Dem Osterhasen auf der Spur…

Für die versteckten Eier am Ostersonntag sorgt hierzulande der Osterhase – in manchen Gegenden Deutschlands früher auch der Storch oder Fuchs.
Schon im Mittelalter wird das Ei mit dem christlichen Osterfest in Verbindung gebracht, wobei die Aufgabe des Hasen als Eierbringer zum ersten Mal im Werk von Georg Franck von Franckenau „De ovis paschalibus – von Oster-Eyern“ (erschienen 1682 in Heidelberg) geschildert wird. Der Osterhase versteckt die Eier, damit die Kinder im Grünen zur Freude der Erwachsenen die Ostereier suchen.
Dieser alte Druck liegt uns leider nicht im Altbestand der UB Erfurt vor, kann aber z.B. im Original in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek – Klassik Stiftung Weimar gelesen oder als Digitalisat im Volltext angesehen werden.
Zum Trost gibt es Hasen-Abbildungen aus der Handschrift CA. 2° 27 (oben) und aus dem bekannten Werk von Konrad Gessner „Historiae Animalium Lib.I. de Quadrupedibus uiuiparis. …“, 13-Nz. 2° 601d (1).
Eine erfolgreiche Eiersuche und ein frohes Osterfest!

Helau und Alaaf – die Narren sind los!

Am 14. Februar beginnt die vierzigtägige Fastenzeit vor Ostern. Davor wird noch einmal ausgiebig Karneval, Fastnacht, Fasnacht, Fasnet, Fasching, Fastabend, Fastelovend, Fasteleer oder einfach nur die fünfte Jahreszeit gefeiert. Dabei kommen je nach Region unterschiedliche Bräuche zum Tragen. Umzüge gehören genauso dazu wie Verkleidungen und Masken.

Besonders aus den Alpen, dem schwäbisch-alemannischen Raum und aus Venedig sind Masken bekannt, deren Abbildungen auch in den Alten Drucken der UB Erfurt zu finden sind..

Also – viel Spaß beim Verkleiden und Feiern!

 

Quellen:
Berger, Christoph Heinrich von : Commentatio De Personis Vulgo Larvis Seu Mascheris Von Der Carnavals-Lust …    Francofurti : [1723], UB Erfurt, Dep. Erf. 01 – A. 8° 00567

Friedrich, V.: Palatini Khönigreich in der Faßnacht …    1621,  UB Erfurt, Dep. Erf. 03 – Hu. 8° 03108 (36)

 

Geschichten aus 1.000 Jahren: Ausgewählte Handschriften und Drucke aus der Bibliotheca Amploniana

Mit ausgewählten alten Drucken und Handschriften werden Mitarbeiter der Sondersammlung der Universitätsbibliothek die spätmittelalterliche Büchersammlung des Gelehrten und Büchersammlers Amplonius Rating de Berka, die Bibliotheca Amploniana, zur Langen Nacht der Wissenschaften  vorstellen. Aber auch Bücher aus anderen Sammlungen, z.B. Klosterbibliotheken oder den Sammlungen bekannter Persönlichkeiten, werden zu sehen und zu lesen sein!
Die Präsentation erfolgt in der Sondersammlung der UB Erfurt im 2. OG, Einlass ist um 19 und 20.30 Uhr.
Mehr Informationen im Programm Lange Nacht der Wissenschaften in Erfurt

Ganz nah am Rhein

Neben einem beachtlichen Bestand an mittelalterlichen Handschriften, frühen Drucken und Kuriositäten werden in der Sondersammlung der UB auch Nachlässe aufbewahrt. Einer dieser Nachlässe stammt von Adolf Rhein, einem Erfurter Buchbinder und Einbandforscher des 20. Jahrhunderts. Auf der Suche nach Einblicken in die faszinierende Welt mittelalterlicher Einbände und frühen Buchbinderhandwerks ließ sich Helene Jung, Masterstudentin der Sammlungsbezogenen Wissens- und Kulturgeschichte, auf ein Praktikum in der Sondersammlung ein. Von April bis Juni 2017 hatte sie dabei Gelegenheit, Rheins umfangreiche Sammlung von Abreibungen meisterlicher Einbände und historischer Rollenstempel kennen und bewundern zu lernen und bei der Digitalisierung von besonders gefährdeten Teilen des Bestandes einen Einblick in die Arbeit eines Meisters zu erhalten.

Adolf Rhein arbeitete an einem umfangreichen Werk zur Geschichte des Buchbinderhandwerks in Erfurt, dessen Manuskript Teil des Nachlasses ist und von Rheins schier unerschöpflichem Wissen über Einbände zeugt. Auf der Suche nach den Quellen dieses Wissens studierte Frau Jung Adolf Rheins „Wanderbuch“ (NRhein A3) – eine gebundene Sammlung von Briefen, Notizen und anderen Dokumenten aus seiner Zeit als Wandergeselle in Karlsruhe, Stuttgart, Zürich und Italien 1904 bis 1906. Zwar fand sie darin leider nicht das erhoffte kodikologische Geheimwissen, doch einige lebendige Zeugnisse des Gesellenlebens im frühen 20. Jahrhundert und eine ergiebige Quelle zum Wander- und Musikfreund, zum Menschen Adolf Rhein.

