Über „Denken, schreiben, lesen, ethisch handeln. Quellen und Kontext der Essayistik der Illuminaten“ spricht Prof. Dr. John A. McCarthy (Nashville, TN/USA) in seinem öffentlichen Abendvortrag am kommenden Donnerstag, 25. Juni, im Spiegelsaal der Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt. Der Vortrag findet im Rahmen der Internationalen Konferenz „Aufsätze als Medien der Charakterbildung und Menschenführung in der Spätaufklärung“ des Forschungszentrums Gotha der Uni Erfurt statt. Beginn ist um 18 Uhr, der Eintritt ist frei. Alle Interessierten sind herzlich willkommen.

Im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts entstand mit dem literarischen Essay eine neue Gattung des literarischen und journalistischen Schreibens. Der Abendvortrag des renommierten amerikanischen Germanisten John A. McCarthy, der im Rahmen der internationalen Konferenz „Aufsätze als Medien der Charakterbildung und Menschenführung in der Spätaufklärung“ des Forschungszentrums Gotha stattfindet, widmet sich den Entstehungskontexten dieser für die Epoche der Weimarer Klassik so typischen literarischen Gattung mit besonderer Rücksicht auf die Rolle Gothas in den 1780er-Jahren. Unter der Regierung Ernsts II. seit 1783/84 bildete Gotha das Zentrum des 1776 gegründeten Geheimbunds der Illuminaten – der Herzog war ebenso wie sein Bruder Prinz August und die meisten Hofbeamten selbst Ordensmitglied. Zugleich entwickelte sich die Stadt in dieser Zeit dank der publizistischen Aktivitäten von Rudolph Zacharias Becker und Schack Hermann Ewald zu einem Zentrum der sogenannten Volksaufklärung. Sowohl Becker als auch Ewald gehörten ihrerseits dem Gothaer Illuminatenzirkel an und trugen durch ihre journalistische Tätigkeit maßgeblich zur Verbreitung des literarischen Essays in der Spätaufklärung bei. Dabei wurden mit Zustimmung der Ordensoberen auch Texte publiziert, die zuvor im geheimen ordensinternen Raum diskutiert worden waren und mit denen der Geheimbund im Sinne der Aufklärung auf die öffentliche Meinung zu wirken hoffte.

John A. McCarthy ist Professor em. für deutsche und vergleichende Literaturwissenschaft an der Vanderbilt University in Nashville, TN/USA. Zu seinen Veröffentlichungen zählen zahlreiche Publikationen zur europäischen Aufklärung und Wissenschaftsgeschichte; seine Monografie „Crossing Boundaries: A Theory and History of Essay Writing in Germany“ (1989) gilt als Standardwerk der Essay-Forschung.