Das Historische Seminar und die Plattform „Weltregionen und Interaktionen“ der Universität Erfurt laden im Sommersemester zu einer öffentlichen Vortragsreihe unter dem Titel „Umweltgeschichte in globaler Perspektive“ ein. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Thüringer Umweltministerium, der Stadtverwaltung Erfurt sowie der Landeszentrale für politische Bildung statt - noch bis zum 6. Juli, immer dienstags von 18 bis 20 Uhr in der Kleinen Synagoge in Erfurt. Nächster Termin ist der 18. Mai. Prof. Dr. John Soluri von der Carnegie Mellon University, Pittsburgh, spricht dann zum Thema „Something Fishy. Blue Revolutions and the Question of Sustainability in Latin America“. Der Vortrag findet in englischer Sprache statt, der Eintritt ist frei.
Soluri befasst sich in seinem Vortrag mit der Entstehung von Lachs-Aquakulturen im südlichen Chile - von 1960 bis zur Gegenwart - und diskutiert, wie nachhaltig diese so genannten Blauen Revolution ist. Nachdem die Industrie fast zwei Jahrzehnte lang ein rasches Anwachsen von Exporten, Arbeitsplätzen und Kapitalakkumulaton erlebt hatte, kam es zum Zusammenbruch. Ursache hierfür war eine Viruserkrankung, die Zuchtpopulationen des Atlantischen Lachses dezimierte. Durch den Vergleich mit der Geschichte der Bananenproduktion für den Export in Mittelamerika soll gezeigt werden, dass die Lachs- und Bananenindustrie, trotz ihrer unterschiedlichen ökologischen Kontexte und Produktionsweisen, eine ähnliche agro-ökologische Dynamik hervorgebracht haben. Beide Produktionssysteme beruhten auf kontinuierlich und intensiv bewirtschafteten Monokulturen, was die Maximierung von Erträgen und Kapitalanhäufung ermöglichen sollte. Der Vortrag wird die Methoden zeigen, mit deren Hilfe beide Industrien im Verlauf der Geschichte die Risiken externalisiert haben, die mit der erwähnten Produktionsweise verbunden sind. Dabei sollen zugleich Überlegungen hinsichtlich der Möglichkeiten und Grenzen einer vergleichenden, transnationalen Umweltgeschichte angestellt werden.
Der Referent John Soluri ist Associate Professor an der Carnegie Mellon University in Pittsburgh, USA. In Forschung und Lehre widmet er sich dem Verhältnis zwischen sozialem Wandel und Umweltveränderungen in Lateinamerika. In seinem Buch „Banana Cultures: Agriculture, Consumption, and Environmental Change in Honduras and the United States“ untersucht er die Beziehung zwischen dem Massenkonsum eines tropischen Erzeugnisses (Bananen) in den USA einerseits und Umweltveränderungen sowie sozialem Wandel in Honduras andererseits. Soluri ist Gründungsmitglied der SOLCHA (Society for Latin American and Caribbean Environmental History) und assoziierter Herausgeber der Zeitschrift Hispanic American Historical Review. Außerdem engagiert er sich in Organisationen mit Sitz in Pittsburgh, die sich der Förderung von Menschenrechten, fairem Handel und alternativer Landwirtschaft widmen.