Das Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt veranstaltet in Kooperation mit der Kollegforschergruppe „Religiöse Individualisierung in historischer Perspektive“ vom 14. bis 16. Februar im Konferenzsaal der Forschungsbibliothek eine internationale Tagung zum Thema „Geheime Post. Kryptologie und Steganographie der diplomatischen Korrespondenz europäischer Höfe während der Frühen Neuzeit“. 17 renommierte Forscher aus ganz Europa finden dabei auf Schloss Friedenstein zum wissenschaftlichen Austausch zusammen, darunter Verfasser von bekannten Handbüchern zur Kryptologiegeschichte wie Karl de Leeuw (Amsterdam) und Klaus Schmeh (Gelsenkirchen), der Chiffriermaschinen-Sammler Filippo Sinagra (Venedig), der langjährige Direktor des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs Wien, Leopold Auer oder der Chefkonservator des Mathematisch-Physikalischen Salons in Dresden, Michael Korey.
Neben erfahrenen Experten zur Geschichte der Geheimschriften sind auch viele Nachwuchsforscher vertreten, die über Chiffren und geheimen Brieftransport der diplomatischen europäischen Post berichten. Das geografische Koordinatensystem der Tagung reicht von Istanbul bis Jülich, von London bis in die Schweiz, von Gotha bis Schweden, von Dresden bis in die Lombardei. Die Notwendigkeit der Geheimhaltung soll ebenso diskutiert werden wie die Möglichkeiten der Postspionage in der Frühen Neuzeit. „Wir stellen beide Seiten der Geheimschriften ins Zentrum der Tagung – die Geheimsekretäre und ihre Auftraggeber wie auch diejenigen, denen die Geheimhaltung galt“, erklärt Dr. Anne-Simone Rous vom Forschungszentrum Gotha. Den Problemen, geheime Quellen zu erforschen, stehen faszinierende Forschungsperspektiven gegenüber: Ein schwedisches Projekt wird vorgestellt, das moderne Computertechnologie entwickelt, um chiffrierte Texte zu entschlüsseln und so der Gegenwart 300 Jahre nach der mühsamen Verschlüsselung die verborgenen Inhalte endlich zugänglich zu machen.
Die Veranstalter erwarten eine spannende und aufregende Reise in die Geschichte der Geheimschriften: Am Donnerstag, 14. Februar, beispielsweise wird um 20 Uhr der Sprachwissenschaftler Gerhard F. Strasser in einem öffentlichen Abendvortrag die Geschichte der Kryptologie aufrollen – vom mittelalterlichen Abt Johannes Trithemius bis zu Gottfried Wilhelm Leibnitz. Dabei wird er den Zusammenhang zwischen Chiffren und dem Streben nach einer Universalsprache erklären. Der Eintritt ist frei. Die Forschungsbibliothek als Veranstaltungsort könnte nicht besser gewählt sein – hier lagern seltene Drucke und Handschriften zur Geschichte der Geheimschriften. Das Forschungszentrum ist bereits durch mehrere Funde seltener Quellen in Erscheinung getreten und hat mit seinem Schwerpunkt „Untergrundforschung“ überregionale Bedeutung erlangt.
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Stefanie Kießling
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