Das Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt freut sich über zwei erfolgreiche Drittmitteleinwerbungen. Beide stärken das Profil des Forschungszentrums in Bezug auf eine Wissenschaftsgeschichte der Geisteswissenschaften in der Frühen Neuzeit und knüpfen dabei an bisher bestehende Schwerpunkte an.
„Encounters with the Orient in Early Modern European Scholarship (EOS)“ heißt das internationale Projekt, mit dem sich Prof. Dr. Martin Mulsow, Direktor des Forschungszentrums Gotha der Universität Erfurt, zusammen mit dem Warburg-Institut London und Partnereinrichtungen aus Finnland, Großbritannien, Deutschland (Berlin) und den Niederlanden beim Fördernetzwerk HERA (Humanities in the European Research Area) erfolgreich beworben hat. Diese finanzielle Unterstützung stärkt ein Profil in Gotha, das das Forschungszentrum in den vergangenen Jahren u.a. mit dem „Netzwerk Frühneuzeit-Orientalistik“ allmählich aufgebaut hat: die Erforschung der frühneuzeitlichen Gelehrsamkeit über den Orient. Angesichts der Orient-Interessen der Gothaer Herzöge und der bedeutenden Sammlung an orientalischen Handschriften in der Forschungsbibliothek Gotha liegt die Beschäftigung mit dem Orient auf Schloss Friedenstein nahe. Das neue Projekt wird das Forschungszentrum und die Forschungsbibliothek Gotha über drei Jahre in kontinuierlichen Austausch mit ausländischen Partnerinstitutionen bringen. Von den für Gotha zur Verfügung stehenden rund 235.000 Euro lässt sich vor Ort ein Forschungsprojekt zur vergleichenden orientalischen Grammatik des protestantischen Gelehrten Johann Ernst Gerhard (1621–1668) verwirklichen. Darüber hinaus ist eine internationale Konferenz zu Hiob Ludolf (1624–1704) und Johann Michael Wansleben (1635–1679) unter dem Titel „Cultural Studies, Politics and History between Gotha and Africa, 1650–1700“ geplant. „Das Projekt gehört zu den 15 erfolgreichen Anträgen aus vielen hundert Bewerbungen“, sagt Martin Mulsow, der sich über den Erfolg außerordentlich freut.
Mit der außereuropäischen Welt beschäftigte sich auch der Göttinger Gelehrte Johann Friedrich Blumenbach (1752–1840), dessen Briefwechsel seit 2010 mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft durch Dr. Norbert Klatt bearbeitet wird. Dieses Editionsprojekt wurde von der DFG soeben um zweieinhalb Jahre verlängert. Blumenbach, ursprünglich ein Gothaer, ist heute vor allem als Begründer der physischen Anthropologie bekannt. Viele Jahrzehnte lehrte er an der Göttinger Universität und bildete dort den Knotenpunkt eines weiten interdisziplinären Gelehrtennetzwerks. Seine Korrespondenz von ca. 3000 Briefen wird nun unter Einbeziehung neu aufgefundener oder bekannt gewordener Stücke ediert, kommentiert und veröffentlicht. Von der auf zehn Bände angelegten Edition liegen bereits vier Bände vor (die letzten beiden als frei zugängliche Netzpublikationen). In den nächsten drei Jahren soll die Edition abgeschlossen werden. Dazu trägt die erfolgreiche Verlängerung des Vorhabens und seine Förderung mit 198.000 Euro entscheidend bei.
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Prof. Dr. Alexander Schunka
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