Das Historische Seminar und die Plattform „Weltregionen und Interaktionen“ der Universität Erfurt laden im Sommersemester zu einer öffentlichen Vortragsreihe unter dem Titel „Umweltgeschichte in globaler Perspektive“ ein. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Thüringer Umweltministerium, der Stadtverwaltung Erfurt sowie der Landeszentrale für politische Bildung statt - noch bis zum 6. Juli, immer dienstags von 18 bis 20 Uhr in der Kleinen Synagoge in Erfurt. Nächster Termin ist der 4. Mai. Dr. Julia Obertreis (Freiburg) spricht dann zum Thema „Von der rationalen Nutzung natürlicher Ressourcen hin zu ökologischen Problemen - die Umweltdebatte in der Sowjetunion am Beispiel Zentralasiens“. Der Eintritt ist frei.
Die rasche Verlandung des einstmals viertgößten Binnensees der Welt, des Aralsees, seit den 1960er-Jahren ist eine ökologische Katastrophe, die weltweit Aufmerksamkeit erfahren hat. Ihre historischen Hintergründe sind zum einen in der Ausweitung des Baumwollanbaus seit der kolonialen Eroberung des südlichen Zentralasiens durch das Russische Reich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu sehen, zum anderen in den gigantischen Wasserbauprojekten der sowjetischen Zeit. Der Vortrag geht auf die sowjetischen Diskussionen zu den ökologischen Problemen Zentralasiens seit den 1960er-Jahren ein und tritt der bisher dominierenden Sicht entgegen, dass Umweltschutz in der Sowjetunion erst mit der Perestrojka seit Mitte der 1980er-Jahre eine Rolle spielen konnte. Allgemeiner wird die Frage diskutiert, welchen Stellenwert und welche Chancen Umweltschutz(-politik) in den sozialistischen Staaten Europas hatte und inwiefern es eine besondere Affinität zwischen Technikbegeisterung, Gigantomanie und Kommunismus gab und gibt.
Die Referentin, Dr. Julia Obertreis, studierte Geschichte und Slawistik und wurde an der FU Berlin promoviert. Seit 2004 ist sie wissenschaftliche Assistentin bzw. Akademische Rätin am Lehrstuhl für Neuere und Osteuropäische Geschichte am Historischen Seminar der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Ihr Habilitationsprojekt „Imperial Desert Dreams. Cotton Growing and Irrigation in Uzbekistan and Turkmenistan, 1860s-1991“, wird sie in diesem Jahr abschließen.
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Monika Leetz
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