Über „Knochenhandel. Südamerikanische Fossilien im frühen 19. Jahrhundert“ spricht Prof. Dr. Irina Podgorny (La Plata) am Dienstag, 10. Juni, im Seminarraum des Forschungszentrums Gotha der Universität Erfurt. Der Vortrag ist Teil der Vorlesungsreihe „Sammeln – Forschen – Lehren“ des Historischen Seminars der Universität Erfurt und wird von der Stiftung Mercator gefördert. Beginn ist um 18.15 Uhr, der Eintritt ist frei. Alle Interessierten sind herzlich willkommen.
Nach der Auflösung des spanischen Kolonialreiches kamen neue Akteure nach Südamerika: Naturforscher, Diplomaten, Exilierte, Fachleute und Publizisten reisten vermehrt in die La-Plata-Staaten. Dort fanden sie nicht nur Naturalien, Karten und Daten vor, die von der kolonialen Bürokratie gesammelt bzw. produziert worden waren, sondern trafen auch auf einheimische Gelehrte und ehemalige Beamte des Ingenieur-Corps, die von den Besuchern profitieren wollten, indem sie ihnen diese Sammlungen zur Nutzung überließen oder gar verkauften. Zwischen den beiden Parteien entstand so ein schwunghafter Handel mit Naturalien und Dokumenten, der sich als essentiell für neu entstehende Disziplinen wie die Paläontologie, die Archäologie und die Vergleichende Anatomie erweisen sollte. Der Vortrag von Prof. Dr. Irina Podgorny behandelt einen paradigmatischen Fall dieses Austausches: die Zusammenarbeit zwischen dem deutschen Naturforscher Friedrich Sellow (1789–1831) und dem uruguayischen Sammler Dámaso Larrañaga (1771–1848), an der sich die Zirkulation von Wissen und Objekten zwischen Amerika und Europa im frühen 19. Jahrhundert exemplarisch nachvollziehen lässt.
Irina Podgorny ist Investigadora Principal des Consejo Nacional de Investigaciones Científicas y Técnicas (CONICET, Argentinien) und Direktorin des Archivo Histórico y Fotográfico an der Universidad Nacional in La Plata. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören die Wissenschaftsgeschichte, insbesondere die Geschichte der Archäologie und Paläontologie sowie die Geschichte von Sammlungen und Museen.