Noch vor dem eigentlichen Start des Sommersemesters an der Universität Erfurt findet vom 3. bis zum 6. April 2009 ein, vom Lehrstuhl für Fundamentaltheologie der Katholisch-Theologischen Fakultät gemeinsam mit dem Direktor der Kunsthalle Erfurt, Prof. Dr. Kai Uwe Schierz, veranstaltetes Seminar zum Thema „Kunst und Theologie der Karwoche“ statt.
„Das Seminar wurde bewusst auf den Beginn der Karwoche am Palmsonntag gelegt und ist ein Angebot an Studierende aller Studienrichtungen“, so Professor Dr. Michael Gabel, Lehrstuhlinhaber und Vorsitzender des Katholisch-Theologischen Fakultätentages. Es informiert über die Entstehung dieser Woche, die für Christen auf der ganzen Welt mit dem Gedächtnis des Leidens und Sterbens Jesu Christi und seiner Auferstehung den Höhepunkt des Jahres bildet. Die Übertragung der historischen Abläufe in die Feiern der Karwoche ist ebenso Thema des Seminars wie die Impulse, die diese Woche seit Jahrhunderten den Künstlern unterschiedlichster Kunstgattungen gibt. So werden unter anderem die Bedeutung des Palmsonntags, das letzte Abendmahl und die Kreuzigung Jesu ebenso wie die Erzählungen vom leeren Grab und Ostern aus der Bibel wie aus zahlreichen Kunstwerken der Stadt Erfurt erschlossen. Letztere finden sich sowohl in den Innenräumen wie an den Außenmauern aller Kirchen und Klosterbauten der Stadt Erfurt. Das Passionsfenster im Erfurter Dom erzählt von der Karwoche ebenso wie unterschiedlichste Kreuzesdarstellungen in den Kirchen. Von besonderem Wert und herausragender kunstgeschichtlicher wie religiös-spiritueller Bedeutung sind die lebensgroße Pieta im Erfurter Ursulinenkloster, die Besuchern sonst nicht zugänglich ist, wie die Einhorndarstellungen im Erfurter Dom und in der Stadt. Einen Höhepunkt eigener Art bietet die Exkursion am Palmsonntag nach Heiligenstadt zur Leidensprozession. Bei dieser Prozession handelt es sich um eine deutschlandweit beachtete Tradition der Erinnerung an das Leiden und Sterben Jesu, die bereits im Mittelalter begonnen hat, um Not zu überwinden. Die Eichsfelder haben seit Jahrhunderten besonders in Zeiten der Not und politischen Verfolgung diese Tradition bewahrt und aus ihr geistige Kraft geschöpft. Das Seminar betrachtet die Stationen der Erinnerung, die in dieser Prozession mitgeführt werden, auf ihren religiösen und kulturgeschichtlichen Gehalt hin und verfolgt auch die Spuren dieser Prozession in der deutschen Literatur bei Theodor Storm. Eine Spannung ganz eigener Art rührt aus dem Umstand, dass die Teilnehmer des Seminars aus unterschiedlichen Gegenden Deutschlands kommen und unterschiedliche religiöse Anschauungen mitbringen. Gerade dadurch erwarten sich die Teilnehmer neue Einsichten. „Die gemeinsame Auseinandersetzung mit dem künstlerisch wie religiös hoch bedeutsamen Thema der Karwoche wird von den Studierenden als Beitrag zu ihrer umfassenden Bildung verstanden, die sie aus persönlichem Interesse, inhaltlichen Studienzusammenhängen oder späteren beruflichen Erfordernissen anstreben“, so Gabel.