SCHAUT HER!

Wer kennt sie nicht, die kleine Hand mit dem ausgestreckten Zeigefinger (http://www.manikel.de/). Korrekt heißt sie „Manicula“, Zeigehändchen. Verwendet wird das Zeichen schon seit dem 12. Jahrhundert.
Wir begegnen ihr in einigen Handschriften und Frühdrucken in den Beständen der Sondersammlung.

Mit den kleinen Zeigehändchen hat der Leser ihm wichtige Textstellen markiert, um diese besonders hervorzuheben und im Gedächtnis zu behalten. Damit wird jeder Text individuell und gibt Zeugnis vom Selbstgespräch des Lesers mit dem Text.
Gedruckte Zeigehändchen können dagegen vom Autoren selbst oder seinem Drucker eingefügt worden sein.

Ganz nah am Rhein

Neben einem beachtlichen Bestand an mittelalterlichen Handschriften, frühen Drucken und Kuriositäten werden in der Sondersammlung der UB auch Nachlässe aufbewahrt. Einer dieser Nachlässe stammt von Adolf Rhein, einem Erfurter Buchbinder und Einbandforscher des 20. Jahrhunderts. Auf der Suche nach Einblicken in die faszinierende Welt mittelalterlicher Einbände und frühen Buchbinderhandwerks ließ sich Helene Jung, Masterstudentin der Sammlungsbezogenen Wissens- und Kulturgeschichte, auf ein Praktikum in der Sondersammlung ein. Von April bis Juni 2017 hatte sie dabei Gelegenheit, Rheins umfangreiche Sammlung von Abreibungen meisterlicher Einbände und historischer Rollenstempel kennen und bewundern zu lernen und bei der Digitalisierung von besonders gefährdeten Teilen des Bestandes einen Einblick in die Arbeit eines Meisters zu erhalten.

Adolf Rhein arbeitete an einem umfangreichen Werk zur Geschichte des Buchbinderhandwerks in Erfurt, dessen Manuskript Teil des Nachlasses ist und von Rheins schier unerschöpflichem Wissen über Einbände zeugt. Auf der Suche nach den Quellen dieses Wissens studierte Frau Jung Adolf Rheins „Wanderbuch“ (NRhein A3) – eine gebundene Sammlung von Briefen, Notizen und anderen Dokumenten aus seiner Zeit als Wandergeselle in Karlsruhe, Stuttgart, Zürich und Italien 1904 bis 1906. Zwar fand sie darin leider nicht das erhoffte kodikologische Geheimwissen, doch einige lebendige Zeugnisse des Gesellenlebens im frühen 20. Jahrhundert und eine ergiebige Quelle zum Wander- und Musikfreund, zum Menschen Adolf Rhein.

KUNST.ORT.KINO – Historische Publizistik und aktuelle künstlerische Positionen. Eine Ausstellung in der Kunsthalle Erfurt

Vom 16. Juli bis zum 17. September 2017 wird in der Kunsthalle Erfurt die Ausstellung „KUNST.ORT.KINO – Historische Filmpublizistik und zeitgenössische künstlerische Positionen“ gezeigt. Konzipiert wurde sie anlässlich des 100-jährigen Gründungsjubiläums der UFA von der Universität Erfurt, dem Erfurter Kunstverein e.V. und der Kunsthalle Erfurt.

Weitere Informationen: Ausstellung KUNST.ORT.KINO in der Kunsthalle Erfurt und im Wortmelder der Universität Erfurt

Öffnungszeiten:

Di-So: 11 – 18 Uhr, Do: 11 – 22 Uhr

Empfehlungen aus dem umfangreichen Gesamtprogramm:

10. August, 19 Uhr: Führung mit Susanne Knorr und Prof. Patrick Rössler
17. August, 19 Uhr: Führung mit Maria Heise und Prof. Patrick Rössler

 

Der Sommer ist da …

… und in den Alten Drucken der Sondersammlung der Universitätsbibliothek Erfurt befinden sich etliche Kalenderbüchlein und Ratgeber für den Landwirt, die auch in der sommerlichen Jahreszeit von Nutzen waren.
Der Leser konnte neben den Gedenktagen für diverse Heilige allerlei allgemeine und meteorologische Informationen zum jeweiligen Monat finden. Besonders wichtig waren die Ratschläge für die Bauern, um ertragreich wirtschaften zu können sowie Hinweise für die Lebensführung bis hin zu Rezepten gegen so manche Krankheit.
Für den Juli, dessen alte deutsche Namen auch Heumon(at), Heuet oder Heuert sind, finden sich z.B. folgende Einträge:
„Jn dem Heumonat
Jtem regnet es an unser frawe tag …/ so wirt das selbig rege wetter viertzig tag an einander weren.“*
„Hewmonat: Hat 31. tag. … Vnd laufft die Sonn im Lewen. …
Jm Leo ist gut heuser bawen/ grundfest legen …. Jetzt dresch ich/ vnd heb ich auff mein hew/ Vnd ist es naß/ ich das zerstrew.“**

