Zur Krippe her kommet in Bethlehems Stall …

Mit einem Blick auf Cranachs Holzschnitt aus dem Werk „Passional Christi und Antichristi“ (1521) möchten wir uns für dieses Jahr von allen UB-Blog-Lesenden verabschieden.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der UB Erfurt wünschen Ihnen ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest und ein gesundes und glückliches Neues Jahr 2019.

 

Chꝛiſtus.
Die fuchß haben yre gruͤben/ vnnd die fogell der lufft ire neſter/
Aber der ſon des menſchen hat nicht do er ſein heubt legte. Lu. 9
Dießer ab er wol reich war/ dennoch vmb vnſert willen iſt er
arm woꝛden/ vnd ſeyn armut hat vns reych gemacht. 2. Coꝛ. 8


Quelle: Deutsches Textarchiv
Signatur: UB Erfurt, Dep. Erf. 09 – T.as. 4° 73 (4)

„Rabimmel- rabammel – rabumm ….“ – Martini und die Erfurter Gloriosa

Wie schon in den vergangenen Jahren freuen sich Einwohner und Gäste Erfurts am 10. November 2018 auf die Ökumenische Martinsfeier. Es ist Tradition geworden, sich am Vorabend des Martinstages (11. November) auf dem Domplatz mit oder ohne Laterne für die Feier zu versammeln und zu singen.
Bevor um 18 Uhr die Martinsfeier beginnt, gibt es dann einen doch inzwischen recht seltenen Auftritt: Bühne frei für die Gloriosa!
Nur an hohen kirchlichen Feiertage oder zu besonderen Gelegenheiten wird die größte freischwingende mittelalterliche Glocke der Welt, die Gloriosa, geläutet (Termine für das Jahr 2018 siehe Läuteordnung)

Gegossen im Jahr 1497 für den Dom St. Marien und erstmals 1499 geläutet, überstand sie die Jahrhunderte, bis in den Jahren 1984 und 2004 Risse in der Glockenwand auftraten.
Die Reparaturen wurden durch die Glockengießerei Lachenmeyer im Glockenturm selbst (1985) bzw. in der Werkstatt in Nördlingen (2004) ausgeführt – seitdem ertönt die Gloriosa wieder im tiefen „E“.
Doch schon im Jahr 1639 wurde diese bekannte Glocke von einem Erfurtreisenden mit folgenden Worten kurz und bündig beschrieben:

„1639. 29 Maji zur Erffurdt die Glocksen gesehen, weliche ist goßen im Jahr 1497.vndt hadt ein gewicht 275. Centner.
Glöxel [ist] 11. Centner E[in]fang im Circel 5. klaffter das ist 15. Ellen.

Freuen wir uns also – wie schon vor 519 Jahren – auf das Glockengeläute der Gloriosa zu Ehren von Martin von Tours und Martin Luther!

Weitere Informationen zur Gloriosa
Signatur des Bands: UB Erfurt, Dep. Erf. 5 – T.pat. 12° 29

„sein Geist ist so entbrannt/ Daß Er sich auch gemacht an stärcksten Elephant.“

Diese Würdigung findet sich im Werk „Elephantographia Curiosa, Seu Elephanti Descriptio …“ von Georg Christoph Petri von Hartenfels aus dem Jahre 1715.
Der so gepriesene Forscher war ein in seiner Zeit bekannter und angesehener Erfurter Bürger. Geboren am 13. Februar 1633 in Erfurt, zog es ihn für seine Studien nach Jena, Groningen und Leipzig. Nach seiner Tätigkeit als Hauslehrer und Leibarzt in Greiz kehrte er 1662 nach Erfurt zurück. Im Folgejahr wurde er an der Erfurter Universität Professor und trat später auch als Kaiserlicher Pfalzgraf, Kurmainzer Rat und Stadtarzt in Erfurt in Erscheinung. Im Jahr 1689 wurde er in den Adelsstand erhoben und Universitätsrektor, ab 1692 war er mehrmals Bürgermeister in Erfurt. Hochbetagt starb von Hartenfels im Jahr 1718 als geschätzter Bürger und Wissenschaftler in seiner Heimatstadt.

Neben seinen medizinischen Schriften möchten wir das oben genannte Werk der „Elefantenkunde“ würdigen, in welchem von Hartenfels Informationen u.a. zu Körperbau, Lebensweise, Vorkommen und Nutzung der fremdartigen Elefanten zusammentrug und dies durch detailreiche und spannende Kupferstiche (von Jakob Petrus) illustrieren ließ.

Die beiden in der Sondersammlung der Universitätsbibliothek Erfurt vorliegenden Ausgaben (1715 und 1723) können gern hier studiert werden, werden aber demnächst ihre gewohnte Umgebung verlassen und im Grafikkabinett des Angermuseums zu sehen sein.

