Universität Erfurt

"Bildung durch Verantwortung": Pressemitteilung Nr.: 36/2009 - 11.03.2009

Lernen und soziales Engagement zu verbinden, ist das Ziel des Hochschulnetzwerkes „Bildung durch Verantwortung“, das am Montag (9. März 2009) an der Universität Würzburg ins Leben gerufen wurde. Zu den sieben Gründungsmitgliedern, die sich bislang in dem Bereich engagieren, gehören auch die Universität und die Fachhochschule der Thüringer Landeshauptstadt.

Studierende, die sich im Rahmen von Seminaren für eine nachhaltige Entwicklung an ihrer Hochschule und in ihrer Kommune einsetzen oder sich in ihrer Freizeit an einer Schule in einem sozialen Brennpunkt unterstützend als Lernpaten engagieren, sind in Deutschland eher noch eine Seltenheit. „Service Learning“ heißt diese in den USA schon weit verbreitete Methode. Dabei können Studierende Lerninhalte z.B. in kommunalen Einrichtungen oder Vereinen in der Praxis anwenden. „Persönliche und gesellschaftliche Verantwortung ist als eine wesentliche Erziehungsaufgabe anzusehen und zu entwickeln“, sagt die Professorin Dr. Bärbel Kracke, die Präsidiumsbeauftragte der Universität Erfurt für das neue Netzwerk. „Es ist unser Anliegen, das über das Studium hinaus gehende Leistungen nicht nur gefördert, sondern auch anerkannt werden“, so die FH-Vizepräsidentin für Exzellenz und Qualität, Dr. Ines Kadler.

Die Unterzeichner der Vereinbarung, die Universitäten Würzburg, Duisburg-Essen, Mannheim, Lüneburg und des Saarlandes sowie die beiden Erfurter Hochschulen wollen gesellschaftliche Verantwortung von und an Hochschulen fördern. Sie haben dazu einen Erfahrungsaustausch bei Tagungen und Workshops rund um das Thema „Service Learning“ vereinbart. Bürgerschaftliches Engagement von Studierenden ("Community Service") soll durch das Netzwerk gefördert werden. Die Universität Erfurt und die Fachhochschule Erfurt haben bereits seit 2003 eine Kooperationsvereinbarung mit der Stadt Erfurt. Man plant, „abgestimmt zusammenzuarbeiten und damit zu einer positiven Entwicklung der Stadt und der Universität beizutragen“ z.B. durch Gutachterdienste oder Praktikumsplätze. Seit 2005 erfolgten Konkretisierungen, z.B. im Marketing oder einer regelmäßig stattfindenden Ringvorlesung in Kooperation mit der Fachhochschule. Erst im Januar hatten die FH Erfurt und das „Netzwerk für Demokratie und Courage“ einen Kooperationsvertrag zur Anerkennung und Förderung von ehrenamtlichem Engagement von Studierenden abgeschlossen.

„Service Learning“ wird an der Universität Erfurt seit zwei Jahren durch die studentischen Arbeitsgruppen „Weltblick“ und „Nachhaltigkeit“ praktiziert. In der AG Weltblick wurde im Wintersemester 2007/2008 eine Partnerschaft mit einer Schule in einem sozialen Brennpunkt Erfurts begonnen, um Jugendlichen bei ihren Hausaufgaben zu helfen. Die AG Nachhaltigkeit, zu der auch FH-Studierende gehören, macht Bildung für eine nachhaltige Entwicklung (BNE) zu einem studentischen Thema mit den Schwerpunkten Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft. Seit dem Sommersemester 2007 werden studentisch organisierte interdisziplinäre Seminare im Studium Fundamentale angeboten. Hier arbeiten Studierende nach einer einführenden Theoriephase unter der Anleitung von studentischen Tutoren in kleinen Praxisprojekten. Studierende der Grundschulpädagogik organisieren Projekttage für Grundschüler zum Thema Wasser, Wald oder Papier. Studierende der Kommunikationswissenschaft arbeiten an Filmen und Radiobeiträgen zur Nachhaltigkeit, Wirtschaftsstudierende am Fundraising für das Seminar. Die Erfahrungen werden mit Universitätsdozenten systematisch reflektiert. Das Seminar wurde 2008 als ein vorbildhaftes Bildungsprojekt der Stadt Erfurt prämiert im Rahmen der Auszeichnung Erfurts als Stadt der UN-Dekade "Bildung für nachhaltige Entwicklung".

„Insgesamt zeigen die Initiativen an der Universität Erfurt wie auch der Fachhochschule Erfurt, dass Studierende grundsätzlich bereit sind, in der Gemeinde aktiv zu werden und dabei sehr eigenständig agieren“, so Professorin Kracke. Die Universität Erfurt sei bestrebt, die Etablierung von „Service Learning“ zukünftig noch systematischer zu betreiben. In einem ersten Schritt sollen Drittmittel akquiriert werden, die es ermöglichen, gemeinsam mit den Dozenten Seminare in unterschiedlichen Fächern zu entwickeln, die eine Kooperation zwischen Universität und Praxispartnern in der Region realisieren.

Weitere Informationen/Kontakt:

http://www.netzwerk-bdv.de/

Eine Auswahl der Bilder von der Netzwerkgründung stehen online zum Download als (sehr große) ZIP-Datei bereit: http://www.bildungsforschung-wuerzburg.de/index.php3?n=5_5

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