Aus Anlass der 500-jährigen Wiederkehr der Reise Martin Luthers nach Rom veranstalten der Lehrstuhl für die Geschichte des Mittelalters und das Martin-Luther-Institut der Universität Erfurt in Zusammenarbeit mit dem Augustinerkloster Erfurt am 13. und 14. November eine interdisziplinär ausgerichtete internationale wissenschaftliche Fachtagung zum Thema „Mobilität in Zeiten des Epochenwandels. Reisen in Spätmittelalter und Früher Neuzeit (1400-1600)“.
Mobilität zählt gegenwärtig zu den hoch besetzten Begriffen, sei es, dass das Wort Wünsche und Vorstellungen von Ferne und Beweglichkeit über den gesamten Globus weckt, oder sei es, dass es Ängste über verordnete Instabilität und soziale Unsicherheit hervorruft. Unter dem Begriff lassen sich unterschiedliche Formen von menschlicher Bewegung in Räumen subsumieren und im Handeln einzelner Menschen wie in demjenigen von Gruppen oder von Gesellschaften beobachten. Sie kann den Alltag prägen oder ein seltenes, vielleicht einmaliges Ereignis in einem Leben kennzeichnen. Das Erfordernis mobil zu sein, traf auch für verschiedenste soziale Gruppen der spätmittelalterlichen Bevölkerung zu, zumal nur Reisen die Alternative zum Kontakt durch Briefe und Boten darstellte. Die Forschung pflegt Zwecke und Ziele des Reisens als Ordnungsparameter anzuwenden und etwa die Reisen von Kaufleuten, Handwerkern, Pilgern, Kreuzfahrern, Gesandten, Studenten und Magistern, Entdeckern getrennt voneinander zu behandeln. Die Tagung im Augustinerkloster möchte nun demgegenüber den Fokus verschieben und Fragen der Wahrnehmung in den Vordergrund rücken. Obwohl sie nicht touristisch reisten, ist nicht auszuschließen, dass auch Reisende im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit mit allen Sinnen die sie umgebenden Lebenswelten wahrnahmen und gegebenenfalls ihre Beobachtungen und Erfahrungen in Briefen oder Berichten mitteilten.
Die Veranstalter laden deshalb in internationalem und interdisziplinärem Rahmen acht Wissenschaftler zu Vorträgen ein. Zudem wird Prof. em. Hans Schneider (Marburg) einen öffentlichen Abendvortrag halten, dem eine Podiumsdiskussion folgt. Die Beiträge sollen anschließend in einem Tagungsband veröffentlicht werden.
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