Der Sommer ist da …

… und in den Alten Drucken der Sondersammlung der Universitätsbibliothek Erfurt befinden sich etliche Kalenderbüchlein und Ratgeber für den Landwirt, die auch in der sommerlichen Jahreszeit von Nutzen waren.
Der Leser konnte neben den Gedenktagen für diverse Heilige allerlei allgemeine und meteorologische Informationen zum jeweiligen Monat finden. Besonders wichtig waren die Ratschläge für die Bauern, um ertragreich wirtschaften zu können sowie Hinweise für die Lebensführung bis hin zu Rezepten gegen so manche Krankheit.
Für den Juli, dessen alte deutsche Namen auch Heumon(at), Heuet oder Heuert sind, finden sich z.B. folgende Einträge:
„Jn dem Heumonat
Jtem regnet es an unser frawe tag …/ so wirt das selbig rege wetter viertzig tag an einander weren.“*
„Hewmonat: Hat 31. tag. … Vnd laufft die Sonn im Lewen. …
Jm Leo ist gut heuser bawen/ grundfest legen …. Jetzt dresch ich/ vnd heb ich auff mein hew/ Vnd ist es naß/ ich das zerstrew.“**

* Der bawren practica. Erfurt, 1521. UB Erfurt, Dep. Erf. 13-A. 8° 841 (9)
** Bawern Practica odder Wetter Büchlin. Wittenberg, 1533. Dep. Erf. 13-A. 8° 841 (10)
Abbildung oben: Der Bawrn Calender / Auff das Jar / M.D.LXXXIX. Erfurt, 1588. UB Erfurt, Dep. Erf. 13-Hs. 8° 363

Bücher sind Gärten, diese kann Frau und Mann nach Hause tragen*

Schon in der Antike haben Platon, Sokrates und Epikur zusammen mit ihren Schülern Schulgärten angelegt. Damals dienten diese Gärten vor allem der Inspiration. Später wurden unter der Obhut des persischen König Kyros II Gärten angelegt, die den Schülern den Garten- und Obstanbau erklärten.
Im Mittelalter wurde das Wissen über unsere Nutzpflanzen von Klostergärten bewahrt und weiterentwickelt. Deren Geschichte reicht bis zur Gründung der ersten Benediktinerklöster zurück. Die Gartenarbeit gehörte nach dem Heiligen Benedikt von Nursia zu einem wichtigen Bestandteil des klösterlichen Lebens. Der Klostergarten wurde in einen Nutz- und Kräutergarten sowie einen Obstgarten eingeteilt.

Die Klostergärten bildeten die Grundlage für die Klosterapotheken. Die Kräutergärten befanden sich häufig hinter dem Klosterhospital. Der Obstgarten wurde zugleich als Klosterfriedhof genutzt. Im Klostergarten sollten 16 verschiedene Pflanzen angebaut werden. Pro rechteckigem Beet wurde eine Pflanze angebaut. Die Anordnung der Beete war schachbrettartig. Später wurden die Beete häufig nach Krankheitsbildern geordnet angelegt. Aber nicht nur der Anbau der Heilpflanzen und die Selbstversorgung mit Gemüsepflanzen waren von Bedeutung. Eine ebenso große Rolle spielten die Ästhetik der Pflanzenanordnung und die Möglichkeiten zur Besinnung und inneren Einkehr in den Gärten.
Schon Ende des 17. Jahrhundert ließ August Hermann Francke in Halle einen Schulgarten anlegen. Diesem folgte um 1750 in Berlin ein durch den evangelischen Theologen und Pädagogen Johann Julius Hecker eingerichteter Schulgarten. Hecker verfolgte das pädagogische Ziel schulische und direkt berufsvorbereitende Lehrinhalte zu verbinden. Etwa zur gleichen Zeit entwickelten sich vor allem auch im süddeutschen Raum Schulgärten. Dort stand der praktische Unterricht im Obst- und Gartenbau im Vordergrund.
Bis heute übernimmt der Schulgarten die Verbindung theoretisches Wissen in der praktischen Arbeit im Garten anzuwenden.

Wer die Geschichte des Schulgartenunterrichts erkunden möchte, ist herzlich eingeladen, in den Beständen der Sondersammlung der UB Erfurt zu stöbern.

20.06.2017: Tag des Schulgartens in Deutschland

* (Arabisches Sprichwort)
Abbildungen: Universitätsbibliothek Erfurt, Dep. Erf. I. 2° 354