Universität Erfurt

Über die Geschichten hinter den Buchhüllen: Pressemitteilung Nr.: 180/2010 - 10.09.2010

Einband eines Buches aus dem Besitz von Prinz Friedrich Wilhelm von Sachsen-Weimar
Einband eines Buches aus dem Besitz von Prinz Friedrich Wilhelm von Sachsen-Weimar

Die Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt präsentiert noch bis zum 16. September 2010 in der Ausstellung „...so über die massen sauber in rothen Leder eingebunden“ im Spiegelsaal der Bibliothek historische Bucheinbände. Jeweils dienstags bis sonntags können Besucher die Geschichte historischer Bücherhüllen, die zwischen dem 13. und 20. Jahrhundert gefertigt worden sind, erkunden. Der Eintritt ist frei. Jeden Mittwoch um 15 Uhr findet darüber hinaus eine Führung statt.

In den ersten Jahrhunderten nach der Erfindung des Buchdrucks wurden Bücher ohne ihre Einbände verkauft. Ihre Hüllen erhielten sie vom neuen Besitzer des Buches. So können die Bucheinbände viele Geschichten erzählen. Wer war der Auftraggeber? Welcher Buchbinder hat den Bucheinband angefertigt? Wie kamen die Bücher in die Bibliothek? Antworten auf diese Fragen versucht die Ausstellung, die einzigartige kunsthandwerklich gearbeitete Bucheinbände zeigt, zu geben. Unter den ausgestellten Exponaten ist der Einband eines nur 16 cm großen Buches zu sehen, dessen rotbrauner Samt mit Gold- und Silberdraht sowie farbiger Seide bestickt wurde. Das Buch erhielt der damals zwölfjährige Prinz Friedrich Wilhelm von Sachsen-Weimar zu Weihnachten 1574 von seiner Mutter, Herzogin Dorothea Susanna. „Herr, regier mich durch Dein Wort“, der Wahlspruch des Prinzen, ist zusammen mit seinem Wappen auf dem Vorderdeckel des Buches zu sehen. Der Band enthält Gebete und Psalmen aus der Bibel, aus denen täglich gelesen wurde. Den Druck des Buches hatte die Herzogin beim Erfurter Buchdrucker Georg Baumann in Auftrag gegeben. Dieser sorgte auch dafür, dass 26 Exemplare in Erfurt gebunden wurden. Zwei dieser Exemplare, so hatte es die Herzogin angeordnet, sollten besonders ansehnlich gebunden werden. Darunter, so wird angenommen, zählte der Band ihres Sohnes. Ob die Herzogin, von der andere Stickereien überliefert sind, den Einband selbst bestickt hat, ist nicht bekannt. Bekannt sind allerdings ihr Porträt und die eigenhändig geschriebene Widmung an ihren Sohn im Inneren des kunstvollen Buches. Das Buch gelangte von Weimar über die Altenburger Hofbibliothek nach Gotha. Das Gothaer Herzoghaus übernahm nach dem Auslöschen der Altenburger Dynastie 1672 die dortigen Besitztümer, so auch die Hofbibliothek. Dieser Band ist eines von zahlreichen Büchern, die auf diesem Weg von Weimar nach Gotha gekommen sind. Nachzulesen ist diese Geschichte zusammen mit 37 weiteren im Katalog, der zur Einbandausstellung von der Forschungsbibliothek Gotha herausgegeben wurde.

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