Das Max-Weber-Kolleg der Universität Erfurt begrüßt vom 4. bis 6. Juli zahlreiche internationale Wissenschaftler zu der Konferenz „Dalits and Religion“. Die Tagung findet unter der Leitung von Prof. Dr. Martin Fuchs, Professor für Religionsgeschichte Indiens am Max-Weber-Kolleg, statt und soll sich den Fragen widmen, welches Interesse Dalits –früher „Unberührbare“ genannt – an Religion haben, wie sie ihre Beziehung zum Sakralen und, vor diesem Hintergrund, ihre Relation zu anderen Menschen sehen und wie sie Leid und Unterdrückung auf der einen, und soziale Anerkennung und menschliche Würde auf der anderen Seite interpretieren.
Regelmäßig befanden sich Dalits und andere sozio-religiös benachteiligte Personengruppen in Indien in der Situation, Formen der Religiosität sowie religiöse Machtstrukturen neu verhandeln zu müssen. Ständig waren sie gezwungen, unter den denkbar schlechtesten Bedingungen ihre ökonomische Situation zu sichern, sich mit den existierenden politischen Strukturen auseinanderzusetzen und speziell das Verhältnis zu den dominanten „Anderen“ neu zu definieren. Dalits erlebten Erniedrigungen und die Verweigerung der Akzeptanz als Mitmenschen, aber sie entwickelten auch eigene Ideen, Praktiken und Ziele hinsichtlich des sozialen und religiösen Zusammenlebens. Durch die indische Geschichte hindurch waren daher die hegemoniale sozio-religiöse Hierarchie wie auch die dominanten religiösen Strömungen von Gegenentwürfen der Dalit begleitet, die zwar eigene universale Konzepte repräsentieren, welche jedoch – u.a. aufgrund des starken Widerstands dominanter Gruppen – nie selbst bestimmend wurden.
Die Konferenz betrachtet das Forschungsfeld der Religion in Indien aus einem bislang unzureichend verfolgten Blickwinkel, dem der Dalit. Er weicht damit von jenen Perspektiven ab, die in die dominanten religiösen Diskurse eingeschrieben sind. Die Kategorie der „Dalit“ umfasst eine breit gefächerte Gruppe unterschiedlich positionierter und diskriminierter Personen, deren Verhältnis zur Religiosität bisher noch nicht systematisch diskutiert wurde. Sich dieser Frage zu widmen, ist jedoch von zentraler Bedeutung, sowohl um ein Verständnis dafür zu entwickeln, wie Menschen, die systematischer Diskriminierung ausgesetzt sind, mit der Welt in Beziehung treten, als auch um das moderne Indien zu verstehen.
Beitragende: G. Aloysius (Puducherry), Ishita Banerjee-Dube (El Colegio de México), Ajay Bhardwaj (University of British Columbia, Vancouver), Saurabh Dube (El Colegio de México), Martin Fuchs (Universität Erfurt, Max-Weber-Kolleg), Sanjay Jothe (Tata Institute of Social Sciences, Mumbai), Jon Keune (Michigan State University), Joel Lee (Williams College, Williamstown), Sanal Mohan (Mahatma Gandhi University, Kerala), Joseph M.T. (University of Mumbai), Beatrice Renzi (Universität Erfurt, Max-Weber-Kolleg), Valerian Rodrigues (Mangalore University), Prithvi Datta Chandra Shobhi (Karnataka State Open University), Milind Wakankar (IIT, Delhi), Heinz Werner Wessler (University of Uppsala)