Universität Erfurt

Über die ökologische Invasion in Nordamerika : Pressemitteilung Nr.: 84/2010 - 23.4.2010

Das Historische Seminar und die Plattform „Weltregionen und Interaktionen“ der Universität Erfurt laden im Sommersemester zu einer öffentlichen Vortragsreihe unter dem Titel „Umweltgeschichte in globaler Perspektive“ ein. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Thüringer Umweltministerium, der Stadtverwaltung Erfurt sowie der Landeszentrale für politische Bildung statt  - noch bis zum 6. Juli, immer dienstags von 18 bis 20 Uhr in der Kleinen Synagoge in Erfurt. Nächster Termin ist der 27. April, Prof. Dr. Andrew Isenberg spricht dann über das Thema „The Ecology of Conquest (and Resistance): Land, Livestock, and Labor in the Spanish-American Borderlands“. Der Vortrag findet in englischer Sprache statt, der Eintritt ist frei.  

Zwei Behauptungen über die europäische Eroberung Nordamerikas scheinen unverrückbar festzustehen: Erstens seien die Urbewohner Nordamerikas durch die Einfuhr europäischer Keime, Samen und Tiere dahingerafft und dadurch der demografische Triumph der europäischen Siedler erleichtert worden. Zweitens hätten die europäischen Siedler die Arbeitskraft der wenigen amerikanischen Ureinwohner, die die Eroberung überlebten, nicht benötigt. Der Vortrag von Prof. Isenberg stellt beide Annahmen infrage. Er befasst sich mit der nördlichen Grenze Neuspaniens - die in einem Bogen von Texas im Osten über die südlichen Great Plains und Neu-Mexiko bis nach Kalifornien im Westen reichte - und soll zeigen, dass nicht alle ursprünglichen Bewohner durch die ökologische Invasion der Europäer beiseite gefegt wurden. An der Nordgrenze Neuspaniens eigneten sich Einheimische die Haustiere der Spanier an - Rinder, Schafe und Pferde - und nutzten ihre Kontrolle über Vieh aus der Alten Welt und über die Weidegründe der Neuen Welt, um bis zur Mitte des 19. Jahrhundert die dominierende Kraft in der Region zu bleiben. Als die einheimische Bevölkerung schließlich im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts von den USA unterworfen wurde, zwang man sie zur Arbeit. Entlang der Linie, die einmal die Nordgrenze Mexikos gewesen war, wurden Ureinwohner zu Arbeitern - Cowboys, Schafhirten, Vaqueros - in einer neu gestalteten Landschaft, in der ursprünglich allgemein zugängliches Land eingezäunt und der Viehbestand, einst eine Ressource der ursprünglichen Bewohner, in den Besitz der Euroamerikaner übergegangen war.  

Der Referent, Andrew Isenberg, Professor für Geschichte an der Temple University in Philadelphia, Pennsylvania, ist zurzeit Fellow am Rachel Carson Center for Environmental Studies an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Von 2001 bis 2002 war er Fulbright Senior Scholar an der Universität Erfurt.

Weitere Informationen / Kontakt:

Dr. Thoralf Klein

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