Die Verknüpfung zwischen der traditionellen Technik des Papierschöpfens und dem Einsatz der Foltertechnik „Water Boarding“ scheint zunächst weit hergeholt. Aber die Edition „Top Secret“ der Amerikanerin Jenny Holzer, die jetzt in einer Ausstellung in der Universitätsbibliothek Erfurt zu sehen ist, greift für die Umsetzung ihrer hoch politischen Serie auf US-Geheimpapiere zurück, die sie eindrucksvoll zu einer künstlerischen Anklage verarbeitet. Die sechsteilige Arbeit ist der Höhepunkt der Frühjahrswahl der Griffelkunst-Vereinigung – neben der Mappe mit sechs Fotografien aus dem Nachlass von Ellen Auerbach.
„Diese Klassiker der Fotografie zeigen einen Querschnitt durch Leben und Werk der eindrucksvollen Künstlerin“, sagt Prof. Dr. Patrick Rössler, Leiter der hiesigen Griffelkunst-Gruppe. Ganz anders muten hingegen die Fotografien von Philip Gaißer an, die durch ihre Umsetzung im Sechsfarb-Offsetdruck den Charakter von Postern aufnehmen. In der Serie von Bogomir Ecker überlagern Zeichnungen schließlich die Reproduktionen silber-changierender Fotografien von Tropfsteinhöhlen. Neben diesem Foto-Schwerpunkt beruhen andere Objekte auf klassischen grafischen Techniken: Die Berliner Künstlerin Tatjana Doll beschäftigt sich in ihrer Arbeit mit dem Kopieren im Sinne von Aneignung – ihre Lithographien thematisieren das Thema Copyright, indem sie selbst dieses Zeichen kopiert und variiert. Florian Haller hat seine abstrakte Malerei in den Siebdruck übertragen, wobei er die Spuren des Entstehungsprozesses sichtbar bleiben lässt. Der Maler Uwe Henneken hat ganz im Stile seiner romantischen Malerei fünf Linolschnitte von fiktiven Sternbildern entwickelt, die bei genauer Betrachtung eine menschliche Figur ergeben. Und Kai Schiemenz hat einen monumentalen Farbholzschnitt entwickelt, der ein utopisch anmutendes Konstrukt aus Fels und Bebauung zeigt.
Die Griffelkunst-Vereinigung, die nun schon seit mehr als 80 Jahren Originalwerke renommierter Künstler an ihre Mitglieder abgibt, führt damit ihre Edition namhafter Künstler fort. Für alle Mitglieder und Interessenten findet am Dienstag, 22. Mai, zwischen 18 und 21 Uhr ein Besichtigungstermin in der Ausstellung statt, zu dem frühere Wahlblätter ausgegeben und Fragen zur Arbeit der stetig wachsenden Griffelkunst-Gruppe Thüringen beantwortet werden. Die Ausstellung ist anschließend vom 23. Mai bis 3. Juni während der Öffnungszeiten der Bibliothek zu sehen.
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Prof. Dr. Patrick Rössler