„1313–2013: Der Thüringer Meister Eckhart als Begründer der Rheinischen Mystik?“ ist der Titel eines Workshops im Rahmen der „Eckhart Tage Erfurt 2013“, zu dem die Meister Eckhart Gesellschaft (MEG), die Kolleg-Forschergruppe „Religiöse Individualisierung in historischer Perspektive“ und der Arbeitskreis „Religiöse Frauenforschung“ am Max-Weber-Kolleg der Universität Erfurt sowie die Èquipe de Recherches sur les Mystics Rhénans (Université de Metz) am 4. und 5. Juli ins Erfurter Predigerkloster einladen.
Ziel der Eckhart Tage Erfurt ist es, einen der bekanntesten Thüringer und einen der größten Söhne der Stadt Erfurt wieder stärker ins Blickfeld rücken. Schirmherrin der Veranstaltung ist die Schauspielerin Martina Gedeck. Sie liest am 4. Juli in der Predigerkirche Texte des Theologen unter dem Motto „Vom Grund des Lebens“. Zu einem ökumenischen Gottesdienst wird dann am 6. Juli auch der frühere Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, Kardinal Walter Kasper, erwartet.
Bis 1311 war Meister Eckhart als Provinzial der norddeutschen Provinz des Dominikanerordens mit Sitz in Erfurt tätig. Dann entsandte ihn das Generalkapitel des Ordens zum zweiten Mal als Magister („Meister“) nach Paris. Dort lehrte er 1311–1313. Dann beauftragte ihn das Generalkapitel damit, als Vikar (Stellvertreter) des Ordensgenerals am Rhein tätig zu werden. Den Rhein entlang gab es viele neue Frauenklöster und in den Städten viele Beginenhäuser. Die neue Tätigkeit, insbesondere als Prediger, führte ihn 1313 u.a. nach Straßburg. Im 19. Jahrhundert hat sich anlässlich der Wiederentdeckung der deutschsprachigen und niederländischen Mystiker und Mystikerinnen in Konkurrenz zu der von den Nationalsozialisten missbrauchten Bezeichnung „Deutsche Mystik“ (seit 1829) die Bezeichnung „Rheinische Mystik“ („Mystique rhénane“) herausgebildet. Da von Eckhart Predigten aus den Schreibstuben in alemannischem Dialekt erhalten sind, hielt man ihn auch zeitweise für einen Alemannen. Der Thüringer Dominikaner bildete gerade am Rhein von Basel bis Köln eine eigene Schule von Theologen und Predigern, die man heute „Eckhartisten“ nennt. Besonders bekannt sind die Dominikaner Johannes Tauler, dessen Schriften der junge Luther las, und Heinrich Seuse. Obwohl die drei Frauen Mechthild von Magdeburg, die flämische Hadewijch und die französisch schreibende Marguerite Porete früher sind als die berühmten Dominikaner, konzentrierte sich doch die Forschung besonders auf das philosophische, theologische und sprachliche Gewicht des Meister Eckhart sowie auf die Kontroversen um ihn. In der „Encyclopédie des Mystiques Rhénans“ (Paris 2011, 828) schreibt die Herausgeberin Marie-Anne Vannier: „Eckhart ist der Repräsentant dieser Bewegung, er ist es auch, der am Beginn der rheinischen Mystik steht.“ Diese signifikante, europäische Bedeutung will der akademische Workshop 700 Jahre nachdem der Thüringer Eckhart seine neue Aufgabe am Rhein übernommen hat aus verschiedenen Perspektiven erinnern und betrachten. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit Prof. Marie-Anne Vannier, die am 20. September in Straßburg eine korrespondierende Veranstaltung leiten wird.
Programmflyer
Weitere Informationen / Kontakt:
Prof. Dr. Dietmar Mieth
- +49(0)361/737-2800
- dietmar.mieth@uni-erfurt.de
- www.uni-erfurt.de/maxwe