Universität Erfurt

Kartenschatz lockt Forscher aus aller Welt nach Gotha: Pressemitteilung Nr.: 145/2010 - 22.06.2010

Der Kartenschatz der Gothaer Sammlung Perthes zieht weiterhin die Aufmerksamkeit der internationalen Forschung auf sich: Jacques Lévy, Professor für Geografie an der  École polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL), wird Ende Juni zu einem ausführlichen Besuch nach Gotha kommen. Im Rahmen der vom Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt veranstalteten „Gothaer Kartenwochen“ hält Lévy am Mittwoch, 30. Juni, um 18.15 Uhr, einen öffentlichen Vortrag auf Schloss Friedenstein.

Zustande kam die Einladung auf Vermittlung von Susanne Rau, Professorin für Geschichte und Kulturen der Räume an der Universität Erfurt. „Damit ist es uns gelungen, einen ausgewiesenen Experten der kritischen Geografie für den Forschungsstandort Gotha zu interessieren“, freut sich Rau zusammen mit den Organisatoren der Kartenwochen. Der Besuch wird im Zuge der Vorbereitung einer bilateralen Kooperation von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert.
 
Neben der Kartografie beschäftigt sich Jacques Lévy in seinen Forschungen mit Fragen der Geopolitik, der Stadtplanung und der Globalisierung sowie mit Raumtheorie. Seit einigen Jahren arbeitet er an einem Dialog zwischen kartografischer „Sprache“ und geografischem Denken. Zahlreiche internationale Publikationen und Gastprofessuren in New York, Los Angeles, Neapel, São Paulo, Mexiko sowie in Berlin weisen Lévy als Wissenschaftler von höchstem internationalem Rang aus.

„Mapping Time(s). Drawing Contemporary Maps With Tools of the Past, and Vice Versa“ lautet der Titel seines Vortrags, den er nun am Mittwoch im Spiegelsaal der Forschungsbibliothek Gotha in englischer Sprache hält. Darin vergleicht Lévy verschiedene Formen der kartografischen Formalisierung und Visualisierung über die Zeiten hinweg. In der aktuellen Kartenproduktion würden, sagt Lévy, die Möglichkeiten der kartografischen Sprache nicht vollständig ausgeschöpft. Die vormoderne Kartografie biete hier zahlreiche Anregungen für die zeitgenössische Kartenproduktion: Beispiele wie die Mosaikkarte von Madaba, Karten aus dem mittelamerikanischen Raum oder Seekarten aus China zeigten eindrücklich den Reichtum einer Praxis des Verzeichnens, der heute kaum mehr erreicht werde. In seinem Vortrag plädiert Lévy dafür, Kartografie als erkenntnistheoretisches Mittel neben der Schrift zu nutzen, denn dies könne gerade in Zusammenhang mit der Dekonstruktion von Mythos und Geschichte einen wertvollen Beitrag für den wissenschaftlichen Diskurs leisten.

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