Der Antiquarianismus, also das leidenschaftliche Interesse an den Altertümern, das Gelehrte und Hof bis in das 18. Jahrhundert hinein gleichermaßen erfasste, hat in den vergangenen Jahren zunehmend das Interesse der Forschung auf sich gezogen. Das Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt hat nun international renommierte Wissenschaftler zu einem Arbeitsgespräch am 6. und 7. Juli auf das Schloss Friedenstein geladen, um im kleinen Kreis Bilanz zu ziehen und weitere Forschungsfelder zu benennen.
„Die Tagung ist hochkarätig besetzt“, erläutert Martin Mulsow, Direktor des Forschungszentrums, stolz. Zu den Experten, die inmitten der ehemals herzoglichen Büchersammlung im Ostflügel des Schlosses zusammenkommen werden, gehören Ann Blair (Harvard), Frühneuzeitlerin mit Schwerpunkt Frankreich; die Kunsthistorikerin Ingrid Rowland (Notre Dame School of Architecture, Rom) sowie der Philosophiehistoriker Noel Malcolm (Oxford). Für einen Abendvortrag konnte Mulsow, der selbst längere Zeit in den USA tätig war, Anthony Grafton (Princeton) gewinnen. Der mehrfach preisgekrönte Ideenhistoriker ist auch hierzulande einem breiteren Lesepublikum durch seine kurzweiligen Bücher, u.a. über die „tragischen Ursprünge der deutschen Fußnote“, „Cardanos Kosmos“ oder „Fälscher und Kritiker“ bekannt geworden. An dem Arbeitsgespräch in Gotha nehmen außerdem Markus Völkel (Rostock), Experte für Europäische Historiografiegeschichte; Ingo Herklotz (Marburg), Kunsthistoriker mit dem Schwerpunkt frühneuzeitliche Gelehrsamkeit, und der Renaissance-Forscher William Stenhouse (New York) teil.
Gemeinsam werden die Experten auf dem Gothaer Schloss Fragen der künftigen Antiquarianismus-Forschung für den Zeitraum 15. bis 18. Jahrhundert diskutieren.