* Der bawren practica. Erfurt, 1521. UB Erfurt, Dep. Erf. 13-A. 8° 841 (9)
** Bawern Practica odder Wetter Büchlin. Wittenberg, 1533. Dep. Erf. 13-A. 8° 841 (10)
Abbildung oben: Der Bawrn Calender / Auff das Jar / M.D.LXXXIX. Erfurt, 1588. UB Erfurt, Dep. Erf. 13-Hs. 8° 363

Bücher sind Gärten, diese kann Frau und Mann nach Hause tragen*

Schon in der Antike haben Platon, Sokrates und Epikur zusammen mit ihren Schülern Schulgärten angelegt. Damals dienten diese Gärten vor allem der Inspiration. Später wurden unter der Obhut des persischen König Kyros II Gärten angelegt, die den Schülern den Garten- und Obstanbau erklärten.
Im Mittelalter wurde das Wissen über unsere Nutzpflanzen von Klostergärten bewahrt und weiterentwickelt. Deren Geschichte reicht bis zur Gründung der ersten Benediktinerklöster zurück. Die Gartenarbeit gehörte nach dem Heiligen Benedikt von Nursia zu einem wichtigen Bestandteil des klösterlichen Lebens. Der Klostergarten wurde in einen Nutz- und Kräutergarten sowie einen Obstgarten eingeteilt.

Die Klostergärten bildeten die Grundlage für die Klosterapotheken. Die Kräutergärten befanden sich häufig hinter dem Klosterhospital. Der Obstgarten wurde zugleich als Klosterfriedhof genutzt. Im Klostergarten sollten 16 verschiedene Pflanzen angebaut werden. Pro rechteckigem Beet wurde eine Pflanze angebaut. Die Anordnung der Beete war schachbrettartig. Später wurden die Beete häufig nach Krankheitsbildern geordnet angelegt. Aber nicht nur der Anbau der Heilpflanzen und die Selbstversorgung mit Gemüsepflanzen waren von Bedeutung. Eine ebenso große Rolle spielten die Ästhetik der Pflanzenanordnung und die Möglichkeiten zur Besinnung und inneren Einkehr in den Gärten.
Schon Ende des 17. Jahrhundert ließ August Hermann Francke in Halle einen Schulgarten anlegen. Diesem folgte um 1750 in Berlin ein durch den evangelischen Theologen und Pädagogen Johann Julius Hecker eingerichteter Schulgarten. Hecker verfolgte das pädagogische Ziel schulische und direkt berufsvorbereitende Lehrinhalte zu verbinden. Etwa zur gleichen Zeit entwickelten sich vor allem auch im süddeutschen Raum Schulgärten. Dort stand der praktische Unterricht im Obst- und Gartenbau im Vordergrund.
Bis heute übernimmt der Schulgarten die Verbindung theoretisches Wissen in der praktischen Arbeit im Garten anzuwenden.

Wer die Geschichte des Schulgartenunterrichts erkunden möchte, ist herzlich eingeladen, in den Beständen der Sondersammlung der UB Erfurt zu stöbern.

20.06.2017: Tag des Schulgartens in Deutschland

* (Arabisches Sprichwort)
Abbildungen: Universitätsbibliothek Erfurt, Dep. Erf. I. 2° 354

Martin Luther, der „katholische“ Bettelmönch

Die Universitätsbibliothek Erfurt beteiligt sich mit insgesamt 28 Exponaten an der Ausstellung „Barfuß ins Himmelreich?“.  Die Schau im Rahmen des 500jährigen Reformationsjubiläums 2017 findet im Stadtmuseum Erfurt sowie an drei weiteren Standorten statt. Vom 18. Mai bis 12. November werden neben zahlreichen Dokumenten und Kunstschätzen auch Handschriften und historische Drucke aus der Bibliotheca Amploniana sowie aus Beständen ehemaliger Erfurter Klosterbibliotheken, die heute in das Depositum Erfurt in der Universitätsbibliothek gehören, präsentiert.

Augustinus und die „Zwei-Reiche-Lehre“.
UB Erfurt, Dep. Erf. I. 4° 48 (1); aus der Bibliothek des „katholischen“ Augustiner-Eremitenklosters Erfurt

Besonders interessant sind – neben Handschriften des Erfurter Mystikers Meister Eckhart, mit dessen Texten auch Luther Bekanntschaft gemacht hatte – die Inkunabeln und historischen Drucke, die aus dem Heimatkloster Martin Luthers, dem alten Augustiner-Eremitenkloster Erfurt und dem im 17. Jahrhundert wieder gegründeten „katholischen“ Augustinerkloster an der Wigbertikirche stammen.

Weitere Informationen zur Sonderausstellung „Barfuss ins Himmelreich? Martin Luther und die Bettelorden in Erfurt“