„Im ersten Moment waren wir enttäuscht, aber dann wurde rasch klar: Unser Ziel steuern wir jetzt erst recht mit aller Kraft an“, reagiert Prof. Dr. Kai Brodersen, Präsident der Universität Erfurt, auf das Ausscheiden seiner Universität in der Exzellenz-Initiative. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hatte heute in Bonn bekannt gegeben, dass die Erfurter Universität nicht an der zweiten Runde des Verfahrens um die Förderung großer Forschungsprojekte teilnehmen wird.
Dem Renommee der Religionsforschung an der Universität Erfurt werde dies zwar nicht ganz gerecht, sagt Prof. Brodersen, aber für eine kleine Universität sei es eben schwierig, im Konzert der Großen bei Wettbewerben wie der Exzellenz-Initiative mitzuhalten. Dennoch: Das Ziel, eine „Research School“ zum Thema „Religion und Individuum“ in Erfurt aufzubauen, gibt die Universität nicht auf. Und das aus guten Gründen: In Erfurt soll, so Brodersen, eine bundesweit einmalige Forschungseinrichtung im Feld Religion entstehen. Dazu sei in den vergangenen Jahren viel Vorarbeit geleistet worden. „Jetzt gilt es, sich nicht entmutigen zu lassen und den eingeschlagenen Weg konsequent weiterzugehen“, so der Universitätspräsident. Prof. Dr. Jörg Rüpke, Religionswissenschaftler und Leiter derjenigen Graduiertenschule der Universität, an der bereits jetzt gemeinsam mit Geschichts- und Literaturwissenschaftlerinnen interdisziplinäre Forschung zur Religion betrieben wird, stimmt zu: „Religion und Individuum“ sei vor allem ein herausforderndes Forschungsfeld mit interessanten Teilaspekten, mit dem man in der Forschung national und international neue Akzente setzen könne. Religiöse Individualisierung solle dabei sowohl als historisches wie als Phänomen der Gegenwart untersucht werden. Menschenwürde und Religion, Religion in kirchlichen Umbruchprozessen, die Entstehung individueller Götter und Gottesbilder, die Entstehung religiöser Identität sind nur einige der Themenfelder, um die es in Erfurt in den nächsten Jahren gehen wird. Rüpke: „Das jetzt gewählte Themenfeld ist eine sinnvolle Fortschreibung bisheriger Forschungsprojekte an der Universität“. Man werde nun vor allem mit neuen Drittmittelanträgen die geplante „Research School“ aufbauen. Die Motivation dazu sei bei allen Beteiligten groß, die Chancen, das große Projekt in einem etwas kleineren Rahmen zu realisieren, seien sehr gut, erklärt dazu auch Prof. Dr. Benedikt Kranemann, Sprecher des Schwerpunkts Religion an der Universität Erfurt. Und dabei reize nicht nur das neue Forschungsfeld: „Wir fühlen uns hier auch der Förderung junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verpflichtet“. Die geplante „Research School“ eröffne dafür neue Perspektiven, bündele die vorhandenen Kräfte, erschließe neue Themen und auch international neue wissenschaftliche Kontakte. „Das ist nicht nur für die Universität ein Gewinn“, sagt Präsident Kai Brodersen, „das wird auch der Stadt Erfurt und Thüringen weit über Deutschland hinaus weitere Aufmerksamkeit bringen.“ Vor den Erfurter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern liegen also besonders arbeitsintensive Wochen und Monate – der Unterstützung der gesamten Universität beim Aufbau der „Research School“ dürfen sie sich jedoch nach wie vor gewiss sein.
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