Universität Erfurt

Verstellung und radikale Aufklärung: Pressemitteilung Nr.: 84/2012 - 29.05.2012

Das Forschungszentrum Gotha für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien der Universität Erfurt lädt im Rahmen seines Frühjahrsprogramms alle Interessierten zum Vortrag „Dissimulation or Overt Irreligiosity. The Choice of the Radical Enlightenment” von Prof. Silvia Berti am Montag, 4. Juni, ein. Beginn ist um 18.15 Uhr im Seminarraum des Forschungszentrums (Pagenhaus). Der Eintritt ist frei.

Das Thema der Verstellung ist zentral für das Verständnis der Wissensgeschichte zwischen 1550 und 1650. Insbesondere in den Ländern der Gegenreformation war dieses Konzept von Bedeutung, wo auch der Begriff selbst nicht negativ konnotiert war. Ganz im Gegenteil, Verstellung war der sichere Rahmen für aufkeimendes unorthodoxes Gedankengut und eine Möglichkeit, dem zerstörerischen Druck religiöser Unterdrückung zu widerstehen. Nicht ohne Grund war (politische) Klugheit in der Regierungsführung ein verbreitetes Konzept führender Theoretiker und Gelehrter der Zeit. Sogar das komplexe und vielschichtige Phänomen des Kryptojudentums kann teils mit Blick auf diese intellektuelle Praxis interpretiert werden. Wie verhält sich die radikale Aufklärung der 1660er- bis 1730er-Jahre dazu? Einige Historiker führen die zunehmende Radikalisierung der Ideen im frühen 18. Jahrhundert im Zuge der libertinen intellektuellen Tradition ins Feld. Andere, die die Entwicklung hin zum radikalen Denken auf Spinoza zurückführen, betonen die Bedeutung des Bruchs mit der Vergangenheit und die konsequente Abkehr vom mentalen Programm der Verstellung. In ihrem Vortrag wird sich Silvia Berti nicht nur mit diesen Themen auseinandersetzen, sondern auch Fragen hinter der Verbreitung gefährlichen Gedankenguts in Handschriften und Druckwerken nachgehen.

Silvia Berti ist Professorin für Geschichte an der Universität Rom – La Sapienza. Sie beschäftigt sich mit christenfeindlichen Strömungen in Europa mit Schwerpunkt auf Spinoza und Spinozismus sowie den Hugenotten und Jansenisten. Sie war u. a. Fellow am Center for Advanced Judaic Studies (Philadelphia) und am Shelby Cullom Davis Center for Historical Studies (Princeton University).

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Kristina Petri

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