Blick hinter die Kulissen – Volontariat in der UB

In loser Folge stellen wir im „Lesezeichen“ Bibliotheks-Mitarbeiter und deren Arbeitsbereiche vor, die normalerweise hinter den Kulissen verborgen bleiben – heute ein Gespräch mit Dr. Berthold Kreß, der seit 1. Oktober 2018 in der UB arbeitet.

Eine Ausbildung in der UB kann nicht nur die zum/r Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste sein, auch die Absolvierung eines wissenschaftlichen Volontariats ist möglich. Was ist Ihr Berufsziel und was müssen Sie dafür tun?
Nach einem Hochschulstudium der Kunstgeschichte ist mein Ziel ein Masterabschluss in Bibliotheks- und Informationswissenschaft. Das Studium an der Humboldt-Universität in Berlin erfolgt über einen Zeitraum von zwei Jahren berufsbegleitend. Dort geht es vor allem um die Theorie des Bibliothekswesens, hier in der UB kann ich dies wunderbar mit dem Kennenlernen der Praxis ergänzen.

Wie läuft das Volontariat ab, welche Aufgaben haben Sie hier in der UB?
Mein Aufgabenspektrum ist zweigeteilt: zum einen erhalte ich im Lauf der Zeit einen Einblick in alle Arbeitsbereiche der Bibliothek. Zum anderen bin ich in der Sondersammlung, also den historischen Beständen tätig. Dort bin ich zurzeit vor allem mit der Vorbereitung eines Projekts zur Digitalisierung der Amploniana beschäftigt. Die Tätigkeit in der Sondersammlung hängt mit meiner bisherigen Berufserfahrung zusammen. Meistens sind Volontäre einem Fachreferenten zugeordnet und lernen intensiv dessen Tätigkeit kennen.

Welche Erfahrungen bringen Sie mit?
Als Kunsthistoriker sind meine Interessenschwerpunkte mittelalterliche Handschriften und alte Drucke, vor allem deren Illustrationen. Ich habe sieben Jahre am Warburg Institute (einer Abteilung der University of London) am Aufbau einer Bilddatenbank mitgewirkt. Sie dient unter anderem dazu, digitalisierte Bilder zu erschließen, die sonst in den Digitalisaten der Handschriften „untergehen“ würden. In ähnlicher Weise habe ich auch hier in Erfurt bereits begonnen, Bilder aus in Erfurt gedruckten Werken zu erfassen.

Ein erster Eindruck nach ein paar Monaten in der UB?
Als Neueinsteiger war ich doch zunächst von der Komplexität einer Bibliothek beeindruckt – in London waren wir nur zu dritt, und man konnte den ganzen ‚Geschäftsgang‘ eines Eintrags in wenigen Minuten selber erledigen.

Wie stellen Sie sich Ihre berufliche Zukunft vor?
Zu Beginn meines Studiums der Kunstgeschichte war ich mir sicher, dass ich einmal mit alten Handschriften in einer Bibliothek arbeiten wollte, und so ist meine jetzige Tätigkeit eine Rückkehr zu einem alten Wunschtraum. Ob ich später in einer Sammlung arbeiten werde, deren Bestände ich beschreiben und, was mir besondere Freude bereitet, der Öffentlichkeit vermitteln kann, oder das Bibliothekarische mit meiner früheren Arbeit an Bilddatenbanken verbinde, wird sich noch herausstellen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Blick hinter die Kulissen – Bestellungen aus dem Magazin

In loser Folge stellen wir im „Lesezeichen“ Bibliotheks-Mitarbeiter und deren Arbeitsbereiche vor, die normalerweise hinter den Kulissen verborgen bleiben – heute ein Gespräch mit Ulli Zöllner, der unter anderem im Magazin tätig ist:

Magazin – was ist das überhaupt?

Das Magazin ist ein Aufbewahrungsort für Bücher und andere Medien außerhalb des Lesesaals, der nicht für Benutzer zugänglich ist. Bei uns ist es im Keller der UB bzw. des KIZ (Außenmagazin). Hier stehen verschiebbare Regale eng beieinander (Kompaktmagazin). Die Aufstellung erfolgt nicht nach Inhalt wie im Lesesaal sondern nach Größe und fortlaufenden Nummern.

Hier werden übrigens nicht nur Bücher aufbewahrt, sondern auch andere Medien wie z.B. Zeitungen, DVDs oder Microfiches. Besonders wertvolle alte Bestände stehen im sogenannten Sondermagazin.

Ein Benutzer hat auf den Bestellbutton geklickt – was passiert dann?

Zunächst wird automatisch ein Bestellzettel gedruckt. Mehrmals am Tag (4x täglich im Semester) suchen meine Kollegen und ich mit Hilfe dieser Zettel die bestellten Medien heraus. Sie werden in Kisten gelegt und mit der Buchförderanlage (automatisches Transportsystem) zur Ausleihtheke geschickt. Bei Bestellungen aus dem Außenmagazin gehen wir ins KIZ und bringen die Bücher mithilfe einer Tragetasche oder eines Einkaufstrolleys zur Bibliothek.

