Universität Erfurt

Weltdokumentenerbe in Gotha präsentiert: Pressemitteilung Nr.: 113/2015 - 14.10.2015

Titelblatt von Luthers Freiheitsschrift. Sign.: FBG, Theol. 4° 224/8. (Forschungsbibliothek Gotha/Universität Erfurt)
Titelblatt von Luthers Freiheitsschrift. Sign.: FBG, Theol. 4° 224/8. (Forschungsbibliothek Gotha/Universität Erfurt)
Geographische Karte. Sign.: FBG, Ms. orient. A 1521, Bl. 40a. (Forschungsbibliothek Gotha/Universität Erfurt)
Geographische Karte. Sign.: FBG, Ms. orient. A 1521, Bl. 40a. (Forschungsbibliothek Gotha/Universität Erfurt)

Die Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt hat heute ihre beiden jetzt von der UNESCO im Rahmen ihres Programms Memory of the World (MOW) zum Weltdokumentenerbe erklärten Schriften in einem Pressegespräch präsentiert. Bei den beiden Dokumenten handelt es sich um die arabische Handschrift al-Masalik wa al-mamalik des islamischen Gelehrten al-Istakhri und um die frühe Druckschrift Von der Freyheyt eynisz Christenmenschen des Wittenberger Reformators Martin Luthers aus dem Jahr 1520.

Das Werk al-Masalik wa al-mamalik gilt als eine der bekanntesten geographischen Schriften aus dem 10. Jahrhundert nach Christi Geburt. Neben ausführlichen geographischen Beschreibungen thematisiert das Werk sozioökonomische, kulturelle und politische Verhältnisse in der islamischen Welt dieser Zeit, die mit 21 geographischen Karten illustriert sind. Das Werk wurde sowohl ins Persische als auch ins Osmanisch-Türkische übersetzt und über zahlreiche Abschriften vervielfältigt, die sich heute in mehreren Bibliotheken und Museen weltweit befinden. Die Forschungsbibliothek Gotha bewahrt die älteste erhaltene Abschrift der Handschrift in arabischer Sprache, die 1173 angefertigt wurde. Im Auftrag der Herzöge von Sachsen-Gotha-Altenburg erwarb der Forschungsreisende Ulrich Jasper Seetzen die Handschrift 1807 in Kairo. Die älteste persische Übersetzung befindet sich heute im Iranischen Nationalmuseum in Teheran. Teheran und Gotha haben zusammen ihre beiden Handschriften als Weltdokumentenerbe vorgeschlagen und sind nun in das UNESCO-Weltregister aufgenommen worden.

Bei Luthers Freiheitsschrift handelt es sich um ein bedeutendes Frühwerk des Reformators, das er im Herbst 1520, zur Hochphase seiner Auseinandersetzung mit der katholischen Kirche, veröffentlichte. Die Schrift richtet sich in deutscher Sprache an alle Menschen und thematisiert die Freiheitsfrage in religiöser Hinsicht. Die zweigeteilte Antwort, die Luther hierauf in Anlehnung an 1. Kor 9,19 gab, ist bekannt: „Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemanden untertan. Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.“ Der Gothaer Druck kam erst 1717 unter dem Bibliothekar und lutherischen Theologen Ernst Salomon Cyprian in den Bestand der Herzoglichen Bibliothek. Unter seiner Anleitung wurden mehr als 600 von Luthers Schriften in Sammelbänden zusammengeführt, so auch der vorliegende, der 34 Schriften mehrheitlich aus dem Jahr 1520 und als Nummer 8 die Freiheitsschrift umfasst.

„Die Aufnahme beider Schriften in das Weltdokumentenerbe“, erklärt die Leiterin der Forschungsbibliothek, Dr. Kathrin Paasch, „ist ein hervorragender Beleg für die wahrhaft weltweite Bedeutung der Bestände der ehemaligen Herzoglichen Bibliothek hier in Gotha. Wir freuen uns über diese Auszeichnung, die uns zugleich Ansporn ist, für eine noch intensivere Bewerbung der Forschungsbibliothek Gotha als wissenschaftlicher und kultureller Standort erster Güte.“

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