Das Historische Seminar und die Plattform „Weltregionen und Interaktionen“ der Universität Erfurt laden im Sommersemester zu einer öffentlichen Vortragsreihe unter dem Titel „Umweltgeschichte in globaler Perspektive“ ein. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Thüringer Umweltministerium, der Stadtverwaltung Erfurt sowie der Landeszentrale für politische Bildung statt - in der Zeit vom 20. April bis zum 6. Juli, immer dienstags von 18 bis 20 Uhr in der Kleinen Synagoge in Erfurt. Der Eintritt ist frei.
Das Thema Umwelt gewinnt in der gegenwärtigen politischen Diskussion immer größere Bedeutung, die Diskussion um den Klimawandel und die möglichen Erfolge von Klimakonferenzen gehören zu den Top-Themen der Nachrichtensendungen. In gleichem Maß wie die öffentliche Sensibilität für die Umweltproblematik zunimmt, scheint dieses Thema auch in den Fokus der Geschichtswissenschaft zu treten. Innerhalb weniger Jahre hat sich die Umweltgeschichte zu einer vielfältigen interdisziplinären Forschungsrichtung mit unterschiedlichsten methodischen und thematischen Schwerpunkten entwickelt. Dieses Forschungsfeld baut jedoch auf einer längeren umwelthistorischen Tradition auf, die ihre Anfänge in den 1960-er Jahren in den USA nahm und aus der sich mittlerweile ein weltweit kooperierendes und argumentierendes Wissenschaftsnetzwerk entwickelt hat. Von derartigen Fragen der Mensch-Umwelt-Beziehungen ausgehend diskutieren Umwelthistoriker heute die menschlichen Eingriffe in die Natur und deren Folgen ebenso wie die natürlichen Rahmenbedingungen menschlichen Handelns. Umweltgeschichtliche Ansätze erlauben eine bessere Erklärung agrarischer Entwicklungen ebenso, wie sie wichtige Beiträge zur Analyse der Ursachen für die Herausbildung konkreter Städtelandschaften liefern. Doch ebenso wichtig sind die Anstöße der Umwelthistoriker zur Vergegenwärtigung des Naturverständnisses einer Gesellschaft und seiner Historizität. Sie haben gezeigt, dass „Natur“ und „Umwelt“ keine eindeutigen Inhalte besitzen, sondern dass dieselbe „Natur“, je nach temporalen und soziokulturellen Rahmenbedingungen, ganz unterschiedliche Bedeutungen besaß und bis heute besitzt. Damit konnte die Umweltgeschichte zu einem besseren Verständnis der Veränderungen von Umwelt und der Bedrohungen durch diese beitragen. Sie zeigt deutlich, wie die Menschen selbst diese Veränderungen und damit neu auftretende Bedrohungen mit herbeiführten bzw. auch ihre Wahrnehmung sich so veränderte, dass sie zu einer Bedrohung wurden.
Im Zuge der Untersuchungen der Mensch-Umwelt-Beziehungen entwickelte sich in den vergangenen Jahren ein überaus vielschichtiges Bild gegenseitiger Beeinflussungen. Innerhalb der Vorlesungsreihe sollen nun folgende Themen behandelt werden:
• Umweltgeschichte als transregionaler Geschichte in globaler Perspektive
• grenzüberschreitende Probleme der Einflussnahme auf die Umwelt
• der sich ändernde Umgang mit natürlichen Ressourcen über die Zeit hinweg
• sich wandelnde Perspektiven auf die Umwelt
• die kulturell bedingte Wahrnehmung von Räumen in verschiedenen Regionen und Epochen.
„Die Vortragsreihe ist bewusst keine Tagung von Experten für Experten“, betont Dr. Thoralf Klein, der die Veranstaltung zusammen mit Prof. Dr. Susanne Rau, Dr. Reiner Prass und Lars Schladitz organisiert. „Mit der Verlegung der Veranstaltung in die Innenstadt wollen wir ein breiteres Publikum ansprechen. Und dabei zeigen wir der interessierten Öffentlichkeit, dass die Geschichtswissenschaft nicht nur eine Vergangenheitswissenschaft ist, sondern dass sie sich mit Themen beschäftigt und Einsichten zutage fördert, die in enger Verbindung zu den Problemen der heutigen Welt stehen.“
Das ausführliche Programm der Vorlesungsreihe finden Sie hier.
Weitere Informationen / Kontakt:
Universität Erfurt, Historisches Seminar
Monika Leetz
- +49(0)361/737-4430
- monika.leetz@uni-erfurt.de