In der Ausstellung „Elephantographia curiosa. Erfurter Drucke des frühen 18. Jahrhunderts“  werden vom 28. September bis zum 30. Dezember 2018 die Kupferstiche gezeigt – wir wünschen dieser Ausstellung viele aufgeschlossene Besucher!

Link zum Digitalisat der Ausgabe von 1715

„Bandwürmliches Hand- Fuß- und Sendschreiben …“

Wer Sondersammlung der UB Erfurt hört, denkt zuerst an die zahlreichen mittelalterlichen Handschriften und Inkunabeln ( = Wiegendrucke) der Bibliotheca Amploniana und eine große Anzahl Alter Drucke verschiedenster Herkunft.

Doch auch Handschriften, Akten, Archivalien, Briefe und sonstige Schriftstücke aus der alten Universitätsbibliothek und verschiedenen Erfurter Klöstern, Vereinen und von Privatpersonen befinden sich als Depositum der Stadt Erfurt in der Obhut der UB Erfurt.

Die Sammlung dieser sogenannten Codices Erfordenses  in der Universitätsbibliothek umfasst heute 514 Bände, darunter befinden sich 28 mittelalterliche Handschriften.
Die anderen aus dem 16. bis 20. Jahrhundert stammenden Handschriften sind aber auch anregend und spannend: so gibt es Chroniken, Ahnentafeln, Liedersammlungen und vieles mehr.
Unsere Abbildungen sind aus einem Stammbuch, einem „10 Ellen langem“ Grußschreiben und einer juristischen Handschrift zum Thema „Testament und Erbfälle“; liebevoll handgefertigte Zeichnungen und Verse zeigen die Wertschätzung von Freunden und Verwandten und Auslegungen des Erbrechts werden eingeleitet von einem martialischen Titelblatt.

CE. 8° 28s: Stammbuch von Johann Gottlieb Gerlach, 1733-1789
CE. 8° 28p: Bandwürmliches Hand- Fuß- und Sendschreiben langweiligen Anfangs und 2650zeiligen Umfangs vom alten Max … an seine Frau Schwester … Henriette Angelica. Wien 1840
CE. 2° 99: Schütz, Benjamin: Rei pub Erfurti Statuta et consuetudi….. Kurtze und aufrichtige Erklärung Erffurtischer Statuten und Gewohnheiten über Erbfälle, ohne Testament. Erfurt 1731 [?]

„Künslichtes Schreiben“

Anlässlich des 550. Todestages von Johannes Gutenberg zeigt die Universitätsbibliothek Erfurt vom 24. Mai bis 5. Juli 2018 eine repräsentative Auswahl an Wiegendrucken. Dabei handelt es sich um Frühdrucke aus der Zeit zwischen 1455 und 1500.

Die Bücher stammen aus der Bibliotheca Amploniana und ehemaligen Erfurter Klosterbibliotheken und sind als Depositum Eigentum der Stadt Erfurt. Mit der Erfindung des Johannes Gutenberg, gewissermaßen einem Schreiben auf „künstliche Art“, nämlich mit beweglichen metallenen Lettern, entwickelte sich die große Medienrevolution von der Handschrift zum gedruckten Buch bereits in der Mitte des 15. Jahrhunderts.
Ausstellungsraum der UB, 2. OG, Öffnungszeit: Montag – Freitag, 9.00 – 17.00 Uhr

Abbildung: Der Büchernarr
Aus: Sebastian Brant: Das Narrenschiff, Dep. Erf. I. 8° 00098(02)

Dem Osterhasen auf der Spur…

Für die versteckten Eier am Ostersonntag sorgt hierzulande der Osterhase – in manchen Gegenden Deutschlands früher auch der Storch oder Fuchs.
Schon im Mittelalter wird das Ei mit dem christlichen Osterfest in Verbindung gebracht, wobei die Aufgabe des Hasen als Eierbringer zum ersten Mal im Werk von Georg Franck von Franckenau „De ovis paschalibus – von Oster-Eyern“ (erschienen 1682 in Heidelberg) geschildert wird. Der Osterhase versteckt die Eier, damit die Kinder im Grünen zur Freude der Erwachsenen die Ostereier suchen.
Dieser alte Druck liegt uns leider nicht im Altbestand der UB Erfurt vor, kann aber z.B. im Original in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek – Klassik Stiftung Weimar gelesen oder als Digitalisat im Volltext angesehen werden.
Zum Trost gibt es Hasen-Abbildungen aus der Handschrift CA. 2° 27 (oben) und aus dem bekannten Werk von Konrad Gessner „Historiae Animalium Lib.I. de Quadrupedibus uiuiparis. …“, 13-Nz. 2° 601d (1).
Eine erfolgreiche Eiersuche und ein frohes Osterfest!