Universität Erfurt

Schloss Friedenstein als Blüte der Gelehrsamkeit?: Pressemitteilung Nr.: 198/2010 - 18.10.2010

Die Wissenskultur am Gothaer Hof unter Herzog Friedrich II. und die Entstehung der frühneuzeitlichen Orientalistik sind zwei Schwerpunkte des Veranstaltungsprogramms des Forschungszentrums Gotha der Universität Erfurt, das soeben erschienen ist. Martin Mulsow, Direktor des Forschungszentrums: „Damit benennen wir zwei Themenfelder aus dem Bereich der Frühen Neuzeit, die entscheidend zur Profilbildung dieser universitären Einrichtung beitragen werden“.


Neben zwei Tagungen, einem Netzwerktreffen und kleinen Arbeitsgesprächen wird es auf Schloss Friedenstein auch in den kommenden Monaten wieder eine Reihe von Vorträgen geben, die sich an ein wissenschaftlich interessiertes Publikum richten. Ende Oktober rückt Schloss Friedenstein, wo das Forschungszentrum seit zwei Jahren angesiedelt ist, in den Mittelpunkt der wissenschaftlichen Aufmerksamkeit. In der Tagung „Modell Gotha. Wissenskulturen am protestantischen Hof um 1700“ wird es vom 28. bis 30. Oktober um die bisher wenig beachtete Regierungszeit von Friedrich II. von Sachsen-Gotha-Altenburg gehen. Um 1700, erläutert Prof. Dr. Mulsow, habe Schloss Friedenstein eine „Blüte der Gelehrsamkeit“ hervorgebracht, die sich bis heute in den Sammlungen von Archiv, Bibliothek und Museum bewahrt habe. Frühneuzeitforscher aus verschiedenen Disziplinen werden sich dieser noch unerschlossenen Wissenskultur nähern. Fragen der Frühneuzeitforschung werden darüber hinaus in den Vorträgen von Winfried Schulze (20.10.) und H.C. Erik Midelfort (26.1.2011) behandelt. Am 8. Dezember wird Olga Fejtová (Prag), die als Gastwissenschaftlerin an der Universität Erfurt unterrichtet, über die bürgerliche Buchkultur zwischen Barock und Aufklärung sprechen.


Um die Aufarbeitung der Frühgeschichte der Orientalistik – also der Kulturen des heutigen Nahen Ostens – geht es in einem zweiten Schwerpunkt des Programms. Bereits vor der Einrichtung von eigenen Lehrstühlen im späten 18. Jahrhundert hat es nach Aussage  Mulsows ein frühes, wissenschaftliches Interesse an der orientalischen Kultur gegeben. Meist seien dies Theologen gewesen, die sich um ein besonders akribisches Bibelverständnis bemüht haben. So sei im 17. und frühen 18. Jahrhundert eine reichhaltige Literatur entstanden, die bisher noch kaum wahrgenommen worden sei. Mit der Gründung eines „Netzwerk Frühneuzeit-Orientalistik“ am 20. November, das am Forschungszentrum Gotha verankert werden soll, wird eine kleine Gruppe von jüngeren Spezialisten erste Schneisen in ein bisher wenig bearbeitetes Forschungsfeld schlagen. Renommierte Fachwissenschaftler werden daher in den kommenden Monaten öffentliche Vorträge zu diesem Themenfeld halten. So beschäftigt sich Beatrice Gründler (Yale) mit der frühen islamischen Buchkultur (15.11.2010). Und Stefan Reichmuth (Bochum) macht am 18. Januar 2011 die Netzwerkforschung fruchtbar für die Annäherung an islamische Gelehrte im 18. Jahrhundert.

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