Die Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt hat heute im Rahmen eines Pressegesprächs eine erste Bilanz ihrer Aktivitäten im Rahmen der Reformationsdekade gezogen. Im Mittelpunkt steht dabei der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Ausbau der Bibliothek zu einer Forschungs- und Studienstätte für die Kulturgeschichte des Protestantismus in der Frühen Neuzeit. Dieses Gesamtkonzept umfasst ein Bündel von Aktivitäten zur Erschließung, Digitalisierung, Erhaltung und Bekanntmachung ihres bedeutenden Bestandes an handschriftlichen und gedruckten Quellen zur Geschichte und Rezeption der Reformation, der weit über den mitteldeutschen Raum hinausreicht.
Durch die großzügige Zuwendung von Sondermitteln des Thüringer Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur konnte Hochleistungsscan-Technik beschafft werden, die für die Weiterentwicklung der digitalen Dienstleistungen erforderlich ist. Insbesondere sollen im Rahmen der digitalen Bibliothek Erfurt/Gotha Digitalisate der Handschriften und Alten Drucke online präsentiert werden. Dieses Angebot soll durch digitale Editionen und virtuelle Ausstellungen ergänzt werden, deren technische Umsetzung zurzeit erarbeitet wird. Über diese und weitere Aktivitäten, über Veranstaltungen und aktuelle Themen informiert fortlaufend das Webportal „Studienstätte Protestantismus“ (www.uni-erfurt.de/studienstaette-protestantismus). Dort findet sich nunmehr auch ein Digitalisat des Gothaer Chorbuchs von 1545. Im Nachgang zur Ausstellung „Mit Lust und Liebe singen – Die Reformation und ihre Lieder“ wird damit eines der Spitzenstücke der umfangreichen Gesangbuchsammlung der Bibliothek einer breiten Öffentlichkeit online zugänglich gemacht.
Die Zusammenarbeit mit der Stiftung Schloss Friedenstein wird auch im kommenden Jahr mit einer gemeinsamen Ausstellung fortgesetzt: Vom 28. April bis 4. August 2013 findet die Ausstellung „Gotha macht Schule. Bildung von Luther bis Francke“ statt. Anlässe sind das Reformationsjubiläum 2017 und der 350. Geburtstag von August Hermann Francke (1663–1727), der einen Großteil seiner Kindheit und Jugend in Gotha verbrachte. Die Ausstellung stellt aufgrund bislang weitgehend unbekannter Quellen erstmals in großem Umfang das Herzogtum Sachsen-Gotha als Musterland für die Entwicklung innovativer Bildungskonzepte in der Frühen Neuzeit vor.
Für das Jahr 2013 ist ferner die Durchführung von drei wissenschaftlichen Tagungen geplant. Eine Tagung wird dabei das Themenjahr „Toleranz“ der Lutherdekade aufnehmen und die entsprechenden Debatten der katholischen und protestantischen Kirchen, aber auch heterodoxer Gruppierungen der Frühen Neuzeit untersuchen. Mit ihnen soll das wissenschaftliche Profil der Forschungsbibliothek Gotha weiter gestärkt und ein interdisziplinäres Forum für die Forschungen zur Frühen Neuzeit initiiert werden.
Weitere Informationen / Kontakt:
Dr. Kathrin Paasch
- +49(0)361/737-5530
- bibliothek.gotha@uni-erfurt.de
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