Universität Erfurt

Moralische Urteilsfindung in den Kirchen: Pressemitteilung Nr.: 38/2011 - 28.02.2011

Die Teilnehmer der Tagung "Moralische Urteilsfindung in den Kirchen" im Gespräch.
Die Teilnehmer der Tagung "Moralische Urteilsfindung in den Kirchen" im Gespräch.

Warum kommen Kirchen zu unterschiedlichen Auffassungen bei der Frage nach Homosexualität oder nach dem Anfang des Lebens? Diese und weitere Fragen werden noch bis morgen im Erfurter Augustinerkloster bei einer Tagung diskutiert, zu der Prof. Dr. Myriam Wijlens vom Lehrstuhl für Kirchenrecht an der Universität Erfurt eingeladen hatte. Vertreter unterschiedlicher christlicher Kirchen beschäftigen sich dabei mit dem Thema „Moralische Urteilsfindung in den Kirchen“.

Als Arbeitsgruppe der Kommission „Glauben und Kirchenverfassung“ des Weltrates der Kirchen kamen die Vertreter in dieser Besetzung bereits zum vierten Mal zusammen. Ziel dieser Treffen ist ein gemeinsamer Studientext über die Frage, warum die verschiedenen Kirchen trotz gemeinsamer Grundlagen zu unterschiedlichen Auslegungen kommen. Das Ergebnis wird dann im Juli bei einer Sitzung der Kommission in Mailand präsentiert. Auf diese Weise soll spätestens im Jahr 2013, zur Vollversammlung des Weltrats der Kirchen in Korea, die endgültige Fassung des Textes vorgelegt werden.

Zu den in Erfurt tagenden Repräsentanten der Kirchen gehören die Brasilianerin Prof. Dr. Valburga Schmiedt-Streck (Lutherische Kirche), der Belgier Frans Bouwen (Römisch-Katholische Kirche), die US-Amerikaner Dr. Perry Hamalis (Griechisch-Orthodoxe Kirche), Dr. Rebecca Todd Peters (Presbyterianische Kirche) und Dr. Richard Lowery (Disciples of Christ), die Griechin Prof. Dr. Dimitra Koukoura (Griechisch-orthodox), aus Deutschland kommen die Mitarbeiterin des Ökumenischen Rates der Kirchen, Dr. Dagmar Heller, sowie Prof. Dr. Myriam Wijlens (Römisch-Katholische Kirche) und aus Malaysia der Methodist Dr. Hermen Shastri. „Gerade die internationale Zusammensetzung der Arbeitsgruppe wurde bereits in vergangenen Sitzungen von den Teilnehmern als besonders bereichernd empfunden. Dadurch fällt bei vielen Themen auf, dass regionale Unterschiede, oftmals eine gewichtigere Rolle spielen können, als konfessionelle“, erklärt Prof. Dr. Wijlens. „Und wir wollen nun versuchen, die tieferen Gründe für diese unterschiedlichen Ergebnisse zu finden.“ Die Gruppe denkt indes über ein Pilotprojekt nach, bei dem internationale Studiengruppen verschiedene, auf die Fallstudien aufbauende Themen diskutieren, um auf diese Weise mehr über die konfessionellen und regionalen Unterschiede zu erfahren. Myriam Wijlens: „Aus meiner Sicht wäre es auch denkbar, dass sich daran Studierende der Universität Erfurt beteiligen“.

Nach New York, Kreta und Armenien ist Erfurt für die Teilnehmer ein würdiger Versammlungsort: „Gerade die Tatsache, an einer wichtigen Wirkungsstätte Luthers zu tagen, ist für uns Kirchenvertreter emotional sehr bewegend“, sagt Dr. Dagmar Heller. Auch der Kontakt zur örtlichen Kirche werde während der Arbeitstreffen gern gepflegt. So trafen sich die Teilnehmer am gestrigen Sonntag auf Einladung des Erfurter Bischofs Joachim Wanke, um mit Vertretern der katholischen und evangelisch-lutherischen Kirche gemeinsam zu diskutieren. Gerade die Ausführungen zur deutschen Wiedervereinigung und die Rolle der Kirche dabei waren vor dem aktuellen weltpolitischen Hintergrund für die Teilnehmer sehr interessant.

Weitere Informationen / Kontakt:

Prof. Dr. Myriam Wijlens

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