Universität Erfurt

"Geist und Buchstabe": Pressemitteilung Nr.: 161/2012 - 07.11.2012

Im Rahmen seines Herbstprogramms lädt das Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt am Dienstag, 13. November, alle Interessierten zum Vortrag „Geist und Buchstabe. Die Schriftkritik Sebastian Francks, die Kontroversen in der frühen Reformationszeit und einige der Folgen“ von Prof. Dr. Friedrich Vollhardt aus München ein. Beginn ist um 19 Uhr im Seminarraum des Forschungszentrums  (Pagenhaus). Der Eintritt ist frei.

Der Theologe des radikalen Spiritualismus und Historiograf Sebastian Franck (1499 – ca.1542) ist vor allem für seinen religiösen Individualismus und Toleranzgedanken bekannt. Zentrale Themen sind bei ihm außerdem die Gegenüberstellung „Geist versus Buchstabe“ und die Ablehnung der „Worttheologie“. Die von ihm hinterlassenen Texte zur Schriftkritik dürfen aber nicht vorschnell aus ihrem Entstehungskontext gelöst werden, da nur so der Ordnungsverlust zu beschreiben ist, auf den sie reagieren. Gleichwohl hat Franck Denkwege beschritten und sich um die Formulierung von religiösen Einsichten bemüht, die über den Streit mit der lutherischen Reformation hinaus ihre Aussagekraft bewahrt haben.  Kurz: Er hat Leitideen entwickelt und eine Basis-Metaphorik benutzt – ja, eine solche erst kreiert – auf die immer wieder zurückgegriffen wurde, auch im 18. Jahrhundert. Diese Aktualisierungen sind nicht teleologisch zu deuten, da die Rezeptionsvorgänge einen a-systematischen Charakter haben. Sie zeigen sich offen für veränderte Argumentationslagen und lassen doch – ausdrücklich oder nur implizit – den Grundkonflikt erkennen, der sie bedingt.

Friedrich Vollhardt, Professor für Neuere Deutsche Literatur an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), zählt international zu den profiliertesten Frühneuzeitforschern. Zurzeit untersucht er als Senior Researcher in Residence am Center for Advanced Studies der LMU die Entwicklung von Toleranz-Diskursen im 16. und 17. Jahrhundert, um die denkgeschichtlichen Voraussetzungen zu rekonstruieren, die maßgeblich für Lessings Nathan-Dichtung waren.

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