Wie lange dauert es, bis das gewünschte Buch zur Abholung bereit liegt? Wird man benachrichtigt?

Tagsüber dauert das maximal dreieinhalb Stunden. Bestellungen, die am späteren Nachmittag bzw. abends aufgegeben werden, sind am folgenden Werktag abholbereit. Bücher aus dem Außenmagazin stehen ebenfalls spätestens am nächsten Werktag zur Verfügung.

Anders als bei Vormerkungen erfolgt keine Benachrichtigung per E-Mail, da es garantierte Bereitstellungszeiten gibt.

Wo findet man die bestellten Medien?

Ausleihbare Medien werden an der Ausleihtheke bereitgestellt. Im Haus zu benutzende Bestände liegen an der Lesesaaltheke im 2. Stock bereit.

Muss man am selben Tag zum Abholen kommen?

Nein, die Bestellungen bleiben 1 Woche liegen.

Gibt es ein besonderes Kennzeichen von Mitarbeitern im Magazin?

Wir Magaziner haben immer eine Strickjacke griffbereit, weil dieser Arbeitsplatz eher kühl ist. Es herrscht eine Temperatur von ca. 19 °C; im Sommer ist das sehr angenehm.

Wie lange sind Sie schon im Magazin tätig?

Ich arbeite seit etwa zwei Jahren in der UB Erfurt und war von Anfang an auch im Magazin eingesetzt.

Welchen Tipp haben Sie für die Benutzer?

Alles was bis morgens 9:00 Uhr bestellt wurde, ist ab 10:00 Uhr abholbereit. Man kann also bequem von zu Hause aus bestellen und am nächsten Morgen abholen.

Vielen Dank für das Gespräch

Blick hinter die Kulissen – die Fernleihe

In loser Folge stellen wir im „Lesezeichen“ Bibliotheks-Mitarbeiter und deren Arbeitsbereiche vor, die normalerweise hinter den Kulissen verborgen bleiben – heute ein Gespräch mit Rosemarie Mann, verantwortlich für die Fernleihe:

Wie lange arbeiten Sie schon im Bereich Fernleihe?
Etwa 20 Jahre.

Was ist – kurz gesagt – der Inhalt Ihrer Arbeit?
Wir beschaffen Literatur, die in unserer Bibliothek nicht vorhanden ist (das waren im Vorjahr ca. 8000 Bücher und Aufsatzkopien), und verleihen an andere Bibliotheken Literatur, die dort nicht im Bestand ist (letztes Jahr ca.10.000). An diesem System ist der Großteil der Bibliotheken in Deutschland beteiligt.

Die meisten Fernleih-Bestellungen werden im Gemeinsamen Verbundkatalog GVK aufgegeben. Was passiert nach dem Klick auf den Bestellbutton?
Der Bestellwunsch geht automatisch an eine der besitzenden Bibliotheken. Dort wird die Bestellung ausgedruckt, das gewünschte Buch aus dem Regal geholt und für die UB Erfurt verbucht – falls nötig werden Kopien gemacht. Das Buch oder die Kopien werden dann mit DHL oder dem deutschlandweiten Bibliotheks-Büchertransportdienst an uns verschickt. Die Lieferung wird in der Fernleihe bearbeitet und der Benutzer erhält eine E-Mail über diese Lieferung, in der steht, was er bekommen hat und zu welchen Ausleihbedingungen.
Entsprechend umgekehrt funktioniert das Ganze, wenn andere Bibliotheken Literatur bei uns anfordern.

Übrigens: wenn der Benutzer das Buch nicht in den verschiedenen Online-Katalogen findet, kann er trotzdem eine Bestellung aufgeben – die Kollegen an den Informationstheken helfen gerne weiter.

Was passiert, wenn es das Gewünschte in Deutschland nicht gibt bzw. kommen auch Bestellungen aus dem Ausland?
Wir können – wenn nötig – weltweit agieren. So ist z.B. auch der Austausch mit einer US-amerikanischen oder einer neuseeländischen Bibliothek ganz normal, wobei der Großteil der Lieferungen aus Europa kommt.

Was ist nur schwer beschaffbar?
Literatur mit Erscheinungsjahr vor 1850 im Original – hier hat der Schutz des Werkes meist Vorrang vor dem Wunsch nach Fernleihe. Auch die Bestellung von DVDs ist zwar möglich, aber es wird eher selten geliefert.

Gibt es Literatur, die gar nicht bestellt werden kann?
Ja, dazu zählen E-books, was an den Bedingungen in den Lizenzverträgen mit den Verlagen liegt. Und seit kurzem (wegen des geänderten Urheberrechts) Kopien aus Populärzeitschriften und Tageszeitungen.
Und natürlich alles, was vor Ort vorhanden, also im Katalog der UB oder FH Erfurt verzeichnet ist.

Welchen Tipp haben Sie für die Benutzer?
Solange wir bei einer Fernleih-Bestellung keinen negativen Bescheid geben, besteht Hoffnung, dass die gewünschte Literatur beschaffbar ist. Wir versuchen alles, was möglich ist.

Vielen Dank für das Gespräch

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