Ganz besonderen Besuch erwarten die Wissenschaftler des Max-Weber-Kollegs für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien der Universität Erfurt im November: Eine Delegation von „The Eckhart Society“ ist im Meister-Eckhart-Jahr für drei Tage zu Gast in Erfurt. Seit vielen Jahren forschen auch die britischen Wissenschaftler zum Mystiker Meister Eckhart (1260-1328), der in der Thüringer Landeshauptstadt lange gewirkt hat. Nun besuchen sie auch die historischen Orte. Dazu findet am Montag, 15. November, ein Pressegespräch statt, zu dem die Vertreter der Medien herzlich eingeladen sind. Beginn ist um 11 Uhr im Gruppenraum 1 der Universitätsbibliothek, 2. OG. Um Anmeldung wird gebeten.
„Für uns ist der Besuch der Kollegen aus Großbritannien eine wunderbare Gelegenheit zum Austausch“, freut sich Prof. Dr. Dietmar Mieth, Fellow am Max-Weber-Kolleg und gleichzeitig Vorsitzender der Meister Eckart Gesellschaft Deutschland. „Und das Interesse an Meister Eckhart zeigt auch, dass die Beschäftigung mit Leben und Werk des Mystikers längst keine verstaubte Angelegenheit, sondern auch heute noch von großer Relevanz ist.“ Das Werk Meister Eckharts wird beispielsweise als Grundlage für den interreligiösen Dialog gesehen und darüber hinaus von Anhängern des Hinduismus, des Buddhismus, des Islam und des Judentums rezipiert. Meister Eckhart ist also ein Thüringer, der nicht nur zu seiner Zeit weit über Thüringen hinaus bekannt war (z. B. als Theologe an der Universität in Paris bzw. Strasburg), sondern auch heute noch von größtem internationalen Interesse ist.
Mitglied der Delegation, die das Max-Weber-Kolleg nun in Erfurt erwartet, ist auch Dr. Jonathan Sutton von der Leeds-University. Er ist der Neffe von Ursula Fleming, die „The Eckhart Society“ im Jahr 1987 in Großbritannien gegründet hat. Fleming (1930-1992) war eine bekannte Schmerztherapeutin, die eine eigene Methode der Schmerztherapie entwickelt hat, die auf Konzentrations- und Relaxationselementen beruht. Dabei hat sie die Lehren von Meister Eckhart als Grundlage für ihre Therapie genutzt. Sie war ursprünglich katholisch und ist später über den Buddhismus auf Meister Eckhart aufmerksam geworden. Neben ihren psychotherapeutischen Werken hat sie auch ein viel beachtetes Buch über Eckhart geschrieben. Fleming hat jedoch nicht nur „The Eckhart Society“ gegründet, sondern auch den Dominikanerorden zur Rehabilitation von Meister Eckhart ermuntert. Seit der Gründung von „The Eckhart Society“ hat im englischen Sprachraum ein echter Eckhart-Boom eingesetzt, der regelmäßige Tagungen und Publikationen umfasst.