Universität Erfurt

Jona. Biblische Figur - problematischer Prophet?: Pressemitteilung Nr.: 65/2010 - 22.03.2010

Der biblischen Figur Jona widmen sich Wissenschaftler in dieser Woche bei einer Tagung auf Schloss Friedenstein in Gotha. „Jona – ein problematischer Prophet?“ ist die Veranstaltung überschrieben, bei der es zahlreiche Vorträge und Diskussionsrunden geben wird. „In der Forschungsbibliothek Gotha befindet sich ein beträchtlicher Teil der zahlreichen einschlägigen Druckwerke des 16. bis 18. Jahrhunderts, die diese Rezeption dokumentieren“, erklärt Prof. Dr. Martin Mulsow, Direktor des Forschungszentrums für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien Gotha der Universität Erfurt. Deshalb freue er sich ganz besonders, dass Theologen, Bibelwissenschaftler, Judaisten, Germanisten, Vertreter der Romanistik, Amerikanistik, Volkskunde und Kunstgeschichte der Einladung des Forschungszentrums gefolgt seien.

Anhand von prominenten Wegmarken vom antiken Christentum und Judentum bis hinein in die Literatur des 21. Jahrhunderts werden die Tagungsteilnehmer in den kommenden Tagen den Jona-Erzählstoff bearbeiten. Dabei sollen auch Medien jenseits der schriftlichen Überlieferung in den Blick genommen werden. Die Konzeption der Tagung ist in enger Kooperation mit Ulrich Heinen (Wuppertal), Wilhelm Kühlmann (Heidelberg) und Johann Anselm Steiger (Hamburg) entstanden. „Nicht nur in der zeitgenössischen Exegese findet die Jona-Figur starke Beachtung“, erläutert Johann Anselm Steiger die Idee hinter der Veranstaltung, sie habe bereits seit dem Frühjudentum und dem antiken Christentum vielfältig das Interesse auf sich gezogen und zu Kommentaren, Predigten, Dichtungen und bildlichen Darstellungen angeregt. Jona-Darstellungen finden sich etwa auf antik-christlichen Sarkophagen und frühneuzeitlichen Ölgemälden. Insbesondere in der Gegenwartsliteratur, nicht zuletzt im Roman aber auch in der Versdichtung hat die Jona-Erzählung vielfältige und durchaus heterogene Adaptationen provoziert. Steiger: „Ein wichtiger Grund für die enorme Wirkung des Jona-Stoffes durch die Jahrhunderte und Epochen hindurch dürfte in dem Umstand zu sehen sein, dass das Buch Jona als einziges rein narratives Prophetenbuch des alttestamentlichen Kanons aufgrund seiner Knappheit sowie seines erzählerischen Spannungsbogens zu immer neuer Interpretation und Verarbeitung nachhaltig angestiftet hat“.
    
Am Dienstag, 23. März, wird die Tagung mit einem Abendvortrag von Johann Anselm Steiger eröffnet. Veranstaltungsorte sind Konferenzraum und Spiegelsaal der Forschungsbibliothek Gotha auf Schloss Friedenstein.

Weitere Informationen / Kontakt:

Miriam Rieger

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