Niedergang der Bildungslandschaft, Verrohung der Sitten, erhöhte Gewaltbereitschaft unter den Studenten: Welche Auswirkungen hatte der Dreißigjährige Krieg auf die Ausbildung an den Universitäten wirklich? Dieser Frage geht eine Tagung des Arbeitskreises „Militär und Gesellschaft in der Frühen Neuzeit“ nach, die am Donnerstag und Freitag, 6./7. Mai, in Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum Gotha für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien der Universität Erfurt auf Schloss Friedenstein stattfindet.
Im Mittelpunkt der Tagung steht die Frage nach der Gültigkeit der These vom Niedergang der Universitäten und des akademischen Lebens in Kriegszeiten. Der Historiker Thomas Kossert dazu: „Der Dreißigjährige Krieg war nicht überall im Alten Reich gleichermaßen und gleichzeitig präsent, so dass während des Krieges für jede Universität eigene Konjunktur- und Depressionsphasen zu beobachten sind“. Sowohl Studenten als auch Lehrende entwickelten verschiedene Strategien, um den Lehrbetrieb auch in Kriegszeiten aufrechtzuerhalten. Bisweilen kam es zu umfassenden Migrationsbewegungen an kriegsverschonte Ausweich¬universitäten, die nicht selten am Rande oder außerhalb des Alten Reiches lagen. Für die Forschung hilfreich erweist sich hier das aktuelle Frageinstrumentarium der modernen, sozial- und kulturhistorisch ausgerichteten Militärgeschichtsforschung, beispielsweise zum Umgang der Besatzungstruppen mit Professoren und Studenten oder etwa zur Bereitschaft der Universitätsangehörigen, sich aktiv an der Verteidigung ihres Hochschulorts zu beteiligen.
Abgesehen von den notwendigen Passagen in Gesamtdarstellungen zur Geschichte deutscher Universitäten liegen bis heute noch keine Studien vor, die sich explizit – auch und gerade in komparatistischer Hinsicht – mit dem Phänomen „Universität und Krieg“ beschäftigen. Da derzeit parallel mehrere Arbeiten zu dieser Thematik entstehen, wird es das primäre Ziel der Tagung in Gotha sein, einschlägig arbeitende Forscher zusammenzubringen, um neue Forschungsergebnisse miteinander zu diskutieren, weiterführende Fragen zu formulieren und gemeinsam neue Perspektiven zu entwickeln.
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Miriam Rieger
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