Die Kommunikationswissenschaft an der Universität Erfurt etabliert sich zunehmend international: Auf seiner letzten Mitgliederversammlung hat der Weltverband, die International Federation of Communication Associations (IFCA), Prof. Dr. Patrick Rössler zu ihrem Präsidenten gewählt. In der IFCA sind alle großen nationalen Vereinigungen der Kommunikations- und Medienwissenschaft organisiert. Sie koordiniert auf globaler Ebene den akademischen Austausch, Tagungen und Konferenzen, und die Veröffentlichungen in unterschiedlichen Sprachen. Patrick Rössler ist der erste deutsche Forscher, dem dieses Amt angetragen wurde. Als langjähriges Mitglied im Vorstand der deutschen Fachgesellschaft (DGPuK) vertritt er das Fach regelmäßig auf Konferenzen im In- und Ausland.
„Dass diese Ehre einem deutschen Wissenschaftler zuteil wird, war im Grunde überfällig: Unsere Forschung hat schon seit Jahren Weltniveau und braucht sich vor Amerika nicht zu verstecken“, kommentiert Rössler seinen Amtsantritt. An der Universität Erfurt beschäftigt er sich hauptsächlich mit empirischer Forschung, sein Spezialgebiet sind die Medienwirkungen. „Meine Wahl ist deswegen auch eine Anerkennung für das, was hierzulande in den letzten Jahren von meinen Kollegen und mir geleistet wurde.“
Seine zukünftige Aufgabe besteht darin, über die Informationsplattformen der IFCA die Kooperation zwischen den einzelnen, zumeist ländergebundenen Fachverbänden zu erleichtern. Die IFCA vertritt als Dachverband auch die Interessen der Forschung zu Medien und Kommunikation gegenüber der Politik und Unternehmen. „Mein Ziel ist es, hier eine stärkere Vernetzung herbeizuführen, um die immer noch stark nationalsprachlich geprägten Hochschullandschaften besser zu koordinieren.“ Gerade für Spitzenforschung, die sich um Gelder der EU und anderen länderübergreifenden Einrichtungen bemüht, ist eine solche Zusammenarbeit inzwischen unerlässlich.
Wie schwierig diese Aufgabe im Einzelfall werden kann, zeigt die Mitgliederliste der IFCA: Unter anderem sind dort die Verbände aus den USA, Russland, Japan, China, Saudi-Arabien, Australien und weiteren Staaten organisiert. Gemeinsame Sprache ist englisch, aber Rössler wird bei seiner Tätigkeit von der Erfurter Studentin Nina Reiswich unterstützt, die vier weitere Sprachen fließend beherrscht. Zur Schatzmeisterin des Verbandes wurde Dr. Helena Bilandzic bestimmt, die als wissenschaftliche Assistentin an der Universität Erfurt tätig ist.
„Die Wahl des renommierten Kollegen Professor Rössler stellt auch eine Anerkennung der Erfurter Kommunikationswissenschaft dar“, freut sich der Präsident der Universität Prof. Dr. Kai Brodersen. National belegt sie im ZEIT-Ranking des Centrums für Hochschulentwicklung seit mehreren Jahren einen Spitzenplatz. Der Vorsitz des Weltverbandes rückt den Standort nun auch international noch stärker in den Blickpunkt des wissenschaftlichen Interesses. Das betreuungsintensive Konzept des Erfurter Studiengangs ist längst zu einem Modell für erfolgreiche Hochschulbildung geworden. Es hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Absolventen hervorgebracht, die von Thüringen ins Ausland gegangen sind, um dort weiter zu studieren und zu arbeiten. Auch in der kommunikationswissenschaftlichen Forschung ist die Landeshauptstadt als Ort internationaler Tagungen, Sitz einer englischsprachigen Fachzeitschrift und kooperativer Forschungsprojekte mit Partnern in aller Welt bekannt.