Das Historische Seminar und die Plattform „Weltregionen und Interaktionen“ der Universität Erfurt laden im Sommersemester zu einer öffentlichen Vortragsreihe unter dem Titel „Umweltgeschichte in globaler Perspektive“ ein. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Thüringer Umweltministerium, der Stadtverwaltung Erfurt sowie der Landeszentrale für politische Bildung statt - noch bis zum 6. Juli, immer dienstags von 18 bis 20 Uhr in der Kleinen Synagoge in Erfurt. Nächster Termin ist der 11. Mai. Lars Schladitz spricht dann zum Thema „Die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen: Umweltwahrnehmung im Zeitalter des modernen Walfangs in Japan“. Der Eintritt ist frei.
Der japanische Walfang wird heute vielfach in der Öffentlichkeit diskutiert. Die kontroverse industrielle Jagd auf die Tiere, die durch ihre beinahe Ausrottung zum Symbol für globale Umweltschutzbemühungen wurden, ruft immer wieder verschiedene Deutungen der gegensätzlichen Parteien hervor. Im 19. Jahrhundert war der Walfang in Japan noch eine lokale Tätigkeit einiger Küstenregionen. Erst in der „Moderne“ Japans etablierten Walfangunternehmen Anfang des 20. Jahrhunderts an allen Küsten der japanischen Inseln Walfangstationen. Mit europäischer Ausrüstung und Spezialisten begann eine Jagd im industriellen Stil. Walprodukte waren ein begehrtes weltweites Handelsgut und Beschränkungen der Jagd waren praktisch nicht vorhanden. Trotzdem blieb der Walfang nicht ohne Widerstand, die Deutung der Tiere nicht einheitlich die einer auszubeutenden Naturressource. Am Beispiel eines Aufstandes von Fischern gegen die lokale Walfangbasis im nordjapanischen Same im Jahr 1911 wird Lars Schladitz in seinem Vortrag zeigen, wie unterschiedlich die Wahrnehmung von Walen und Umwelt war.
Lars Schladitz studierte in Erfurt und Tokio Geschichts- und Sozialwissenschaften. In seinem laufenden Promotionsprojekt beschäftigt er sich mit einer transnationalen Kulturgeschichte des japanischen Walfangs.