„Theologie intensiv“ ist der Titel eines Studienprogramms für begabte Theologen, das die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Erfurt seit nunmehr drei Semestern anbietet. Gemeinsam lesen und erarbeiten sich darin in diesem Wintersemester acht Erfurter Studierende und eine Bamberger Kommilitonin zusammen mit Professor Christof Mandry moraltheologische Texte.
Ziel des mehrstufigen Programms „Theologie intensiv“ ist es, junge, besonders begabte Studierende vertieft mit wissenschaftlichen Fragen und Methoden vertraut zu machen und ihnen so den Weg in die Promotion schon frühzeitig zu ebnen. Die Masterclass ist offen für Erfurter und Bamberger Studierende der Katholischen Theologie. „Die Teilnahme der Bamberger Kommilitonin Elisabeth Preiß zeigt, dass unsere Kooperation mit dem dortigen Institut für Theologie gut funktioniert“, freut sich Dekan Professor Freitag. „Aber für ‚Theologie intensiv’ kann sich jeder bewerben, der zum Studium nach Erfurt kommen möchte.“ Die nächste Bewerbungsmöglichkeit startet zur Mitte des Sommersemesters.
Auch wenn beim Blick auf die verabredete Literaturliste der Eindruck aufkommt, dass eine Vielzahl an wichtigen und nicht immer einfachen theologischen Texten hohe Ansprüche an die Lektüre stellen, ist die Bilanz der jungen Theologinnen und Theologen doch mehr als positiv: So sieht beispielsweise Brigitte Benz nicht nur den zeitlichen Aufwand, den der im Zwei-Wochen-Rhythmus stattfindende „Extra-Unterricht“ mit sich bringt, sondern vor allem das lohnende Resultat: „Neben der theologischen Vertiefung und dem zusätzlichen Faktenwissen finde ich vor allem die Verknüpfung mit anderen Fragestellungen aus dem Studium wichtig“. Auch Marlen Wolff und Lucia Szymanowski sehen die gemeinsam gelesenen Texte nicht nur als Auffrischung und Vertiefung des im normalen Studienalltag Gelernten. Die Texte gewinnen für sie durch ihre zeit- und philosophiegeschichtliche Einordnung auch an neuer Brisanz. „Anspruch unserer gemeinsamen Arbeit ist es, zentrale theologische Fragen zu bearbeiten“ unterstreicht Professor Mandry. „Wir wollen gemeinsam lernen, wie theologische Probleme in der Geschichte wahrgenommen worden sind, welche Lösungen gefunden wurden und wie wir uns hierzu heute positionieren.“
Neben dem theoretischen und inhaltlichen Lernen werden die Studierenden auch mit praktischen Fragen konfrontiert. Sie lernen den Umgang mit größeren Literaturmengen genauso wie die Satz-für-Satz-Analyse bei kurzen, aber bedeutenden Texten. Und mithilfe von Kurzimpulsen, Präsentationen und auch selbst geschriebenen Essays lernen sie ihr Wissen anderen vorzustellen. „Das Studieren in der Masterclass geht über einen üblichen Lektürekurs weit hinaus“, findet Clemens Kascholke, der im 7. Semester zu „Theologie intensiv“ gestoßen ist. Die Studierenden, die allein aufgrund ihrer bisherigen theologischen Studienarbeit und ihrem besonderen Interesse an theologischen Fragestellungen in das Programm aufgenommen worden sind, werden schrittweise an die wissenschaftliche Arbeit herangeführt. So konnte Martin Nitsche bereits seine erste Rezension in der theologischen Fachzeitschrift „Theologie der Gegenwart“ veröffentlichen. Darüber hinaus genießt die Gruppe noch andere Vorzüge an der Erfurter Fakultät, etwa die Möglichkeit, sich an den verschiedenen Promotionskolloquien zu beteiligen, oder bei Exkursionen einen sicheren Platz zu haben.
Ein Höhepunkt des Programms ist die Teilnahme an den sogenannten „Senior lectures“, die einmal jährlich durchgeführt werden: Nach Prof. Dr. Otto Herrmann Pesch, der 2009 als Gastdozent nach Erfurt kam, begrüßt die Fakultät in diesem Jahr den Mainzer Reformationsforscher Prof. Dr. Rolf Decot. In einem einwöchigen Seminar vertieft die Studiengruppe mit den „Senior lectures“ nicht nur ihr Fachwissen und ihr methodisches Können, sondern lernt auch besonders ausgewiesene Wissenschaftler im persönlichen wie wissenschaftlichen Gespräch kennen.