In der nächsten Veranstaltung der Ringvorlesung „Erfurter Gesellschaftsbilder“ am Dienstag, 4. Januar, referiert Dr.-Ing. Mark Escherich von der Denkmalschutzbehörde Erfurt über das Thema „Städtische Identität – städtisches Bauen. Erfurt im frühen 20. Jahrhundert“. Die öffentliche Vorlesung beginnt um 18 Uhr im Festsaal des Erfurter Rathauses. Der Eintritt ist frei.
Escherichs Vortrag ist ausdrücklich interdisziplinär angelegt und verbindet Architekturgeschichte mit stadt- und mentalitätsgeschichtlicher Forschung. Im Zentrum steht das Selbstverständnis der Stadt Erfurt, das sich seit dem Mittelalter in facettenreichen Selbstbildkonstruktionen äußert. Anhand dieser städtischen Selbstbilder illustriert Escherich, dass die speziellen Identitäten einer Stadt einen bisher unterschätzten Einfluss auf planerische Prozesse und urbanistische Wandlungen – vor allem zu Anfang des 20. Jahrhunderts – hatten, was er am Beispiel Erfurts zeigt. So kann das einseitige Bild von Architektur in der Weimarer Republik ein kleines Stück korrigiert werden. Escherich zufolge wurden nämlich die häufigen Leistungen, die aus der Vergangenheit und aus der naturräumlichen Umwelt ihre Motivation schöpften, sowie Städte, an denen die Moderne weniger in Erscheinung trat, nur unzureichend berücksichtigt.
Dr. Ing. Mark Escherich wurde 1972 geboren. Nach einer Tischlerlehre studierte er Architektur, zuletzt an der Bauhaus-Universität Weimar. Seit 2004 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Denkmalpflege und Baugeschichte der Bauhaus-Universität Weimar und seit 2008 Mitarbeiter der Denkmalschutzbehörde der Landeshauptstadt Erfurt. Escherich wurde 2008 mit einer Arbeit zu Stadtbaugeschichte und Selbstbildkonstruktionen in Erfurt 1918–1933 promoviert.
Die von Universität und Fachhochschule Erfurt gemeinsam organisierte Ringvorlesung findet in diesem Semester zum elften Mal statt. Partner der Veranstaltung sind die Stadtverwaltung Erfurt, die Volkshochschule, das HELIOS Klinikum sowie die Thüringer Allgemeine als Medienpartner. Unterstützt wird die Reihe von der Universitätsgesellschaft Erfurt e.V. sowie der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Fachhochschule Erfurt e.V. Die nächste Ringvorlesung gibt es am 11. Januar im Rathausfestsaal, ihr Titel „Die Stasi – das Schild und Schwert des DDR-Unrechtsstaates“. Referent ist dann Dr. Matthias Wanitschke, Mitarbeiter bei der Landesbeauftragten StU.