„Der Rebound-Effekt. Ambivalenzen zwischen Wachstum, Ökologie und Gerechtigkeit.“ ist der Titel der nächsten Veranstaltung der öffentlichen Ringvorlesung am kommenden Dienstag, 24. April, die Fachhochschule und Universität Erfurt im Sommersemester 2012 erneut gemeinsam organisieren. Referent ist Tilmann Santarius von der Heinrich-Böll-Stiftung, Berlin. Beginn der Veranstaltung ist um 18 Uhr im Festsaal des Erfurter Rathauses, der Eintritt ist frei.
In seinem Vortrag wird Santarius zunächst analysieren, warum eine hinreichende Entkoppelung von Naturverbrauch und Wirtschaftswachstum nicht möglich ist. Zwar können mittels Effizienztechnologien und dem Umstieg auf erneuerbare Ressourcen der Energieverbrauch und die Emissionen relativ gesenkt werden. Doch eine Reduktion der Treibhausgase um 80 bis 90 Prozent bis 2050 wird nach Aussage Santarius‘ nicht möglich sein, wenn das Bruttoinlandsprodukt weiter wächst. Dies liege vor allem an sogenannten Rebound- bzw. Rückkopplungseffekten sowie an der Verlagerung des Ressourcengebrauchs über den Welthandel, was der Referent in seinem Vortrag ausführlich darstellen wird. Santarius: „Erst wenn die Wirtschaft aufhört zu wachsen, wird der Naturverbrauch auf ein nachhaltiges Niveau verringert werden können“. Doch wie können Politik und Gesellschaft dem Wachstum tatsächlich Grenzen setzen? Dieser Frage wird sich der zweite Teil der Vorlesung widmen. Eine Zangenbewegung scheint vonnöten, die sowohl Push- als auch Pull-Faktoren des Wachstums adressiert. Zum einen wird aufgezeigt, wie sich einige der Triebkräfte des Wachstums als Push-Faktoren bändigen lassen, um den Wachstumsstress aus dem System zu nehmen und Verlagerungs- und Rebound-Effekte einzuhegen. Zum anderen wird aufgezeigt, dass konkrete Grenzen gefunden werden müssen, um den sektor- bzw. produktspezifischen Konsum als Pull-Faktor zu begrenzen.
Tilman Santarius hat Soziologie, Anthropologie und Volkswirtschaftslehre studiert. Von 2001 bis 2009 war er Projektleiter am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie, von 2009 bis 2011 Referent für internationale Klima- und Energiepolitik bei der Heinrich-Böll-Stiftung. Seit 2007 ist er zudem Vorstandsmitglied im Germanwatch e.V. Seine Hauptarbeitsfelder sind internationale Klimapolitik, Handelspolitik, Globalisierung und Gerechtigkeit. Er ist Ko-Autor des Reports „Fair Future. Begrenzte Ressourcen und globale Gerechtigkeit“ (München: C.H.Beck, 2005) sowie des Berichts „Slow Trade – Sound Farming. Handelsregeln für eine global zukunftsfähige Landwirtschaft“ (www.ecofair-trade.org, 2007). Tilman Santarius ist zudem Mit-Autor der Studie „Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“ (Frankfurt: Fischer, 2008). Derzeit arbeitet er als freischaffender Autor und promoviert zum Thema „Der Rebound-Effekt: Ist eine Entkoppelung von Wirtschaftswachstum und Naturverbrauch möglich?”.
Nächster Termin der Ringvorlesung ist am Dienstag, 5. Mai. Alexis Passadakis aus Berlin referiert dann zum Thema „Westliches Wirtschaftswachstum und Wohlstandsanspruch im Spannungsfeld zu den Entwicklungschancen von armen Ländern“.
Weitere Informationen / Kontakt:
Prof. Dr. Alexander Thumfart
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- alexander.thumfart@uni-erfurt.de
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