Zum 750. Mal jährt sich in diesem Jahr der Geburtstag des mittelalterlichen „Mystikers“ Meister Eckhart, der lange Jahre am Erfurter Predigerkloster wirkte. Sein Leben und Werk zu erforschen und darzustellen, ist Ziel der 2004 gegründeten Meister-Eckhart-Gesellschaft. Ihr Präsident, der Theologe Prof. Dr. Dietmar Mieth, ist seit dem vergangenen Jahr Fellow der Kolleg-Forschergruppe „Religiöse Individualisierung in historischer Perspektive“ am Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien der Universität Erfurt. Hier forscht er zum Thema „Religiöse Individualisierung im Spätmittelalter“.
In seinem Forschungsprojekt am Max-Weber-Kolleg widmet sich Prof. Mieth dem Mystiker Meister Eckhart und fragt – ausgehend von dessen Zitat „Gott wirkt, und ich werde“ – nach den Voraussetzungen, Zusammenhängen und Wirkungen einer religiösen Individualisierung des „Mystikers“. Mystiker wird Eckhart dabei oft von denen genannt, die die Tiefe seines Denkens und die Intensität seiner Predigten bewundern.
Unter Mieths Federführung organisiert die Meister-Eckhart-Gesellschaft im Jubiläumsjahr zwei Tagungen, deren erste zum Thema „Meister Eckhart im Original: Fakten, Bilder und Legenden nach 750 Jahren“ vom 12. bis 14. März 2010 an der Katholischen Akademie in Bayern stattfindet. Die zweite Tagung nimmt weitere Zeitgenossen Meister Eckharts mit in den Blick: „Recontre à Paris 1310: Marguerite Porete, Dante, Lullus et Eckhart“. Sie findet vom 28. bis 30. Mai 2010 in Paris statt – dem Ort, an dem die Begine Marguerite Porete, deren Werk Eckhart kannte und auf deren Gedanken er Bezug nahm, im Jahr 1310 als Ketzerin verbrannt wurde. (Beginen waren Frauen in christlichen Laiengemeinschaften ohne übergreifende Ordensregel. Das Beginentum war um 1300 in Erfurt sehr verbreitet.)
In Erfurt sind von verschiedenen Institutionen Veranstaltungen zum Meister-Eckhart-Jahr geplant: von der Evangelischen Predigergemeinde, dem Katholischen Forum im Land Thüringen, der Evangelischen Stadtakademie Meister Eckhart und der Universität Erfurt. Ein detailliertes Programm wird im April vorgestellt.
Zur Person:
Für Prof. Mieth, der bis zu seiner Emeritierung 2008 den „Lehrstuhl für Theologische Ethik unter besonderer Berücksichtigung der Gesellschaftswissenschaften“ an der Universität Tübingen inne hatte, ist die Beschäftigung mit Meister Eckhart schon seit seinem Studium ein zentrales Forschungsfeld. Neben seiner Dissertation „Die Einheit von vita activa und vita contemplativa in den deutschen Predigten und Traktaten Meister Eckharts und bei Johannes Tauler“ hat er beispielsweise die Bücher „Meister Eckhart. Texte und Einführung. Überarbeitete Neuauflage der Erstauflage von 1979“ (Patmos Verlag, zuletzt 2008) und „Meister Eckhart. Mystik und Lebenskunst“ (Patmos Verlag, 2004) veröffentlicht; ein neues Buch über den „Meister“ ist in Vorbereitung für die Reihe „Denker“ des C.H. Beck Verlags. Weitere Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Sozialethik und Ethik in den Wissenschaften (insbesondere Humangenetik und Biotechnologie). Prof. Mieth war zudem Mitglied in einigen bedeutenden Ethik-Kommissionen, u.a. der Ethikberatergruppe der Europäischen Kommission in Brüssel.
Weitere Informationen / Kontakt:
Dr. Bettina Hollstein, wissenschaftliche Referentin am Max-Weber-Kolleg
- +49(0)361/737-2802
- bettina.hollstein@uni-erfurt.de