Rund 7,5 Millionen Menschen in Deutschland können nicht richtig lesen und schreiben. Sie gelten als funktionale Analphabeten. Sie haben zwar im Laufe ihrer Schullaufbahn lesen und schreiben gelernt, können dieses Wissen aber aus unterschiedlichen Gründen nur begrenzt oder gar nicht anwenden. Vor diesem Hintergrund wird sich die Fachtagung „Alpha-Quali“, zu der die Universität Erfurt am Dienstag, 23. April, zusammen mit ihren Projektpartnern ins Augustinerkloster Erfurt einlädt, mit dem Thema Alphabetisierung in Berufsbildung und beruflichem Kontext beschäftigen.
Funktionale Analphabeten haben große Schwierigkeiten, den Anforderungen der Arbeitswelt gerecht zu werden. Oftmals bleibt ihnen der Zugang zu Ausbildung und existenzsichernder Beschäftigung verwehrt, nicht selten arbeiten sie deshalb als Un- oder Angelernte in Unternehmen und sind von prekären Beschäftigungsverhältnissen und den sozialen Risiken des Arbeitsmarktes in besonderem Maße betroffen. Das im September 2012 gestartete Verbundprojekt „Alpha-Quali“ der Universität Erfurt, der Kreishandwerkerschaft und des Berufsbildungszentrums Hellweg-Lippe sowie der VHS-Bildungswerk in Thüringen GmbH möchte einen Beitrag dazu leisten, diese Defizite zu überwinden. Projektziel ist die Entwicklung und Erprobung eines wissenschaftlich fundierten Aus- und Weiterbildungskonzeptes zur Professionalisierung von Trainern, Lehrern, Sozialpädagogen und betrieblichem (Ausbildungs-)Personal im Bereich der Alphabetisierung und Grundbildung Jugendlicher und Erwachsener am Arbeitsplatz bzw. in der beruflichen Bildung. Damit zielt das Verbundprojekt „Alpha-Quali“, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird, ab auf:
• die Sensibilisierung von Pädagogen und betrieblichen Mitarbeitern für die Ursachen und Erscheinungsformen von Analphabetismus sowie für Unterstützungsmöglichkeiten von Analphabeten;
• die Professionalisierung des pädagogischen Personals in der beruflichen Bildung;
• den Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse zum Thema Alphabetisierung und Grundbildung junger Erwachsener am Arbeitsplatz und in der beruflichen Bildung.
Den Eröffnungsvortrag der Tagung am 23. April in Erfurt hält Prof. Dr. Gerhard Christe, Leiter des Instituts für Arbeitsmarktforschung und Jugendberufshilfe (IAJ) Oldenburg, im Anschluss wird es mehrere Workshops und ein Fachforum zum Thema geben. Darüber hinaus ist im Zusammenhang mit der Fachtagung vom 22. bis 25. April eine Wanderausstellung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung sowie weiterer Partner im Augustinerkloster zu sehen. Sie soll zeigen: Es ist nie zu spät, den Schlüssel zum Lesen- und Schreibenlernen selbst in die Hand zu nehmen. Davon jedenfalls sind die Partner für Alphabetisierung in Deutschland fest überzeugt und stellen deshalb zusammen mit Bund und Ländern ihre Aktivitäten unter ein gemeinsames Dach. Mit der Informations- und Motivationskampagne „Lesen & Schreiben – Mein Schlüssel zur Welt“, deren Bestandteil die Wanderausstellung ist, wollen sie zeigen, welche privaten und beruflichen Welten das Lesen und Schreiben eröffnet, zudem bestehendes Engagement bündeln und Betroffene ermutigen, lesen und schreiben zu lernen.
Weitere Informationen / Kontakt:
Henriette Hanisch
- +49(0)361/737-2077
- henriette.hanisch@uni-erfurt.de
- www.uni-erfurt.de/projekt_alpha-quali