Universität Erfurt

Überraschender Fund bei Erschließung des Perthes-Archivs : Pressemitteilung Nr.: 183/2010 - 15.09.2010

Stieler Handatlas
Stieler Handatlas

Mitarbeiter der Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt haben im Vorfeld der Jahrestagung des Arbeitskreises für die Erfassung, Erschließung und Erhaltung historischer Bucheinbände (AEB) einen überraschenden Fund gemacht: Im Zuge der seit Mai 2010 laufenden Erschließung des Archivs der Sammlungen des ehemaligen Verlags Justus Perthes in Gotha fanden sie Entwürfe des bedeutenden Grafikers und Buchkünstlers Hugo Steiner-Prag (1880–1945) zum Logo des Perthes-Verlags. Die Zeichnungen werden nun erstmals zur Jahrestagung des Arbeitskreises, der vom 16. bis 18. September im Spiegelsaal der Forschungsbibliothek zusammenkommt, der wissenschaftlichen Öffentlichkeit präsentiert.

Hugo Steiner-Prag zählt zu den bedeutendsten Gestaltern in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Neben Bucheinbänden für eine Reihe deutscher Verlage, wie Cotta, S. Fischer und Ullstein gestaltete er die Taschenatlanten des Justus-Perthes-Verlags, eine seit den 1880er-Jahren kommerziell sehr erfolgreiche Buchreihe. Ebenso konzipierte er den Einband der 10. Auflage des „Stieler Hand-Atlas´“, des kartografischen Spitzenprodukts des Verlags, die 1925 in den Handel kam. Unter den gefundenen Handzeichnungen ist auch das von Steiner-Prag gestaltete Logo für den Perthes-Verlag. Es ist ein Medaillon in Reliefprägung mit Goldpressung, auf dem die Initialen des Verlagsgründers „JP“ zu sehen sind und auf dem sich eine die vier Himmelsrichtungen anzeigende Windfahne erhebt. Sowohl die Entwürfe als auch der erhaltene Schriftwechsel zwischen dem Verlagsinhaber und Steiner-Prag vermitteln wertvolle Einblicke in den künstlerischen Schaffensprozess des Grafikers. „Wir freuen uns, diesen tollen Fund bei der Tagung präsentieren zu können“, erklärt Dr. Kathrin Paasch, die Leiterin der Forschungsbibliothek. Die 100 Teilnehmer aus dem In- und Ausland erwarte darüber hinaus aber auch eine Schau der ältesten und wertvollsten Bucheinbände, die von den Gothaer Herzögen in 370 Jahren gesammelt worden sind.

Die alljährliche, an wechselnden Orten stattfindende Tagung des Arbeitskreises für die Erfassung, Erschließung und Erhaltung historischer Bucheinbände bietet Bibliothekaren, Restauratoren, Buchbindern, Historikern und Bücherfreunden aus aller Welt die Möglichkeit, neue Ergebnisse der Einbandforschung zu präsentieren und diskutieren. Dem 1996 gegründeten Arbeitskreis ist es in den vergangenen Jahren gelungen, die Einbandforschung in der Bundesrepublik zu beleben, Projekte und Kooperationen mit ausländischen Partnern anzuregen. „Die Forschungsbibliothek Gotha stand schon lange auf der Liste unserer Tagungsorte“, sagt Andreas Wittenberg, Sprecher des Arbeitskreises. „Dass nun neben den mittelalterlichen, orientalischen und Einbänden aus dem 16. bis 18. Jahrhundert auch neue Funde auch dem Gothaer Einbandschaffen des 20. Jahrhunderts vorgestellt werden, freut uns dabei besonders.“

Weitere Informationen / Kontakt:

Dr. Kathrin Paasch

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