dostojewski : Erinnerungen. Berlin : Aufbau Verlag, 2021, demnächst im Bestand der UB
Anna Dostojewskaja: Ich denke immer nur an dich : Eine Liebe in Briefen. Berlin: Aufbau Verlag, 2021, demnächst im Bestand der UB
Wladimir Kaminer: Tolstois Bart und Tschechows Schuhe : Streifzüge durch die russische Literatur … München : Wunderraum 2019, Signatur KH 1320 K15
Ein Linkresolver schafft die Verbindung von der Literaturrecherche in einer Datenbank zum Bestand der eigenen Bibliothek. Er wird meist in Form einer Schaltfläche dargestellt (s. Bild) – ein Klick darauf führt im Optimalfall zu einem elektronischen Volltext. Es kann aber auch ein gedrucktes Buch, eine Zeitschrift oder die Möglichkeit einer Fernleihbestellung sein.
Bisher nutzte die UB Erfurt den Linkresolver SFX in vielen ihrer Datenbanken und in Google Scholar; nach und nach wird der Dienst nun durch ReDi-Links ersetzt. ReDi-Links hat vor allem „hinter den Kulissen“ für die Bibliothek einige Vorteile: der Dienst ist nicht kommerziell, arbeitet zuverlässig und verursacht bei nahezu gleicher Effektivität weniger Arbeitsaufwand und Kosten.
Beispieltreffer aus der Datenbank Econlit
Auch im Suchportal Discovery erscheint der Button „zum elektronischen Volltext“, wenn ReDi-Links einen entsprechenden Nachweis ermittelt hat: