Universität Erfurt

Tschernobyl - Über den Umgang mit der Katastrophe: Pressemitteilung Nr.: 101/2010 - 19.05.2010

Franz-Josef Brüggemeier
Franz-Josef Brüggemeier

Das Historische Seminar und die Plattform „Weltregionen und Interaktionen“ der Universität Erfurt laden im Sommersemester zu einer öffentlichen Vortragsreihe unter dem Titel „Umweltgeschichte in globaler Perspektive“ ein. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Thüringer Umweltministerium, der Stadtverwaltung Erfurt sowie der Landeszentrale für politische Bildung statt  - noch bis zum 6. Juli, immer dienstags von 18 bis 20 Uhr in der Kleinen Synagoge in Erfurt. Am 1. Juni spricht Franz-Josef Brüggemeier von der Universität Freiburg zum Thema „Tschernobyl – Krisenbewusstsein und Katastrophenwahrnehmung“. Der Eintritt ist frei.

Tschernobyl war der lange befürchtete Größte Anzunehmende Unfall (GAU). Dort explodierte am 26. April 1986 ein Atomkraftwerk und setzte radioaktive Strahlungen frei, die sich über weite Teile Europas ausbreiteten. Das Unglück selbst führte innerhalb weniger Tage zu zahlreichen Toten, doch viel größer war die Sorge, dass die Radioaktivität mittel- und langfristig ganze Regionen verseuchen und tausende, wenn nicht zehntausende Opfer fordern würde. Anfangs versuchten die Zuständigen, die Folgen des Unfalls herunterzuspielen, doch bald wurde deutlich, dass keiner diese sicher einschätzen konnte. Infolgedessen breitete sich Unruhe aus, und insbesondere in Westdeutschland wurden schlimmste Befürchtungen artikuliert. Zwar blieb dort die Katastrophe aus, doch in den Gebieten um das Kraftwerk nahm die Zahl der Opfer erschreckend rasch zu, bald war von mehr als 100.000 Toten die Rede. Andere Schätzungen wiederum nannten weniger als 100 Todesfälle und bis heute hält die Debatte über die Auswirkungen des Unglücks in Tschernobyl an. Der Vortrag von Franz-Josef Brüggemeier schildert Ursachen und Ablauf der Tschernobyl-Katastrophe, erörtert die unterschiedlichen Opferzahlen und erläutert, wie in diesem Fall Politik, Medien und Wissenschaft zusammen- bzw. gegeneinander wirkten. Letztlich geht es dabei um die Frage, wie und ob es möglich ist, derart komplexe Ereignisse bzw. Technologien zu bewerten und zu kontrollieren.

Franz-Josef Brüggemeier, geboren 1951 in Bottrop, studierte Geschichte, Sozialwissenschaften und Medizin und war als Arzt tätig. Nach der Promotion in Geschichte und Medizin ist er seit 1998 Professor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität Freiburg. Brüggemeier hat zahlreiche Veröffentlichungen zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, in den vergangenen Jahren vor allem zur Umweltgeschichte und der Geschichte des Sports in modernen Gesellschaften vorgelegt, außerdem Arbeiten zur Geschichte der Medizin. Sein aktueller Schwerpunkt ist Großbritannien im 20. Jahrhundert.

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Monika Leetz


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